Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
Problem, denn obgleich ihr pochendes Herz seine Wahl getroffen und sie in die Nacht hinausgetrieben hatte, hatte ihr Verstand doch noch immer nicht entschieden, was sie sagen sollte … ohne wie ein leichtes Mädchen zu klingen.
Sie konnte sich nicht einfach vor der Tür aufbauen und sagen: »Callum, ich muss heute Nacht mit Ihnen zusammen sein. Stellen Sie keine Fragen, führen Sie mich nur freundlichst in Ihr Schlafgemach.« Obwohl das gewiss die rascheste und sicherste Methode wäre.
Und die ehrlichste. Schließlich schätzte er Ehrlichkeit über alles.
Das Warten vor der Haustür bereitete ihr das größte Unbehagen. Jemand könnte vorbeikommen und sie sehen, so unwahrscheinlich es an einem eisigen Abend wie diesem auch war. Nichtsdestotrotz, warum ihren guten Namen beflecken, bevor es unbedingt nötig war?
Also bog sie um die Ecke in die kleine Gasse zwischen seinem Haus und dem nächsten und hastete einige schmale Stufen hinab. Jenny stieß mit Wucht gegen den Dienstboteneingang … und zu ihrer Überraschung öffnete sich die Tür.
Mucksmäuschenstill schlich sie sich in den dunklen Flur und von dort in die hell erleuchtete Küche, wo eine mollige Köchin saß und ihren von Sahne weiß gefärbten Tee trank.
Die ältere Frau riss erstaunt die Augen auf, als sie Jenny entdeckte, und rappelte sich mühsam von ihrem Hocker hoch.
»Oh, beachten Sie mich gar nicht«, erklärte Jenny selbstsicher auf ihrem Weg durch die Küche. »Lord Argyll und ich haben eine private Angelegenheit miteinander zu besprechen, und ich wollte nicht ganz Laura Place auf mein Kommen aufmerksam machen.« Sie hielt kurz inne und wandte
ihren Kopf zu der Frau am Küchentisch um. »Wo geht’s nach oben?«
Die verwirrte Köchin hob ihren Finger und zeigte zögernd auf eine Tür zur Rechten.
»Ausgezeichnet. Vielen Dank.« Und mit diesen Worten eilte Jenny durch die Tür und die Treppe hinauf.
Es war stockdunkel, als sie das obere Ende der Treppe erreichte, obgleich ein schmaler Streifen Licht durch eine nicht ganz geschlossene Tür fiel, die in den Salon führte, wie Jenny vermutete. Sie schlich auf Zehenspitzen näher heran und hielt die Luft an, als sie sich vorbeugte, um durch den geöffneten Türspalt zu spähen.
Und da war er. Callum .
Der Sessel, in dem er saß, war ungewöhnlich zierlich im Vergleich zu seiner hoch gewachsenen, imposanten Gestalt. Dennoch saß er dort, und seine langen, muskulösen Beine ragten unter seinem Kilt hervor, ausgestreckt auf einem kleinen Schemel.
Sie schmunzelte unwillkürlich, als vor ihrem geistigen Auge das Bild eines großen, freundlichen Riesen aus einem beliebten Märchen ihrer Kindheit auftauchte.
Sie riss mit einer Hand ihre Pelerine von den Schultern, während sie mit der anderen Hand die Verschlüsse am Kragen ihrer Pelisse öffnete und diese auszog. All dies tat sie, ohne ihren Blick von Callum zu lösen.
Das markante Profil seines Gesichts und selbst die Wölbung seiner breiten Schulter unter seinem Leinenhemd zeichneten sich vor dem lodernden Kaminfeuer ab, und Jenny unterdrückte ein tiefes Seufzen.
Gott hatte diesen Mann wirklich gesegnet.
Jenny nahm ihren Hut ab und legte ihn zusammen mit ihrem Mantel und der Pelerine auf den Tisch im Vestibül. Sie bemerkte den Spiegel über dem Tisch und beugte sich vor, um
hineinzuspähen. Sie hob ihre Finger, um ihr Haar zu richten, doch ihre schimmernden Augen waren das Einzige, was sie in der Dunkelheit ausmachen konnte.
Was sollte das denn? Sie wusste ganz genau, dass sie atemberaubend aussah, denn sie hatte eine ganze Stunde auf ihre Vorbereitungen verwandt, bevor sie sich auf den Weg hierher gemacht hatte. Nein, sie wollte nur das Unausweichliche hinauszögern.
Sie hob die Hand an die Holzpanele und stieß die Tür zum Salon auf. Ganz leise betrat sie das Zimmer, dann machte sie die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel herum, der im Schloss steckte.
Callum schaute nicht auf. »Ich bin bestens versorgt, Winston. Aber ein weiterer Whisky könnte nicht schaden.«
Jennys Blick fiel auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit in der funkelnden Kristallkaraffe auf dem Tisch neben seinem Sessel. Sie ging bedächtig hinüber, nahm die Karaffe und schüttete die Flüssigkeit in einem trägen Strom in Callums leeres Glas.
Sie ging um ihn herum und atmete tief seinen rauchig männlichen Geruch ein. Ganz langsam stellte sie das Glas vor ihm ab.
Er brauchte einen Moment, bis er erkannte, dass es nicht Winston war, der neben ihm stand.
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