Stuermische Gefahr
entscheidest du das.“
„Nicht nur ich. Und das weißt du.“ Corey legte seine Hand auf Aidans Schulter. „Du bist ein SAJ. Du stehst auf der Seite der Guten.“
„So was gerät in Vergessenheit, wenn man ständig Leute umbringen muss.“ Er konnte die Bitterkeit in seinem Ton nicht verhindern.
Corey lächelte. Der Mann musste über 50 sein, man sah ihm das aber nicht an. Er hatte sich in den fast 20 Jahren, die Aidan ihn kannte, nicht wesentlich verändert. Das alles schien Lichtjahre her zu sein. Mit 14 war er in eine Gang geraten. Er war ein ziemlich anstrengender Teenager gewesen. Als er 16 wurde, starben seine Eltern bei einem Unfall und ließen ihn allein mit einem 5 - jährigen Bruder. Eine Großtante hatte sich zwei Jahre um sie gekümmert. Die einzig lebende Verwandte, die sie noch hatten.
Die Frau hatte sie fast wie Gefangene behandelt. Als er 18 wurde, hatte er die Verantwortung für seinen Bruder allein übernommen. Er wollte ein gutes Leben für seinen Bruder, wollte dass er studieren konnte, dass aus ihm etwas wurde. Er wollte in die Army, aber wie hätte er sich da um seinen Bruder kümmern sollen? Dann war Corey Snyder in sein Leben getreten.
Corey hatte ihm nie verraten, wie er auf ihn aufmerksam geworden war. Aber er hatte ihm ein Angebot gemacht, das er nicht abschlagen konnte. Geld, einen guten Job und eine Ausbildung, ein Haus und Hilfe für seine n Bruder. Er bekam ein sorgenfreies Leben. Sie kreierten es ihm. Der Lektorenjob wurde zur Tarnung, aber auch zu einem Job, der ihm Spaß machte. Er bekam eine Haushälterin, die ihm auch mit seinem Bruder half, immer dann, wenn er etwas zu „erledigen“ hatte. Denn sein eigentlicher Job war ein anderer.
Er war ein SAJ – Special Agent of Justice. Ein Agent, der für die Regierung arbeitete. Für welche Leute genau wusste Aidan bis heute nicht. Er wollte es auch gar nicht wissen. Er kannte nur Corey, seinen direkten Chef , und ab und an war er mal mit anderen Agenten zusammengetroffen. Das war alles. Es gab nur eine Sache, die er wusste. Sie waren eine Spezialeinheit , von der noch nicht einmal der Präsident wusste. Die Fäden wurden von anderen gezogen. Denn im Grunde ging es darum , bereit zu sein. Bereit zu sein, den Präsidenten zu eliminieren, wenn er nicht mehr tragbar sein würde. Darauf wurden sie vorbereitet. In der Zwischenzeit waren sie damit beschäftigt , Leute wie Evans auszuschalten , um es eben nicht zum Ernstfall kommen zu lassen. Machte ihn das zu einem von den Guten? Das war immer eine Sache des Standpunktes.
„Aidan? Hörst du mir zu?“
Aidan grinste. „Ich habe gerade über Kennedy nachgedacht. War er einer von den Bösen?“
Corey lachte auf. „Das hast du mich schon an deinem ersten Tag gefragt.“
„Und du sagtest, nur Gott könne das letztendlich entscheiden.“
„Darauf hast du gefragt, ob du mich dann lieber Gott nennen sollst. Du hattest schon immer ein loses Mundwerk und warst zu neugierig. Aber dein Bruder scheint noch schlimmer zu sein. Er steckt tief in Schwierigkeiten.“
Die Zeit des Plauderns war vorbei. Corey wedelte mit einer Akte vor Aidans Nase. „Warum habt ihr nicht schon eher etwas unternommen? Warum habt ihr mich nicht gewarnt?“
Corey schüttelte theatralisch mit dem Kopf. „Ich wollte, dass du freiwillig zurückkommst. Und als dein Bruder zufällig an unsere Zielperson geraten ist, dachte ich, das muss Schicksal sein.“
„Ihr habt mich nie wirklich gehen lassen, oder?“
Coreys Zahnpastalächeln verschwand. „Einmal ein SAJ, immer ein SAJ. Ich hätte es bedauert, wenn ich diesen einen Befehl hätte geben müssen.“
Aidan hatte es gewusst. Zwei Jahre hatte er sich vorgegaukelt, dass er seinem Lektorenjob nachgehen konnte und ihm nichts passieren würde. Dass man ihn in Ruhe ließ. Dass er ausgestiegen war. Aber jetzt stand er hier. Er hatte keine Wahl, nicht nur , weil er seinen Bruder retten musste. Wenn er weiterleben wollte, dann als SAJ. Ob es ihm gefiel oder nicht. „Dann sag mir, was ich wissen muss.“
„Evans kommt aus einer Ölmulti-Dynastie. Sein Vater und Großvater hatten nie politische Ambitionen. Aber beide waren streng und ehrgeizig. Laut Profil und psychologischem Gutachten hat Evans schon in seiner Kindheit Schaden davongetragen. Die Familie hatte eine Ku-Klux- K lan Vergangenheit , und alle waren große Bewunderer von Hitler. Er zeigt Züge von Größenwahn. Ihm geht es nicht mehr um Geld.
Und solche Leute sind am gefährlichsten. Er steuert schon
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