Stürmische Liebe in Cornwall
nun hast du etwas, das das Leben lebenswert macht?“ Jack grinste frech. „Die bewusste Marianne etwa?“
„Vielleicht.“ Drew nippte nachdenklich an seinem Wein. „Ich kann sie einfach nicht vergessen, Jack! Ich habe es versucht, weiß der Himmel, denn ich würde sie nur unglücklich machen! Aber sie verfolgt mich bis in den Schlaf.“
„Hast du vor, nach Cornwall zurückzukehren?“
„Ja, in ein paar Tagen, wenn ich meine Angelegenheiten hier erledigt habe. Ich bin zu einer Hochzeit gebeten.“
„Nicht zur eigenen, vermute ich? Dazu würdest du mich doch wohl einladen!“
„Selbstverständlich! Soll ich da oben etwas für dich tun?“
„Halt einfach die Augen offen! Möglicherweise ist Humble verzweifelt genug, sich dort irgendwo zu verkriechen. Wenn er auftaucht, lass es mich wissen, dann nehme ich die Sache in die Hand.“
„Du meinst, ich soll mich davor hüten, ihm den Hals umzudrehen!“ Drew lachte grimmig. „Ich werde mich zurückhalten; doch sollte er jemandem gefährlich werden, der mir teuer ist …“ Wenn Mariannes Leben auf dem Spiel stünde, gäbe es für ihn kein Überlegen.
„Ich weiß, wie dir zumute ist“, sagte Jack ernst, „aber ich will den Burschen vom Gesetz bestraft sehen. Außerdem könnte er noch brauchbare Informationen besitzen.“
Drew erhob sich. „Wenn er es wagt, sich sehen zu lassen, will ich mein Möglichstes tun, Jack. Nun komm, lassen wir meinen Küchenchef nicht länger warten.“
Sie tranken einander noch einmal zu und begaben sich zu Tisch.
Spät in der Nacht erst sank Drew in einen Sessel seines Schlafzimmers und ließ sich von Robbie die Stiefel ausziehen.
„Morgen fahren wir nach Cornwall“, verkündete er ihm.
„Da, was meinen Namen angeht, die Katze aus dem Sack ist, können wir dieses Mal bequem leben. Wir nehmen meine Reisekutsche, und außerdem einen Groom und den kleinen Stalljungen. Eigentlich hatte ich noch ein, zwei Tage warten wollen, aber ich bin unruhig. Noch ist der Verräter frei, diese Sache ist noch nicht abgeschlossen.“
„Nicht nur die, Captain“, erwiderte Robbie bedeutsam. „Oder haben Sie kalte Füße gekriegt?“
„Zur Hölle mit dir, was meinst du?“
„Das wissen Sie ganz gut.“ Grinsend nahm Robbie die Stiefel unter den Arm und wandte sich zum Gehen. „Sie werden es ewig bereuen, wenn Sie sie verlieren – und schauen Sie nicht so grimmig, denn Sie wissen dass ich recht habe.“
„Raus mit dir!“, grollte Drew, während er nach der Karaffe mit dem Brandy griff. Finster schaute er dem entschwindenden Diener nach. Das Teuflische an der Sache war, dass Robbie wirklich recht hatte.
Er hatte Sawlebridge in Eile verlassen müssen, doch die Gedanken an Marianne hatten ihn nach London und auch hierher begleitet. Sie hätte in jener Nacht sterben können. Ja, er hatte sie wegen ihrer Einmischung wütend angefahren, aber sie hatte ihm mit gleicher Münze heimgezahlt! Sogar mit besserer. Unbewusst lächelte er. Ihre spröde Art trog. Sie hatte Feuer, das hatte ihm schon ihr Kuss verraten, und so liebenswürdig sie war, konnte sie doch auffahren, wenn man sie reizte.
Wie wütend sie gewesen war, weil er ihr verschwiegen hatte, wer er wirklich war, und vielleicht mit Recht, obwohl sie für seine Gründe hätte Verständnis haben sollen. Doch nach dem Streit mochte sie Grund haben, ihn zu hassen. Natürlich wäre es ihm leicht gelungen, sie zu besänftigen, wenn er gewollt hätte, das wusste er, nur hielten ihn seine Bedenken davon ab. Marianne war schön, begehrenswert, beherzt und von rascher Intelligenz – alles in ihm sehnte sich nach ihr, er wollte neben ihr aufwachen und wissen, dass sie sein war. Und doch hatte er auf halbem Weg gezögert, aus Furcht vor dem endgültigen Schritt.
War das Gefühl, das ihn nachts nicht schlafen ließ, nur pure Lust, oder liebte er sie wirklich? Manchmal glaube er es, dann wieder war er unsicher. Was, wenn er eines Morgens wieder von Rastlosigkeit geplagt aufwachte, wenn er dem Drang nach seinem früheren wilden Leben nicht mehr widerstehen konnte? Es wäre nicht richtig, sie zu heiraten, wenn er nicht der Gatte sein konnte, den sie verdiente.
Er hätte seine Gutsangelegenheiten schleunigst erledigen und schon eher wieder zu ihr zurückkehren können, dennoch hatte er gezögert – aus Furcht vor sich selbst, aus Furcht, ihr wehzutun.
Was wusste er schon von der Liebe? Nie hatte jemand ihn gelehrt zu lieben, nie hatte er die Wärme und Zuneigung einer Familie erfahren, nie
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