Stürmische Liebe in Cornwall
die kleinen zärtlichen Gesten einer Mutter, die liebevollen Umarmungen von Geschwistern. Sein Onkel hatte ihn peinlich gerecht behandelt, doch Liebe hatte er ihm nie gegeben. Die Männer seiner Einheit mochten ihn geliebt haben … aber das war etwas völlig anderes.
Eine Frau wie Marianne hatte anderes verdient. Wie konnte er da nur an sein eigenes Glück denken und riskieren, dass er ihr Leben zerstörte?
„Sie sehen wunderschön aus, Jane“, stellte Marianne fest. „Dieses Kleid steht Ihnen hervorragend.“
„Ja, ich sehe wirklich recht hübsch aus“, meinte Jane bescheiden. Sie tastete nach der Perlenkette, die sie um den Hals trug, ein Geschenk von Lady Edgeworthy. „Das ist so hübsch, und erst die Haube, die Sie mir nähten, und mir dazu noch einen Hut zu schenken! Sie verwöhnen mich, Marianne.“
„Ach, den grünen Hut hatte ich schon fertig, ehe ich Ihr Kleid sah. Zu dem herrlichen Blau hätte er nicht gepasst. Außerdem ist die Haube ein Geschenk von Mama und Lucy, sie haben das Material beigesteuert, ich habe nur die Näharbeit gemacht.“
„Sie alle sind so freundlich zu mir“, sagte Jane dankbar, während sie ihren Strauß aufnahm, den Lucy am Morgen im Garten zusammengestellt und mit einem blauen Band umwunden hatte. „Ich bin bereit. Gehen wir hinunter?“
In der Halle wurde die Braut mit Komplimenten und Glückwünschen überschüttet, bis sie von Major Barr zu seiner Kutsche geführt wurde. Er hatte sich bereitwillig als Brautführer zur Verfügung gestellt, da Jane keine Familie mehr hatte. Als die Wagen vor der Kirche vorfuhren, waren die Dörfler dort schon versammelt und folgten der Hochzeitsgesellschaft in die Kirche. Ein einzelner Gast schlüpfte noch nach ihnen unbemerkt hinein und setzte sich in einen der hinteren Kirchenstühle.
Da Dr. Thompson im Dorf sehr beliebt war, ja, von den Ärmeren, die er betreute, sogar verehrt wurde, wunderte es nicht, dass fast das ganze Dorf an der Hochzeit teilnahm.
Marianne wurden die Augen feucht, als die Brautleute die Trauformel sprachen, denn Jane, die ihr mittlerweile zu einer Freundin geworden war, strahlte vor Glück.
Nach der kurzen Zeremonie strömte die Gesellschaft aus der Kirche und schritt gemessen zu den wartenden Kutschen, die sie zum Herrenhaus zurückbringen sollten, wo Lady Edgeworthy für das Brautpaar einen Empfang ausgerichtet hatte.
Eben wollte Marianne in den Wagen klettern, als sie einen Blick auf sich haften spürte. Sie wandte den Kopf, und ihr Herz begann zu rasen. Es war Drew. Er hatte sein Versprechen gehalten und war zu Janes Hochzeit gekommen! Hoffnung wallte in ihr auf, verging jedoch sofort wieder, denn hätte er, während das glückliche Paar unter Blumenschauern zur Kutsche schritt, nicht längst Gelegenheit gehabt, sich ihr zu nähern, wenn er nur gewollt hätte? Außerdem schaute er sehr ernst drein; sie vermisste sein kühnes, herausforderndes Lächeln, das ihr Herz stets höher schlagen ließ.
Zürnte er ihr immer noch? Ihr eigener Ärger war längst abgeflaut, weil sie inzwischen einsah, dass er sich ihr aus guten Gründen nicht zu erkennen gegeben hatte. Doch sein Unmut rechtfertigte nicht sein Verhalten. Wenn er überhaupt etwas für sie empfand, hätte er zumindest schreiben können, wenn er zu beschäftigt war, um persönlich herzukommen.
Doch sie musste sich zusammennehmen und ihre trübe Stimmung verbergen, sonst würde sie noch Jane den Hochzeitstag verderben.
Nur zwei der Gäste waren Marianne unbekannt, zwei Herren, die zu Dr. Thompsons Freunden zählten. Der eine war ein älterer Mann, der sich unmittelbar, nachdem er ihr vorgestellt worden war, wieder entfernte. Der andere jedoch war ein hochgewachsener attraktiver Herr von etwa dreißig Jahren, ein Berufskollege des Bräutigams, der an ihrer Seite blieb und lebhaft von seiner Tätigkeit als Armenarzt in London erzählte.
„Simon zog es vor, sich auf dem Lande niederzulassen, doch ich habe meine Berufung in der Stadt gefunden, wo es so viel Elend und Armut gibt und so wenige, die sich der Schwachen und Hilflosen annehmen“, erklärte er.
Marianne stimmte ihm bei und erwähnte, dass auch Dr. Thompson sich sehr um die Ärmsten hier am Ort verdient machte.
„Einen Vorzug hat das Landleben: Zumindest gibt es hier frische Luft, wenn ich auch sagen muss, dass die Arbeit in den Minen sicher nicht weniger anstrengend ist als in den städtischen Fabriken, die allenthalben emporsprießen. Sehen Sie, ein kleines ererbtes Vermögen erlaubt
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