Stuermischer Zauber
disziplinierten Bahnen, die er brauchte, um die Wetterbedingungen zu stabilisieren, ehe sie sich noch zu Tode froren. »Welcher schrecklichen Taten bin ich angeklagt?«, fragte er dann.
»Du hast die Wettermagie genutzt, um die Heere voneinander fernzuhalten und den Jakobiten freies Geleit gen Süden zu gewähren«, sagte sie erschöpft. »Vielleicht könnte man das noch rechtfertigen, doch was meinen Geist verbrannt hat, waren deine Schuld und deine bösen Ahnungen. Obwohl du behauptest, dass du für das große Gute handelst, weißt du tief in deinem Herzen, dass du versuchst, den Ausgang dieser Rebellion zu verändern. Deine Zweifel verraten dich.«
Seine Augen verengten sich herausfordernd. »Ja, ich habe Zweifel, ob ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe, doch nur ein Dummkopf nimmt solche Dinge auf die leichte Schulter. Es ist nicht zu bestreiten, dass mein Handeln den Umfang des Blutvergießens bisher gemindert hat. Simon und ich haben beide dafür gearbeitet, um die Heere vor einer offenen Feldschlacht zu bewahren, und er ist ein ebenso treuer Sassenach wie du.«
»Es zählt der Vorsatz. Es ist egal, was du sagst oder wie du dein Handeln rechtfertigst. Du widersetzt dich den Grundsätzen der Wächter, um dein eigenes Anliegen zu unterstützen.«
Seine Stimmung kippte. »Deine edlen Bücher und Grundsätze gehören in die Bibliotheken. Ich muss mit der Welt arbeiten, wie sie ist! Da draußen herrscht ein Bürgerkrieg. Ich habe ihn nicht angefangen, aber da er nun einmal begonnen ist, tue ich mein Bestes, um den Schaden zu begrenzen. Mein Handeln war stets davon geleitet, den Prinzen zum Rückzug aus England zu bewegen. Wenn das passiert, kann er den Thron von Schottland zurückfordern, der den Stuarts rechtmäßig zusteht. Schottland und England können Nachbarn sein und einmal mehr auf einer Stufe stehen.«
Ihre Miene war unbewegt. »Es ist ein hübscher Traum, aber das wird nicht passieren. Der Prinz will über ganz Großbritannien herrschen. Er wird sich nie allein mit Schottland begnügen.«
Sie sprach seine geheime Angst aus – dass die Ambitionen des Prinzen ein Ergebnis gefährden könnten, das gleichermaßen für alle besser und zugleich erreichbar war. Er wollte es nur nicht eingestehen. »Was macht dich da so sicher?«, brummte er. »Hast du das in Isabels Obsidianspiegel gesehen?«
Sie zögerte, als fragte sie sich, wie sie das Unerklärbare erklären sollte. »Lange bevor wir uns begegneten, hatte ich ein einziges magisches Talent. In sehr seltenen Fällen konnte ich mit absoluter Sicherheit spüren, wenn etwas stimmte. Wie ich schon sagte, dieses Gespür war selten, doch bisher hat es mich nicht fehlgeleitet. Tief in meiner Seele weiß ich, dass ein Sieg der Stuarts für ganz Großbritannien eine Katastrophe wäre und dass dein Prinz das Schottland, wie du es kennst, zerstören wird.«
Obwohl er nicht ihrer Meinung war, empfand er ihre Gewissheit als erschreckend. »Was für eine Katastrophe wird das sein? Ich denke, dass ein jakobitischer Sieg uns in Schottland die Freiheit zu einem recht niedrigen Preis menschlichen Leidens zurückgeben wird. Was kann daran so falsch sein?«
Sie schüttelte enttäuscht den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte sagen, warum es so ist, aber ich habe nur das Wissen und kenne keine Gründe.«
Er verzog spöttisch den Mund. »Du wirst dir schon überzeugendere Argumente einfallen lassen müssen, Gwyneth Owens. Du hast dein Leben im Kreis englischer Ratsmitglieder verbracht, die keinen Sinn für die Jakobiten haben. Das verzerrt jeden deiner Gedanken, der um dieses Thema kreist.«
»Ich wiederhole nicht widerspruchslos die Meinung des Konzils, Duncan.« Zitternd schlang sie den Plaid enger um sich. »Ich hatte gehofft, es könnte dich überzeugen, deinen Kurs zu korrigieren, wenn ich dir von meinen Visionen erzähle. Aber da habe ich mich wohl geirrt. Ich habe zudem gehofft, dass unsere Auseinandersetzungen unsere Ehe nicht beeinflussen. Auch da habe ich versagt. Bei dir versagt. Bei mir versagt. Und in unserer Ehe versagt.«
Sein Herzschlag schien auszusetzen. Wie hatten sie es von brennender Leidenschaft so schnell zur Entfremdung geschafft? »Du … du verlässt mich und wirst dem Konzil erklären, es solle mich bestrafen?« Er streckte flehentlich die Hand nach ihr aus, wollte sie aufhalten.
»Nein!« Sie wich vor ihm zurück, bis sie mit dem Rücken gegen Sheba stieß. Die Pferde standen, die Nüstern an der Kruppe des anderen verborgen, Seite
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