Stuermischer Zauber
hinterlassen hat, das es ihr ermöglicht, für alle Zeiten ohne Mann zu leben. Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass sie einen Mann braucht.« Seine Mundwinkel bogen sich nach oben, ohne dass er lächelte. »Wenn ich gedacht hätte, dass sie verfügbar ist, hätte ich vielleicht … meine Beziehung zu ihr überdacht.«
Simons Beschreibung ließ Gwynne wie eine kühl berechnende Frau wirken. Doch das war nicht der Eindruck, den Duncan von ihr gewonnen hatte. Aber auf der anderen Seite war Simon ein besonnener Mann. Vielleicht knisterte es aus diesem Grund nicht zwischen Gwynne und ihm. »Hast du irgendeine Ahnung, wie ich sie für mich gewinnen kann?«
Simons Lächeln wirkte diesmal echt. »Das ist leicht. Wirb mit Büchern um ihre Gunst.«
»Eine hervorragende Idee. Ich habe ein paar seltene Bände, die ich auf dem Kontinent erworben habe.« In Gedanken ging er die Titel durch, die er gekauft hatte. Er fragte sich, welcher wohl für den Anfang der beste war.
»Versuch nur nicht, sie mit Liebeszaubersprüchen zu belegen. Ich vermute, Gwynne verfügt über genug Intuition, um zu spüren, wenn du es versuchst, und das würde sie nicht mögen.«
»Keine Magie«, versprach Duncan. Im Übrigen konnten Liebeszaubersprüche nur verstärken, was bereits existierte. Die Anziehungskraft zwischen ihnen war sehr stark, daher brauchte sie keine Steigerung. Besonders, da Gwynne sich launisch diesem Sog widersetzte. Er würde sie mit Büchern, Blumen, Gedichten und Geduld umwerben – den Gaben eines zivilisierten Mannes.
Nicht dass er wirklich zivilisiert war – doch wenn es das war, was er brauchte, um die Lady für sich zu gewinnen, wollte er sich von seiner besten Seite zeigen.
Lady Bethany rauschte in das Frühstückszimmer. Sie verbarg dezent ein Gähnen hinter der kleinen Hand. »Guten Morgen, meine Liebe. Unternimmst du nach dem Frühstück einen Ausritt?«
Gwynne goss Tee in eine Porzellantasse und stellte sie vor Bethanys Platz. »Nachdem ich gestern mit so vielen Leuten zusammen war, habe ich heute den Wunsch, allein über die Felder zu galoppieren.«
Die ältere Frau setzte sich und nippte an dem dampfenden Getränk. »Wieder so schönes Wetter. Ich wäre sehr gereizt gewesen, wenn dein neuer Verehrer den aufziehenden Sturm nicht so schnell in alle Himmelsrichtungen vertrieben hätte. Er ist offensichtlich in dich verliebt.«
»Er wird sich davon ohne meine Hilfe erholen.« Gwynne hielt ein Stückchen Ei unter den Tisch, wo Athena geduldig saß und wartete, dass sie verwöhnt wurde.
Bethany hob erstaunt ihre silbergrauen Brauen. »Ich habe gedacht, das Interesse beruhe auf Gegenseitigkeit.«
Gwynne wollte protestieren, doch dann verstummte sie. Es war unmöglich, Bethany anzulügen, obwohl sie nicht wusste, ob es die Wächtermagie der älteren Frau war oder einfach das Alter und die damit einhergehende Weisheit. Schließlich hatte die Lady vier Kinder großgezogen. »Er ist faszinierend, aber er ist für meinen Geschmack zu mächtig. Ich empfand ihn als … bedrückend. Vielleicht wäre es anders, wenn ich selbst über Macht verfügte …« Sie zuckte die Schultern. »Aber ich habe keine Macht. Also soll Lord Ballister sich ein anderes Objekt der Begierde suchen.«
Bethany wirkte schuldbewusst. »Ich habe nicht gewusst, dass ich dich mit meiner Macht seit all den Jahren bedrücke. Ich möchte mich dafür in aller Form bei dir entschuldigen.«
Gwynne lachte. »Du bist hie bedrückend. Deine Zauberkraft ist weiblich und so zart wie die ersten Blumen im Frühling.«
»Findest du Falconer beunruhigend? Er verfügt über enorme Macht, und ich habe bisher immer angenommen, ihr wärt Freunde.« Bethany schob eine Scheibe Schinken zu Athena unter den Tisch und wurde mit einem hörbaren Schnurren belohnt.
»Also gut, es geht nicht um die Macht, die mich überrollt, es ist Ballister selbst«, gestand Gwynne. »Er ist … wahrlich überwältigend, aber ebenso ist er aufwühlend.« Sie zögerte, weil sie sich fragte, wie sie es erklären sollte. »Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben. Ich will das nicht für die Höhen und Tiefen aufgeben, die mit einem Mann einhergehen würden, der als Herr des Donners bekannt ist.«
»Dein Leben an seiner Seite wäre sicher anders.« Der Blick der älteren Frau war mitfühlend. »Wäre das denn so schlimm? Vielleicht hättet ihr Kinder.«
Gwynne senkte den Blick. Sie bestrich eine Scheibe Brot mit Butter. »Wie absurd ist es, über die Heirat mit einem Mann zu reden, den ich
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