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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sind. Kannst du dir die Zerstörung vorstellen, wenn ein Tornado Edinburgh oder London trifft? Der Schaden wäre unbeschreiblich. Ich hoffe, niemand war in dem Cottage.«
    Gwynne hatte sich bereits dasselbe gefragt. Sie stellte sich die verschwundenen Mauern der Hütte vor und konzentrierte sich dann darauf, ob es Anzeichen irgendwelcher Bewohner gab. »Das Cottage war verlassen, Gott sei Dank! Du hast viele Leben gerettet. Und es ist außer dir niemand verletzt worden.«
    »Bist du überrascht, weil ich so viel Einsatz gezeigt habe, um die hannoverschen Truppen trotz meiner jakobitischen Neigung zu beschützen?«, fragte er mit einem Hauch Ironie.
    »Keineswegs«, sagte sie sogleich. »Die Soldaten auf beiden Seiten sind zumeist noch Jungen, und einige sind kaum älter als Maggies Sohn Diarmid. Natürlich wolltest du sie beschützen.« Sie musterte Duncan fragend. »Magier werden dazu ausgebildet, nach pflichtgemäßem Ermessen zu handeln, wenn sie in kritische Situationen geraten. Aber das hier ist so schnell passiert. Wie hast du entschieden, was zu tun ist oder ob du überhaupt handeln musst? Hast du befürchtet, den Kurs der Rebellion verändern zu können?«
    »So viele Überlegungen und Gedanken rasten durch meinen Kopf, dass die Entscheidung letztlich mehr auf Instinkt als auf Logik beruhte.« Er runzelte die Stirn. »Man darf sich nicht leichtfertig einmischen, aber eine Kollision wie diese hier verändert nichts am ganzen Aufstand. Die Jungen, die gestorben wären und ihre Familien wären die Einzigen, die davon berührt worden wären. Daher konnte ich nicht danebenstehen, ohne wenigstens zu versuchen, das Scharmützel zu beenden.«
    Gwynne dachte an die Angst, die sie gespürt hatte, weil sie von den panischen, jungen Soldaten ausgegangen war. Sie schauderte. »Krieg ist ein Wahnsinn. Für mich gibt es keine andere Erklärung. Die meisten Soldaten auf beiden Seiten sind Schotten. Sie könnten Brüder sein. Doch nur weil einige rote Mäntel tragen und andere die weiße Kokarde, versuchen sie, einander umzubringen.«
    »Dulce et decorum est pro patria mori«, murmelte er.
    »Komm mir nicht mit Horaz!«, erwiderte sie. »Es ist nichts Schönes oder Anständiges daran, wenn junge Männer für die Ambitionen alter Männer sterben. Wenn unbedingt ein Kampf nötig ist, sollen der alte Prätendent und König George die Sache im Zweikampf austragen. Und wenn sie einander dabei töten, werde ich nicht um sie weinen.«
    »Im Krieg geht es nicht allein um die Ambitionen alter Männer«, entgegnete Duncan ernst. »Es gibt Dinge, für die es sich lohnt zu sterben. Freiheit. Gerechtigkeit. Um die Verletzlichen zu beschützen.«
    »Zeige mir die Freiheit und die Gerechtigkeit in diesem kleinen Scharmützel!« Sie wies gestikulierend auf das Tal. »Zeige mir jemanden außer dir, der die Verletzlichen beschützt hat.«
    »Einige Highlander kämpfen, weil ihre Anführer es ihnen befehlen, aber andere ziehen in den Kampf, weil für sie der Thronanspruch des Prinzen gerechtfertigt ist.« Er zögerte. »Es gibt auch eine … eine Art Wahnsinn hier oben, den eine Engländerin wie du vielleicht nicht verstehen kann. Ein heftiger Wille, jeden Preis für die Prinzipien und die eigene Treue zu zahlen. Dafür würden die Leute hier oben sogar in den Tod gehen. Wir alle sterben irgendwann. Es zeigt wahre Größe, für eine edle Sache sein Leben zu lassen.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »So kann nur ein Mann denken.«
    Sein Mund verzog sich. »Ich bekenne mich schuldig.«
    Gwynne seufzte. »Vielleicht ist dies ein unüberwindbarer Gegensatz zwischen Männern und Frauen. Also gut, ich gebe zu, dass es Prinzipien und Menschen gibt, für die es sich zu sterben lohnt. Doch wofür lohnt es sich zu töten?«
    »Ich würde töten, um dich zu beschützen«, antwortete er ernst. »Wie ich auch für dich sterben würde.«
    Sie spürte, wie ihr bei seiner freimütigen Antwort das Blut aus dem Gesicht wich. Du wirst ihn verraten. Die barsche Stimme war jeden Tag in ihren Gedanken. Wie konnte sie es wagen, einen Mann zu verraten, der bereit war, für sie zu sterben? Einen Mann, der ihr Herz in Händen hielt? Doch sie spürte eine Kluft, die sich zwischen ihnen auftat, und sie konnte kaum erahnen, welche Art von Dilemma dazu führen würde, dass sie eine so quälende Entscheidung treffen musste.
    »Ich würde gern glauben«, sagte sie unsicher, »dass ich den Mut habe, für dich oder irgendwen, den ich liebe, zu sterben. Oder für Unschuldige

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