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Stuermische Gefahr

Stuermische Gefahr

Titel: Stuermische Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alia Cruz
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hatte und nicht noch schnell über die Ampel gefahren war. Er brauchte eine Waffe. Dringend. Er dachte an Scarlett. Die musste er auch noch finden, aber erst, wenn sein Bruder in Sicherheit war und Evans ausgeschaltet. Er griff nach Scarletts Handy. Die Nummer hatte er im Kopf. Seit Jahren hatte er sie nicht mehr benutzt. Aber jetzt war es so weit. Die Folgen waren egal. Es ging schließlich um seinen Bruder. Er hätte diesen Anruf schon vor dem verhängnisvollen Abend am Hafen tätigen sollen. Aber er hatte mal wieder alles im Alleingang tun wollen. Nach dem zweiten Kling eln wurde mit einem mürrischen Ja abgehoben.
    „Aidan hier.“
    Die Überraschung war der Stimme am anderen Ende anzuhören. „Aidan?“
    „Ich brauche deine Hilfe.“
    Die Stimme lachte. „Die wolltest du doch nicht mehr. Was ist das eigentlich für eine Nummer?“
    „Ist das nicht egal?“
    „Deine ist es nicht.“
    „Woher kennst du überhaupt …“ Er beließ es dabei. Natürlich wussten sie alles von ihm. Wenn er gedacht hatte, er sei raus, dann hatte er sich etwas vorgemacht. Also sagte er: „Du weißt, was passiert ist?“
    „Du warst von unserem Schirm runter. Du hast Urlaub genommen und bist verschwunden.“
    „Ach, mehr wisst ihr nicht? Dein Laden lässt nach.“
    Wieder dieses Lachen am anderen Ende der Leitung. „Du bist uninteressant geworden. Du hast es so gewollt. Steckst du in Schwierigkeiten?“
    „Genau genommen mein Bruder.“
    „Das war abzusehen, dass das passiert.“
    „Er hat sich bei Cameron Evans eingehackt. Die haben ihn. Ich muss alles über Evans wissen, und ich brauche Waffen.“
    „Du bist wieder an Bord?“
    „Nein.“
    „Dann kann ich dir nicht helfen.“
    „Warte.“ Aidan hätte fast zu fest auf das Gaspedal gedrückt. Er wollte nicht zurück. Niemals. Aber so wie es schien, blieb ihm keine Wahl. Er dachte an Scarlett. Wenn er jetzt diesen Schritt ging, dann würde er sie nie wieder sehen. Dann hätte es keinen Sinn. „Also schön.“ Vielleicht kam er ja auch wieder raus aus der Nummer.
    „Es trifft sich gut, dass du dich für Evans interessierst. Der steht eh auf der Liste.“
    „Ach ja?“
    „Wir sehen uns morgen in Baton Rouge. Ich rufe dich auf dieser Nummer an , und du bekommst deine Anweisungen.“
    Aidan legte auf. Er war wieder im Geschäft. In dem Geschäft, dem er vor Jahren den Rücken gekehrt hatte. Aber einmal ein Killer, immer ein Killer.
     
    *
     
    Scarlett zerbrach es fast das Herz , Lily belügen zu müssen. Sie standen vor dem Thunderbird, den sie für 600 Dollar von Madame Phoebe bekommen hatte. Lily war bereits in Krankenhauskluft, sie hatten nicht mehr viel Zeit , um sich zu verabschieden.
    „Meldest du dich?“
    „Es ist besser, wenn ich es nicht tue.“ Scarlett umarmte Lily. „Danke für alles.“
    „Ich habe doch kaum etwas tun können.“ Sie blinzelte mehrmals. „Verdammt, jetzt werde ich noch zur Heulsuse.“
    In Scarletts Magengrube lag ein dicker Klumpen. Und die Glock, die sie heute in einem zwielichtigen Laden für viel zu viel Geld gekauft hatte, wog Tonnen in ihrer Handtasche. Lily glaubte, dass sie nach New York wollte. Sie hatte ein anderes Ziel. Es war verrückt. Aber sie sah keinen anderen Ausweg. Sie musste sich befreien. Wie auch immer alles ausgehen würde.
    „Fahr vorsichtig.“
    „Das werde ich.“ Ein Windstoß fuhr durch ihre Haare. Der Wind brachte keine Abkühlung, er war auch am Abend noch glühend heiß. Trotzdem bekam Scarlett eine Gänsehaut. Sie würde Lily nicht wieder sehen. Niemals. Woher wusste sie es auf einmal mit solcher Bestimmtheit? Vielleicht weil sie befürchtete, dass sie den Trip nach Baton Rouge nicht überleben würde. Was dachte sie sich nur dabei? In Camerons Haus reinmarschieren, ihn um ein Gespräch bitten? Darauf würde er sich doch nie einlassen. Deswegen musste sie eine Waffe mitnehmen. Sie musste auf das Schlimmste gefasst sein.
    Wut und Hass, die sie all die Jahre unterdrückt hatte, ver drängten alle anderen Gefühle in ihr. Es war genug. Das Bild ihrer Mutter erschien vor ihrem geistigen Auge und dann die blauen Augen von John/Aidan, die sie so tief berührt hatten.
    „Brauchst du noch irgendwas?“
    Scarlett schüttelte den Kopf. Sie musste sich langsam aufraffen und losfahren, sonst stünden sie morgen früh noch hier. „Pass auf dich auf, Lily.“
    „Du auch. Und grüß mir New York. Da wollte ich schon immer mal hin.“
    Scarlett konnte ihre Freundin nicht länger ansehen. Sie würde New York nicht

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