Stuermische Gefahr
grüßen können. Sie stieg ins Auto, hob noch einmal die Hand zum Abschied . Dann startete sie den Wagen und schaute nicht mehr in den Rückspiegel. Aber sie wusste, dass Lily noch dort stand und ihr nachsah. Sie spürte ihren Blick. Aber wie hätte sie überhaupt in einen Spiegel sehen können? Sie war auf dem Weg nach Baton Rouge. Sie war auf dem Weg zu dem Menschen, den sie nie wieder hatte sehen wollen. Sie musste einen letzten Versuch starten , sich von ihm zu befreien.
9
Donnerstag, 25. August 2005
Baton Rouge
Lance schüttelte bedauernd den Kopf. „Es tut mir leid, Sie werden Narben davontragen.“
Barrett sagte nichts. Das Schmerzmittel wirkte zwar, aber den Mund zu öffnen , würde wieder mit Schmerzen verbunden sein. Es war egal. Niemand würde ihn mehr sehen. Sie würden bald weitaus Schlimmeres mit ihm anstellen, als ihm das Gesicht zu zerschneiden. Es war unwichtig. Es zählte nur, dass das Pentagon jetzt wusste, dass da ein Monstersturm im Anmarsch war.
Der Arzt, der sich ihm als Lance Del Monte vorgestellt hatte wurde wieder aus dem Raum geführt. Er war keiner von den Bösen. Er war ein Gefangener wie er selbst. Turner stellte den Fernseher an. Er grinste.
Barrett starrte auf die Breaking News. Der Sturm war mit unglaublicher Wucht auf Florida geprallt. Katrina war schnell zu einem Hurrikan der Stufe 1 geworden. Sie waren unvorbereitet , und es war seine Schuld. Er hätte sich eher weigern müssen. Hätte etwas unternehmen müssen. Das zer schnittene Gesicht hatte er in gewisser Weise verdient. Katrina hatte ihren Landfall in der Nähe von Florida gemacht. Zwischen den Städten Hallandale und Aventura. Sie schwächte sich ab. Es hatte Tote gegeben. Barrett schloss die Augen. Die Wetterfrösche waren zuversichtlich, dass Katrina an Land an Kraft verlieren würde. Das war immer so. Sie würde in einigen Stunden nur noch ein starker Sturm sein. Sie waren in seinen Augen zu zuversichtlich. Denn Katrina würde Kurs auf den Golf von Mexiko nehmen , um Kraft zu tanken.
Hoffentlich wussten sie es jetzt auch. Hoffentlich. Er hatte alles ausgewertet. Die hohen Temperaturen und die ringförmige warme Meeresströmung im Teil des Golfes von Mexiko, den man Loop Current nannte, würden Katrina mit Energie versorgen. Wenn es ganz schlimm kam mit einer unvorstellbaren Energie. Eventuell würde dieser Sturm so viel Kraft haben, wie kein Sturm je zuvor. Aber er konnte jetzt nichts mehr tun. Das Schmerzmittel benebelte ihn.
I hm war alles scheißegal. Vielleicht würde der Sturm bis nach Baton Rouge reichen und sie alle auslöschen. Er hörte den Nachrichtensprecher, der Katrina als minimalen Hurrikan bezeichnete. Katrina hatte sich abgeschwächt. Verdammt, wussten sie denn nicht, dass sie über den feuchten Everglades auftanken würde? Hatten sie denn keine Berechnungen gemacht? Oder hofften sie einfach und ignorierten das Szenario für den schlimmsten Fall? Er hörte Turners Stimme.
„Wir erwarten heute Ergebnisse, was die Drohnen und Satelliten in Nordafrika angeht.“
Ach ja, da war ja noch was. Er schloss die Augen.
*
Aidan hatte sich an den Kofferraum gelehnt und betrachtete den Mann, der mit einem Cowboyhut auf ihn zukam. Corey Snyder hatte sich nicht verändert. Immer noch der typische Texaner.
„Du hast dich persönlich nach Louisiana begeben?“
Ein Zahnpastalächeln war die Antwort auf Aidans Bemerkung. „Wenn mein bester Mann wieder an Bord ist, sollte ich das wohl.“
„Hast du alles, was ich brauche?“
Corey deutete in die Richtung , aus der er gekommen war. „Der Wagen gehört dir. Papiere, Waffen, alles da drin.“
Aidan nickte. Nie wieder hatte er solch eine Übergabe machen wollen. Und jetzt war er doch wieder an diesem Punkt angelangt. Corey sah ihn an. Heute mit grünen Augen. Seit der Typ sein Boss geworden war, wechselte er die Augenfarbe wie andere die Socken. Er musste einen ganzen Schrank voller farbiger Kontaktlinsen haben. Nur das Outfit blieb immer das gleiche. Hellgrauer Anzug, passender Stetson und schwarze auf Hochglanz polierte Schuhe.
„Ich weiß, dass es dir um deinen Bruder geht. Aber du hast in erster Linie einen Job zu erledigen.“
„Du kennst mich, du musst mir das nicht extra sagen.“ Aidan hatte kein Bedürfnis nach einem Gespräch, aber dem würde er nicht entkommen können.
„Evans geht zu weit. Eliminiere ihn. So einen können wir nicht als Gouverneur gebrauchen, geschweige denn ins Weiße Haus lassen.“
„Und wie immer
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