Stuermische Gefahr
militärisch kurz geschnitten. Er hatte ein rundes Gesicht und fast schwarze Augen. Der Mann war unverkennbar mexikanischen Ursprungs. Er war in Zivil gekleidet. „Mord kommission? Ich lag im Koma, tot bin ich noch nicht.“
„Für ihren Fall gibt es keine spezielle Abteilung , und ich war gerade frei.“
Der Tonfall des Lieutenants klang gelangweilt. Johns Hoff nungen, dass dieser Mann ihm helfen würde, begannen zu sinken.
„Auf Ihrem Ausweis steht New Orleans. Ich bin in Baton Rouge aus dem Mississippi gefischt worden. Sollten nicht die Behörden dort zuständig sein?“
„Überlastet. K eine Sorge ich arbeite mit denen zusammen.“
John nickte. „ Triple L “ schien also nicht begeistert zu sein, dass er diesen Fall hatte. Das wurde immer offensichtlicher.
„Ich habe mit den Ärzten gesprochen. Sie können sich also an nichts erinnern. Angeblich kann das passieren nach einem Schlag auf den Kopf.“ Lopez beugte sich nach vorn. Der Stuhl ächzte ein wenig. „Sollte das eine Masche sein, um ein Verbrechen zu vertuschen, finde ich das raus. Verstehen wir uns?“
John beugte sich ebenfalls vor. „Sollte ich ein Verbrechen begangen haben, werde ich dafür einstehen. I ch hatte gehofft, dass sie mir helfen würden herauszufinden , wer ich bin, anstatt mich gleich zu verurteilen.“
Seelenruhig packte der Lieutenant ein Kaugummi aus und begann genüsslich darauf rumzubeißen. „Ich habe das Foto, das Sie bei sich trugen , gescannt und nach Baton Rouge geschickt. Bisher keine Ergebnisse. Ihre Fingerabdrücke haben uns auch nicht weitergeholfen. Jetzt sind Sie an der Reihe.“
„Ich kann mich nicht erinnern.“
„Sie scheinen aus Texas zu kommen, ihrem Akzent nach.“
„ S chicken Sie doch das Foto an die dortigen Behörden.“ Musste er dem Mann erklären wie er seinen Job machen sollte?
„Vielleicht mache ich das. Texas ist groß.“
Vielleicht? John wurde ungeduldig. „Hören Sie mal. Es ist kein Vergnügen hier zu liegen und nicht zu wissen, wer ich bin, geschweige denn, wer mich in den Mississippi geworfen hat. Anscheinend wollte mich jemand umbringen. Wenn derjenige morgen hier ins Zimmer spaziert , würde ich ihn nicht mal erkennen. Sollte Sie das Ganze nicht etwas mehr interes sieren ? “
„Ich weiß , wie ich meine Arbeit zu machen habe.“
John musste sich zusammenreißen , nicht die Augen zu ver drehen. „Was soll mit mir passieren, wenn ich entlassen werde? Ich weiß nicht wohin, ich habe kein Geld, keinen Job.“
„Dafür ist der Sozialdienst zuständig. Die haben unten im Krankenhaus eine Abteilung.“ Er zog eine Visitenkarte aus seiner Innentasche. „Wenn Sie sich an etwas erinnern, melden Sie sich bei mir.“
„War das alles?“
Lopez zuckte nur mit den Schultern und verließ den Raum. Johns gute Laune nach seinem Gespräch mit Mia war dahin. Er hatte sich mehr von der Polizei erhofft. S o wie es aussah, war er nur einer der unzähligen Fälle, die ungelöst in einem Aktenschrank landeten.
French Quarter, New Orleans
Scarlett hatte ihren freien Tag. Besser gesagt, ihre freie Nacht. Sie hatte bis zum frühen Nachmittag geschlafen. S ie war immer wieder aus ihren Träumen hochgeschreckt. Erinnern konnte sie sich kaum. Irgendwas hatten sie mit ihrem Patienten zu tun, denn sein Gesicht, vor allem seine blauen Augen waren immer präsent, wenn sie aufgewacht war.
Sie wusste, dass Lily heute ebenfalls frei hatte und aus einem Impuls heraus hatte sie sich angezogen und war ins French Quarter aufgebrochen. Sie hatte sich über ein Jahr zurückge zogen, war immer für sich allein gewesen. Sie musste einfach mal raus. Leider hatte sie keine Ahnung, wo Lily wohnte. Natürlich hatte sie auch keine Ahnung, ob es ihr recht war, wenn sie einfach bei ihr aufkreuzte. Daher hatte sie überlegt , Lilys Schwester Zara im Voodooladen aufzusuchen und nachzufragen. Der Name des Ladens – Phoebe’s Spirit war das Einzige, was sie an Informationen hatte.
Wie immer war das French Quarter voller Touristen. Was kein Wunder war, denn hier konnte man fast alle Hauptat traktionen bestaunen. Die Bourbon Street mit ihren Strip lokalen, die Royal Street, die gleichzeitig die Hauptstraße darstellte, mit den malerischen Gebäuden, die man auf den Postkarten aus New Orleans bestaunen konnte. Selbst Scarlett konnte sich dem schönen Anblick der schmiedeeisernen Balkone und Gebäude im Greek Revival-Stil nicht entziehen. Viel zu selten hatte sie Ausflüge hierher unternommen. Der Jackson
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