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Stuermische Gefahr

Stuermische Gefahr

Titel: Stuermische Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alia Cruz
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zu tun, was er sagte? Nur weil er vor elf Jahren einen Fehler gemacht hatte. Wobei er bis heute überzeugt war, dass es kein Fehler war. Seine Cousine wäre nicht mehr gesund geworden. Damals hatte er als Anästhesist gearbeitet, obwohl er auch die chirurgische Ausbildung mit Bravour hinter sich gebracht hatte. Sie war der Grund gewesen, warum er letztend lich Hirnchirurg geworden war. Sie hatte einen Tumor gehabt, der nicht zu entfernen gewesen war. Der Tumor war immer weiter entartet und drückte auf viele Funktionszentren im Gehirn. Als er sie erlöst hatte, war sie schon gelähmt gewesen, hatte nicht mehr sprechen können. Sie hatte nicht schlucken können und lag als körperliches Wrack im Bett. Während ihr Körper taub geworden war, mussten die Schmerzen in ihrem Kopf unerträglich gewesen sein. Dennoch hätte sie so noch mindestens ein Jahr vor sich hin vegetieren müssen.
    Seine Tante hatte ihn darum gebeten. E r hatte gewusst, dass Madeleine, seine Cousine, es auch gewollt hatte. Also hatte er ihrem Leben unauffällig ein Ende bereitet. Er hatte ihr ein Narkosemittel in einer hohen Dosis gespritzt , und sie war sanft eingeschlafen. Den Totenschein hatte er auf Herzversagen ausgestellt. Nicht ungewöhnlich in solchen Fällen , und glücklich waren die Patienten , bei denen es rechtzeitig passierte. Madeleine hatte nicht zu diesen glücklichen Men schen gehört. Da hatte er erst nachhelfen müssen.
    Wie hatte dieses verdammte Arschloch dahinterkommen können? Nur seine Tante wusste davon. Die saß mit Demenz in einem Altenheim. Waren Camerons Leute bei ihr gewesen? Aber es änderte nichts. Er sollte sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. „Hören Sie, das ist kein Routineeingriff. Sie werden sich danach ausruhen müssen. Ich muss Ihnen Tabletten verschreiben, die starke Nebenwirkungen haben. Vier Wochen sollten Sie sich ruhig verhalten.“
    Evans winkte ab. „In einer Woche haben Sie mich wiederhergestellt. Ist das klar?“
    „Ich bin Arzt und nicht Gott.“
    Evans lautes Lachen erfüllte den Raum. „Gott wird maßlos überschätzt. Wir Menschen sind es, die die Regeln machen. Alles ist möglich.“
    Der Typ glaubte wirklich daran. Lance kam die Galle hoch. „Also schön. Ich brauche noch ein paar spezielle Instrumente. Eine Sonde …“
    „Sagen Sie Turner, was Sie brauchen.“
    Wie auf Kommando trat ein glatzköpfiger, dürrer Mann ein. Evans klopfte Lance auf die Schulter.
    „Ich habe zu tun. Ich weiß, ich muss morgen f rüh nüchtern sein, also sparen Sie sich das Geschwafel und machen Sie den Mund wieder zu. Nur noch ein Hinweis. Mein Leibwächter Charly wird sie beobachten. Ein absichtlicher Fehler und …“
    Den Rest des Satzes ließ er im Raum stehen und überließ es Lance , sich auszumalen, was dann passieren würde.
     
     
    New Orleans
     
    Sie hatten schweigend die Eier mit Speck gegessen. John hatte gehofft, dass Scarlett nach allem, was zwischen ihnen war, bereit wäre zu reden. Er war mehr als neugierig. Diese Frau löste etwas in ihm aus. Mittlerweile hatte es nichts mehr mit ihrer Stimme zu tun und dem Gefühl, dass sie die Einzige sei, der er vertrauen konnte. Da war jetzt etwas anderes. Er wollte, dass es ihr gut ging. Er wollte verdammt noch mal, dass sie glücklich war. Aber danach sah sie nicht aus. Und wahrscheinlich war er der Letzte, der sie glücklich machen konnte. Nicht so lange er nicht wusste, wer er war und warum jemand ihn umbringen wollte. Wahrscheinlich würde er ihr nur schaden , und das war das Letzte, was er wollte. Bei dem Gedanken seufzte er , und sie sah zu ihm auf.
    „Bist du satt geworden?“
    Erst jetzt bemerkte er, dass er alles aufgegessen hatte , während sie wohl nur in ihrem Essen herumstochert e . Er hätte gern ihre Hand genommen. Sie gefragt, ob alles in Ordnung sei, aber er wusste, dass sie das nicht wollen würde. Und wenn er sie berührte, würden sie zwangsläufig wieder auf der Couch landen. Gott, was war nur los mit ihm? Er dachte doch sonst nicht mit seinem Schwanz. Nicht? Woher wollte er das wissen? Frustriert schob er den Teller von sich. „Ja, danke, ich bin satt.“
    „Bevor ich zur Arbeit muss, sollten wir testen , ob du dich erinnern kannst.“
    „Hast du eine Ahnung, wie man das anstellt?“
    Sie räumte die Teller ab und lehnte sich an die Spüle. „Wir müssen es zumindest versuchen.“
    Er nickte. Sie goss noch Kaffee nach und setzte sich wieder an den Tisch. Selbst wenn sie Kaffee eingoss , schien sie sich mit einer

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