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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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an Seite beisammen und trotzten dem beißenden Wind. »Ich werde dich nicht verlassen. Ich werde nach Dunrath zurückkehren und beten, dass du wieder zu Sinnen kommst, ehe es zu spät ist.«
    Die Erleichterung war so umfassend, dass ihm die Knie weich wurden. »Vielleicht bist du es, die wieder zur Vernunft kommen muss. Suche in meinem Herzen nach Antworten, Gwynne. Du weißt, dass ich mir wirklich von Herzen wünsche, so vielen Menschen wie möglich zu helfen. Das ist das Wesen eines Wächters.«
    Sie schwang sich ohne seine Hilfe in den Sattel. »Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, Duncan Macrae. Was du brauchst, ist die Klarheit, um über deine privaten Vorstellungen und Träume hinwegzusehen, die du für Schottland hegst.« Ihr Mund verzog sich. »Lady Bethany hat mir prophezeit, ich würde wissen, was zu tun sei. Ich wünschte nur, sie hätte recht behalten.«
    Er sagte sich, dass sie ihren Standpunkt aufgeben würde, als er Zeus bestieg und ihr den verschneiten Pfad ins Tal hinab folgte. Die Sinnlichkeit ihrer Bezaubernden-Macht arbeitete in zwei Richtungen: So sehr er sie brauchte, brauchte sie auch ihn. Ein paar Tage, in denen sie sich der Leidenschaft hingaben, würde ihre für Sassenachs typische Weigerung, ihn zu verstehen, aufweichen.
    Er wagte es einfach nicht, etwas anderes zu glauben.

29. Kapitel
     
     
    Gwynne spürte eine merkwürdige Ruhe, da die erwartete Krise mit ihrem Ehemann nun endlich gekommen war. Obwohl sie schweigend zur Festung zurückritten, betraten sie den Innenhof Seite an Seite. Ein unbeteiligter Beobachter hätte vielleicht gedacht, sie seien im Einklang miteinander.
    Duncan hieß die Feier zum Heiligabend gut. Vielleicht dachte er, die Lustbarkeit – und die alkoholischen Getränke, die in Strömen flossen – würde Gwynnes Gemüt besänftigen. Sie wünschte sich beinahe, dass das passierte, aber sie konnte sich nicht von der trostlosen Verzweiflung freimachen. Duncans Rationalisierung hatte ihn gefährlich nah zu dem Punkt getrieben, an dem man ihn vielleicht zum Abtrünnigen erklärte, falls das Konzil von seiner Parteinahme erfuhr.
    Sie entfernte sich früh von der Feierlichkeit. Es war ihr kaum möglich, die heitere Fassade länger aufrechtzuerhalten. Sicher in ihren Gemächern angelangt, schürte sie das Feuer. Ein eisiger Wind rüttelte an den Fenstern. Nächte wie diese machten sie besonders dankbar für die Umbauarbeiten, die in den Wohnquartieren vorgenommen worden waren. Wenn die Festung noch in ihrem ursprünglichen Zustand wäre, würde sie bis ins Mark frieren.
    Lionel tauchte mit seinem üblichen unfehlbaren Zeitgefühl auf. Sie hob ihn dankbar hoch. »Harte Zeiten stehen uns bevor«, flüsterte sie in sein gestreiftes Fell.
    Obwohl sie Duncan nie angelogen hatte, hatte sie die volle Wahrheit vor ihm verborgen. Heute, so hatte sie gedacht, wäre der richtige Zeitpunkt, um ihm alles zu offenbaren. Sie hatte gehofft, ihn überzeugen zu können, von dem Pfad abzuweichen, auf dem er unbeirrt voranschritt. Doch sie hätte sich den Atem sparen können. Alles, was sie erreicht hatte, war, ihm wehzutun und ihm fremd zu werden. Sein Schmerz hallte in ihr wider.
    Trotz ihrer Überzeugung, dass er einen schrecklichen Fehler beging, konnte sie seine Haltung verstehen. Wächter wurden dazu erzogen, andere zu beschützen, und bei Duncan wurde durch die Bedürfnisse seiner Heimat und seiner Landsleute seine unerschütterliche Treue geweckt. Es war kein Wunder, dass er hoffte, Prinz Charles Edward würde sich als Segen für Schottland erweisen. Aber Schottland würde nicht als eine freie und unabhängige Nation unter einer wiederhergestellten Stuart-Dynastie auferstehen. Gwynnes innere Stimme war sich dessen absolut sicher.
    Konnte ihre innere Stimme denn falschliegen? Theoretisch schon – aber Gwynne war sich dieser Wahrheit so sicher wie keiner anderen in ihrem Leben. »Was kann ich nur tun, um Duncan daran zu hindern, ein großes Unglück zusätzlich zu verschlimmern?«, flüsterte sie Lionel zu.
    Verrate ihn. Die Antwort war so kalt wie der Winterwind. Auch wenn sie noch nicht sehen konnte, welche Form ihr Verrat annahm, konnte sie es nicht länger leugnen, den Verrat in Erwägung zu ziehen.
    Gwynne setzte Lionel auf den Boden und zog ihr Kleid aus. Sie hatte bewusst ein Mieder mit Spitze gewählt, das vorne verschnürt war und keine Zofe erforderlich machte. Heute Nacht wollte sie allein sein.
    Sie zog ihr wärmstes Nachthemd an und dachte wehmütig an

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