Stuermischer Zauber
vertreiben. Er war ein verdammter Narr, denn er hatte sich in Lady Brecons Lächeln verloren. Nur deshalb hatte er nicht bemerkt, dass er Sturmwolken heraufbeschwor.
Als sie sich von Lady Bethany verabschiedeten, murmelte sie: »Wie sorglos von Euch, Ballister! Gut, dass Ihr den Sturm vertrieben habt. Ich wäre sehr verärgert, wenn Ihr meine Gartenparty verdorben hättet.«
Er errötete unter ihrem scharfen Blick. Vermutlich wusste sie ganz genau, warum ihm ein so unverzeihlicher Fauxpas unterlaufen war. Nachdem er sich vor ihr verneigt hatte, folgte er Simon zur Kutsche der Falconers. Er setzte sich mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, aber bevor er auch nur eine Frage über Lady Brecon stellen konnte, schnappte sein Freund:
»Was hast du Gwynne angetan, das sie dazu gebracht hat, so vor dir davonzulaufen?«
»Lady Brecons Vorname ist Gwynne?« Duncan probierte den Namen im Stillen. Es war ein ungewöhnlicher Name, wie auch sie selbst ungewöhnlich war, und klang gleichermaßen weich und fest.
»Eigentlich heißt sie Gwyneth. Aber wechsle nicht das Thema.« Die Kutsche legte sich in die Kurve, und Simon streckte Halt suchend die Hand aus. »Wenn du ihr irgendein ungehöriges Angebot gemacht hast, kannst du von Glück sagen, dass sie nicht die Sorte Frau ist, die einen Mann für so etwas in den Fluss wirft. Ich wäre da nicht so tolerant.«
Zu spät erinnerte Duncan sich daran, dass Simon einer der Verehrer der hübschen Witwe war. Die Art, wie er ihren Vornamen aussprach, deutete eine gewisse Nähe an. »Es tut mir leid. Ich habe nicht gewusst, dass du ernsthaft an ihr interessiert bist.« Obwohl er im selben Moment erkannte, dass er nicht in der Lage sein würde zurückzustecken, falls Simon ein ernstes Interesse an der Lady bekundete.
»Ich werbe nicht um sie, aber sie ist eine gute Freundin und eine vornehme Lady. Ich möchte nicht dabei zusehen, wie sie von einem Mann verdorben wird, erst recht nicht von einem Mann, den ich Freund nenne.«
Duncans eigene Wut wuchs. »Du solltest es besser wissen, statt so von mir zu denken. Meine Absichten sind durch und durch ehrenhaft.«
Ein überraschtes Schweigen legte sich zwischen sie, ehe Simon ungläubig fragte: »Du wünschst eine Frau zu heiraten, die du kaum kennst? Normalerweise bist nicht einmal du so impulsiv.«
Die Worte ließen Duncan kalt. Heirat? Er hatte nicht so weit gedacht – er hatte Lady Brecon nur gesehen und sie verfolgt wie ein Gewittersturm in den Bergen. Aber heiraten?
Doch er wollte weder eine zwanglose Affäre noch eine blutleere Freundschaft. Und ihr Schmach anzutun kam nicht infrage. Und das wiederum hieß … »Ich glaube, das werde ich tun. Ist die Idee denn so ungewöhnlich? Die Ältesten haben mich schon seit vielen Jahren gedrängt zu heiraten. Lady Brecon und ich passen gut zusammen. Wir sind von edler Geburt, im gleichen Alter und beide wohlhabend. Warum sollte ich nicht um sie anhalten?«
Simons Wut war verraucht und machte einem Stirnrunzeln Platz. »Ein Magier mit deinen Kräften sollte eine Frau heiraten, die selbst über ähnliche Kräfte verfügt, um das Blut zu stärken.«
»Wir werden dazu ermutigt, ja, doch es ist nicht zwingend. Du sagst selbst, dass Lady Brecon – Gwynne – eine fähige Gelehrte des Wächterwissens ist. Sie ist ein respektiertes Mitglied unserer Gemeinschaft. Es ist ja nicht so, als wollte ich eine Irdische ehelichen.«
Simon blickte aus dem Fenster der schwankenden Kutsche. Noch immer runzelte er die Stirn. »Selbst wenn sie wahnsinnig genug ist, dich zu akzeptieren, habe ich Schwierigkeiten damit, mir eine englische Adelige in den wilden Hügeln von Schottland vorzustellen. Wäre sie gewillt, in Dunrath zu leben? Würden deine Clan-Mitglieder eine englische Herrin akzeptieren?«
Simons Einwände waren legitim, aber Duncan weigerte sich, in seinem Entschluss schwankend zu werden. »Du denkst nur mit dem Kopf. Benutze deine inneren Sinne.«
»Hast du das getan?«
»Ich denke nicht, dass ich das kann«, gab Duncan freimütig zu. »Ich habe kein großes Talent fürs Wahrsagen. Und selbst wenn ich es hätte, kämen mir die eigenen Gefühle ins Gehege, und ich könnte in diesem Fall nicht klar sehen. In dem Moment, als ich sie erblickte, fühlte ich, dass wir zusammengehören. Ich denke, das war keine Einbildung.« Er machte eine Pause, dann fügte er widerstrebend hinzu: »Obwohl es möglich ist, dass ich mich täusche.«
»Ich bin froh, dass du noch genug Verstand hast, das zu erkennen.« Simon
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