Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
kleineren, besser zu kontrollierenden Wirbelwind zu erzeugen?
    In der vergangenen Woche hatte er alles gelesen, was die Bibliothek von Dunrath zu diesem Thema hergab, und er hatte eine Theorie entwickelt, wie er Wirbelwinde erschaffen konnte, die er kontrollieren konnte. Heute plante er, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Daher war er auf dem Weg nach Glen Creag, einer Gegend, die so unwegsam und verlassen war, dass selbst Schafe sie mieden. Für seine Zwecke war die Gegend perfekt: eine große Ebene versteckt zwischen den Bergen, die kaum einsehbar war.
    Duncan band Zeus außerhalb von Glen Creag an und wanderte allein über den letzten steilen Hügel. Er hatte einen Rucksack mit Essen dabei, um sich zu stärken, sobald die Arbeit ihn erschöpfte. Wenn seine Theorie stimmte, wäre dieser Versuch weniger auslaugend als seine dringliche Beschwörung in der vergangenen Woche. Der Trick war, dass er Wärme und Kälte ausbalancieren musste, trockene Luft und feuchte, Wolken und Wind. Wie viel von jedem war nötig, um den heftigen Aufwind zu erschaffen, den er brauchte? Wie langsam konnten die Winde wirbeln, bevor ein Strudel in sich zusammenfiel?
    Bei der ersten, verzweifelten Beschwörung hatte er nur seinem Instinkt gehorcht. Das Ergebnis war im doppelten Sinne ein Wunder gewesen: Zunächst war es ein Wunder gewesen, überhaupt einen Tornado zu erschaffen. Das viel größere Wunder jedoch war, dass er bei diesem Experiment niemanden getötet hatte. Heute würde er sich dieser Aufgabe mit mehr Ruhe widmen.
    Er arbeitete zunächst einzeln mit den verschiedenen Elementen eines Tornados, bis er jedes sehr präzise kontrollieren konnte. Dabei legte er regelmäßige Pausen ein und aß, um seine Stärke zu bewahren. Es war die anspruchsvollste Arbeit, die er je verrichtet hatte. Großbritanniens Klima und sein Terrain waren nicht allzu gut für Wirbelwinde geeignet, und das bedeutete, dass er große Mengen seiner eigenen Energie einsetzen musste, um selbst kleine Tornados zu erschaffen.
    Trotz seiner Erschöpfung verlief der Nachmittag erfreulich. Es war immer beglückend, neue Magie zu entfalten. Seine Übungen gipfelten in einem kleinen Tornado, den er erschuf. Obwohl dieser ein schwacher Vertreter seiner Gattung war, wäre er doch kraftvoll genug, um ein kleines Gefecht zu unterbrechen. Er schaffte es sogar, ein gewisses Maß von Kontrolle über den Tornado zu wahren, obwohl das verfluchte Bündel Wind noch immer eine alarmierende Tendenz zur Flucht zeigte.
    Nachdem er seine Kreation in sich hatte zusammenfallen lassen, machte er sich auf den Weg zurück nach Dunrath. Er brauchte mehr Übung, um es zur wahren Meisterschaft zu bringen, und es war schwer vorstellbar, diese zerstörerische Kraft je anders einzusetzen als für die Beendigung eines Massakers. Aber da vor seiner Haustür ein Krieg tobte, sollte er einige Hilfsmittel zur Hand haben, um jederzeit eingreifen zu können -je mehr, desto besser.
    Gwynne schnappte nach Luft, als plötzlich ein Bild in ihrem Wahrsagespiegel auftauchte. Duncan und ein Wirbelwind. Ihr Mann stand in einer kargen, steinigen Landschaft, und seine grimmige Konzentration war greifbar, während er um die Kontrolle über seine Schöpfung kämpfte.
    Obwohl sie nicht absichtlich nach ihm Ausschau halten wollte, folgte die Energie doch ihren Gedanken, und sie dachte oft an ihren Mann. Aus diesem Grund war es nicht ungewöhnlich, dass ein Bild von ihm in der Obsidianscheibe auftauchte, wenn sie sich im Wahrsagen übte und ihre Konzentration nicht einem bestimmten Thema galt. Wie die meisten Wahrsagespiegel war ihrer so verzaubert, dass er nicht zufällig Szenen zeigte, die die Privatsphäre anderer verletzten. Gewöhnlich sah sie daher ein Bild, wie Duncan ritt oder mit Leuten aus dem Tal plauderte. Sie lächelte dann zumeist liebevoll und kehrte zu ihren Übungen zurück.
    Diese Szene jedoch war bedeutungsvoll. Gwynne biss sich auf die Lippen und fragte sich, ob er ihr von seinem Experiment erzählen würde. Wenn er das Thema nicht freiwillig ansprach, sollte sie es nicht selbst auf den Tisch bringen, denn sie wollte von ihm nicht beschuldigt werden, ihm hinterherzuspionieren.
    Warum tat er das? Aus purer Freude an der Magie? Steckte der Wunsch eines Perfektionisten dahinter, eine neue Fähigkeit zu meistern? Die Neugier eines Verstandesmenschen? All das konnte die Wahrheit sein. Aber es stimmte auch, dass ein Tornado eine unvergleichliche Waffe sein konnte. Was, wenn Duncan beschloss, seine

Weitere Kostenlose Bücher