Stürmische Liebe in Cornwall
auf den Lippen, aus den Kissen auffuhr. Sein Blick war getrübt, und er sprach im Fieberwahn. „Marianne … ich wollte dir nicht wehtun … komm zurück …“
„Sie wird wohl warten müssen, Captain“, murmelte Robbie grimmig. „Wie sich’s anhört, haben Sie’s ja schön vermasselt mit ihr.“ Vor sich hin schimpfend machte er Feuer im Kamin. „Wird’s schon überstehen“, murmelte er, „is’ ja kräftig, der Captain, und hat in Spanien Schlimmeres durchgestanden.“
Viel mehr sorgte Robbie sich, weil der Mörder im Moment ungehindert umherstreifen konnte.
„Sieh nur, das blaue Häubchen dort! Meinst du, wir können es uns leisten?“, fragte Lucy, die, an Mariannes Arm eingehakt, sehnsüchtig ins Schaufenster einer Putzmacherin schaute.
Marianne, die von dem ihr so großzügig zugemessenen Taschengeld noch kaum Gebrauch gemacht hatte, meinte lächelnd, dass man ja hineingehen und einmal nachfragen könne.
Gesagt, getan. Selten hatte Lucy sich so vergnügt, obwohl Bath ihr schon viele Abwechslungen geboten hatte. Einmal im Laden, probierte sie mindestens zehn Hüte und Häubchen auf, erstand aber schließlich das als erstes bewunderte.
Bevor sie das Geschäft verließen, hielten sie an der Tür inne, um zwei Damen eintreten zu lassen. Die eine schaute auf und rief plötzlich: „Oh, Miss Horne! Sie sind es!“
Verblüfft blieb Marianne stehen. „Miss Forester! Welch ein Zufall! Darf ich Ihnen meine Schwester Lucy vorstellen? Wir weilen zurzeit mit meiner Mutter und meiner Großtante hier.“
„Wie schön, Sie zu treffen!“ Lady Forester lächelte hocherfreut. „Henriette behauptete schon gestern, Sie in der Trinkhalle gesehen zu haben, doch ich wollte es nicht glauben! Sie waren so freundlich, uns bei unserem Missgeschick in Ihrer Kutsche aufzunehmen, und ich glaube, in der Aufregung dankte ich Ihnen nicht einmal richtig! Nun müssen Sie uns unbedingt besuchen kommen. Ah, und am Wochenende geben wir eine kleine Tanzgesellschaft, dazu sind Sie alle herzlich eingeladen. Ich werde Ihnen rasch noch eine Karte zukommen lassen.“
„Lucy hat noch nicht debütiert“, wandte Marianne zweifelnd ein.
„Ach, es ist nur im privaten Kreis, und Henriette ist nur wenig älter als Lucy. Sie kennt kaum Mädchen ihres Alters hier.“
„Marianne, sag doch zu!“, bat Lucy mit leuchtenden Augen.
„Wenn Mama es erlaubt“, entgegnete Marianne. Sie dankte und nannte Lady Forester ihre Adresse, dann verabschiedeten sie sich von den Damen.
Mrs. Horne zögerte ein wenig, der Einladung zum Besuch einer Tanzgesellschaft zuzustimmen, die eine ihr unbekannte Dame ausgesprochen hatte, änderte jedoch ihre Meinung, als Lady Forester am nächsten Vormittag vorsprach.
Später sagte sie zu Marianne: „Sie macht einen sehr guten Eindruck auf mich, und es ist ja recht angenehm, schon jemanden hier zu kennen, auch wenn wir sicherlich in der Trinkhalle weitere Bekanntschaften schließen werden.“
„Ja, Mama, und denkst du nicht …?“ Sie unterbrach sich, denn Bessie trat ein und meldete, dass ein Herr darum bitte, empfangen zu werden. Marianne Herz setzte einen Schlag lang aus. Einen kurzen Moment dachte sie, es müsse Drew sein. „Wer ist es, Bessie?“, fragte sie atemlos.
„Dr. Barton, Miss. Er erfuhr, dass Sie in Bath sind …“
Während Lady Edgeworthy erfreut bat, ihn hereinzuführen, stand Marianne rasch auf und zog sich einen Moment ans Fenster zurück. Sie musste sich erst fassen, damit die bittere Enttäuschung ihr nicht Tränen in die Augen trieb. Wie närrisch konnte sie sein zu glauben, dass Drew ihr nach Bath folgen würde? Sie musste diese dumme Sehnsucht nach ihm vertreiben und sich eingestehen, dass sie ihn nie wiedersehen würde.
Nach fünf Tagen war Drew endlich wieder auf den Beinen, wenn auch noch nicht in allerbester Verfassung, und empfing Major Barr zum Lunch. Der Friedensrichter berichtete enttäuscht, dass von dem Verräter weit und breit keine Spur zu finden sei. „Wir haben alle möglichen Schlupfwinkel in der Gegend durchsucht. Wahrscheinlich hat er sich nach dem Mord an Symonds aus dem Staub gemacht.“
„Ah, ja, Symonds hieß der Mann; das war mir entfallen“, sagte Drew und fügte nachdenklich hinzu: „Wenn Hambleton ausgeflogen ist, umso besser! Ich mache mir nämlich Sorgen um Lady Edgeworthy und ihren Besuch.“
„Nun, die Damen halten sich momentan in Bath auf“, erläuterte Major Barr. „Ehrlich gesagt, hoffte ich, ehe sie wieder zurück sind, dieser Sache ein
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