Stuermische Gefahr
Heimatstadt erschien vor seinem inneren Auge. Er sah das Haus vor sich, in dem er gewohnt hatte. Sah seinen Bruder mit einem Laptop auf der Veranda sitzen. Die Handtasche fiel zu Boden, als grelle Lichtblitze vor seinen Augen zuckten. Manor. Aidan Manor, das war sein Name. Und dann war alles wieder da!
24. August Villa von Cameron Evans, Baton Rouge
Lance hatte kaum geschlafen. Mehrmals war er bei seinem Patienten gewesen. Cameron Evans ging es weiterhin recht gut. Er war noch sehr müde, aber bereits ansprechbar. Unglaublich. Der Mann war zäh. Lance hatte geduscht , und jetzt gab es nur noch eines für ihn zu tun. Diesen verdammten Fall abgeben und von hier verschwinden. Die Frage war nur, würde man ihn lassen , und was war mit Rosa?
Er knöpfte sein Hemd zu und dachte darüber nach, wie bizarr diese ganze Situation war. Noch vor ein paar Tagen war sein Leben vollkommen in Ordnung gewesen. Erfolgreicher Arzt und zukünftiger Klinikleiter. Und jetzt? Er hatte keine Ahnung, ob man ihn überhaupt hier lebend herauslassen würde. Er machte sich da nichts vor. Er hatte etwas gesehen, was er nicht hätte sehen dürfen. Die halbe Nacht hatte er sich den Kopf zerbrochen, was der Bruder seines Amnesiepatienten hier verloren hatte. Wusste Evans, dass er wusste, wer der Typ war? Er war gefangen in einem Puzzlespiel.
Die Tür zu seinem Zimmer wurde geöffnet und unterbrach seine Gedankengänge. Es war einer von Evans Gorillas, aber er war nicht allein. Er hielt Rosa am Arm fest.
„Mr. Turner meinte, Sie sollten sich die Frau mal ansehen.“
Rosa wurde unsanft in den Raum geschubst , und dann verschwand der Security-Mann.
Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Er hatte gelogen. Hatte sie instinktiv mitgespielt, als man sie nach ihrem Gesundheitszustand befragt hatte?
„Wie ich hörte, haben Sie Kreislaufschwierigkeiten?“
„Ja.“
Sie rollte ihre Augen nach oben. Sie schien ihm etwas mitteilen zu wollen. Gab es tatsächlich Kameras in diesem Raum? Er musste davon ausgehen. Dann hatten sie ihn die ganze Zeit beobachtet. Er hätte um sich schlagen können.
„Ist Ihnen übel?“
„Ja.“
Na toll, wie sollten sie sich austauschen, wenn sie beobachtet und abgehört wurden? Wahrscheinlich hatte man sie zu ihm gebracht , um ihn in eine Falle zu locken. Sie benutzten sie und wollten so herausfinden, was er wusste und dachte. Gott, wie paranoid war das alles. Er nahm ihre Hand , um ihren Puls zu fühlen. Er konnte den Blick von ihren schwarzen Augen nicht abwenden. Ihr Puls ging regelmäßig, nicht dass er wirklich ernsthaft mitgezählt hätte. Dazu war er nicht in der Lage. Ihr Blick fesselte ihn viel zu sehr. Er musste sich zwingen das Spielchen weiterzuspielen. „Welche Symptome haben Sie sonst noch?“
„Mir ist schwindelig und kalt.“
Er nahm ein Stethoskop, fieberhaft überlegte er, wie sie ungestört miteinander reden könnten. D ann hatte er eine Idee. Es gab einen kleinen Fernseher in der Ecke. Beiläufig nahm er die Fernbedienung und schaltete das Gerät an. Eine Soap lief im morgendlichen Programm, er machte lauter.
Er tat so, als höre er sie weiter ab und betrachtete ihre Augen. Leise fragte er: „Was hat das alles zu bedeuten? Wer sind Sie?“
„Wir kommen hier beide nicht lebend raus. Sie hätten ihn gestern töten sollen.“
Da war so viel Hass in ihrer Stimme, dass er fast einen Schritt zurückgetreten wäre. Aber sie hatten nicht viel Zeit. „Was hat er Ihnen angetan?“
„Ich bin nur sein Zimmermädchen. Aber ich werde tun, was ich kann , um Ihnen zu helfen , hier zu verschwinden.“
„Ich werde nicht ohne dich gehen.“
Sie starrte ihn an.
Er hörte Schritte und die kamen nicht aus dem Fernseher. „Weißt du, was es mit dem Mann in dem Zimmer oben auf sich hat, der mit den Computern?“
„Nein.“
Die Tür wurde geöffnet. Turner betrat mit einem Grinsen den Raum. Er schaltete den Fernseher aus. „Und wie ist die Diagnose?“
„Sie benötigt ein Kreislauf stärkendes Mittel und Ruhe.“
Turner lachte. „Sobald Mr. Evans wieder auf dem Posten ist, wird er ihr schon den Kreislauf wieder zurechtrücken.“
„Ich muss ihr noch Blut abnehmen.“
Turner wartete mit verschränkten Armen , und dann musste Lance machtlos zusehen, wie Rosa aus dem Zimmer geführt wurde. Turner kam näher. „Wissen Sie, Mr. Evans ist so begeistert von Ihnen, dass er Sie hierbehalten wird, als sein persönlicher Arzt.“
„Sie können mich nicht einfach hier festhalten. Ich werde
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