Stürmische Liebe in Cornwall
kurz bevorstand, brachte sie durcheinander. Einen Tag länger hatte sie sich noch erhofft, obwohl – warum eigentlich? Was nützte es, wenn sie ihn noch einmal sah? In ihrer Kehle stieg ein Schluchzen auf. Töricht wie sie war, hatte sie sich eingebildet, Drew hätte sie gern. Nun, seine Worte heute Vormittag waren deutlich genug gewesen. Er hatte nie an Heirat gedacht, sondern nur jemanden zum Zeitvertreib gesucht.
Sie musste lernen, mit ihrem Kummer zu leben, und hoffen, dass die Zeit die Wunden heilte. Auf jeden Fall, dachte sie, allen Stolz zusammenraffend, werde ich mich jetzt nicht einer Tränenflut hingeben!
Die Nacht war pechschwarz. Nur Drews Laterne spendete ein wenig Licht. Zu seinem Leidwesen mussten sie üblen Windböen trotzen, die das Wasser der Bucht gegen die Felsen peitschte.
Ihm auf den Fersen huschte Robbie wie ein unsichtbarer Schatten durch das Dunkel, um ihm Rückendeckung zu geben. Beide hielten sie ihre Pistolen bereit und bewegten sich grimmig schweigend vorwärts, immer gewärtig, in eine Falle zu tappen.
Nahe der Mine löschte Drew die Laterne. Sie mussten einen Augenblick warten, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann ging Drew weiter, Robbie hielt sich im Hintergrund.
Am Eingang des Bergwerks war niemand zu sehen, allerdings waren sie auch noch kurz vor der Zeit. Zusammengekauert, um sich vor der Kälte zu schützen und um ein kleineres Ziel zu bieten, wartete Drew einige Minuten ab, doch nichts geschah. War das Ganze ein dummer Scherz oder doch eine Falle? Er stand auf und ging vorsichtig, mit dem unangenehmen Gefühl, jeden Moment aus dem Dunkel heraus angesprungen zu werden, auf den Eingang zu. Plötzlich stieß er mit dem Fuß gegen etwas Weiches, Unförmiges. Er kniete sich hin, tastete vorsichtig und stellte fest, dass es ein menschlicher Körper war. „Verflucht!“, zischte er und zündete erneut die Laterne an, deren Schein auf das bleiche Gesicht eines Mannes fiel. Der Schreiber! Seine weit offenen Augen starrten blicklos zu Drew auf.
„Robbie!“ Drew schwenkte die Laterne. Blitzschnell war sein Bursche neben ihm. „Du hattest recht. Es ist der Anwaltsschreiber. Aber jemand war vor uns da und hat den armen Teufel erwischt!“
„Leutnant Humble!“
„Möglich … Na, wir können nichts mehr für ihn tun, und mir ist nicht danach, noch länger hier herumzustehen. Morgen früh kannst du Major Barr eine Nachricht bringen. Er ist der Friedensrichter, und da er weitgehend eingeweiht ist, soll er die Sache in die Hand nehmen. Gehen wir!“
„Endlich ein vernünftiges Wort!“, sagte Robbie. „Wird Zeit, ins Warme zu kommen. Ein Wunder, dass wir uns in diesem verfluchten Wind noch nicht erkältet haben!“
„Ich erkälte mich nie!“, behauptete Drew und nieste prompt zweimal. „Verdammt! Was wir brauchen, ist ein heißer Punsch! Hätte mich gar nicht erst herauslocken lassen sollen!“
„Sie sagen es, Captain! Wahrscheinlich hat der Schurke bemerkt, dass Sie nicht allein waren, und hat sich aus dem Staub gemacht.“
„Zumindest wissen wir jetzt, dass er hier in der Gegend ein Schlupfloch hat“, meinte Drew, während sie dahinstapften, gegen den scharfen Wind gestemmt, zu dem sich ein eisiger, durch und durch gehender Regen gesellt hatte.
„Mehr können wir nicht tun, Captain, den Rest überlassen wir besser dem Friedensrichter und seinen Männern.“
Zurück im Cottage bereitete Robbie rasch einen starken Punsch zu, während Drew sich zitternd seiner nassen Kleidung entledigte und sich trockenrieb. Fluchend schlüpfte er in ein Nachtgewand und verkroch sich, von kalten Schauern geschüttelt, unter seine Bettdecke. Als Robbie ihm das heiße Getränk brachte, schlürfte er es gierig und hatte eine Weile das Gefühl, das Frösteln ließe nach. „Siehst du, ich sagte doch, dass ich mich nie erkälte! Das hier bringt mich bis Morgen wieder auf die Beine!“, sagte er triumphierend, um gleich darauf abermals einen heftigen Niesanfall zu erleiden.
Am nächsten Morgen jedoch ging es ihm viel schlechter. Ein heftiges Fieber hatte sich eingestellt, und als Robbie kam, um ihn zu wecken, wälzte er sich rastlos, mit fieberheißem Gesicht, auf seinem Lager.
Robbie überlegte nicht lange, sondern schickte den Reitknecht mit einem ausführlichen Bericht zu Major Barr und den Stalljungen zum Arzt. Er selbst konnte für den Captain nichts tun, als es ihm so bequem wie möglich zu machen. Besorgt betrachtete er seinen Herrn, der gerade, einen Schrei
Weitere Kostenlose Bücher