Stuermischer Zauber
seinem Weg abzuweichen. Selbst wenn es ihm das Herz brach.
Gwynne fragte sich, ob es ihn tröstete zu wissen, dass auch ihr Herz gebrochen war.
30. Kapitel
Dunkle Wolken jagten über den Himmel, als Duncan einen hochgelegenen, unauffälligen Aussichtspunkt fand, der ihm gestattete, die jakobitischen und hannoverschen Streitkräfte zu beobachten. Er hielt den Sturm fern, denn dieser könnte ihm später während der Schlacht, die bald begann, von großem Nutzen sein.
Duncan kniff die Augen zusammen, als die Rebellen auf dem Hügel von Falkirk Position bezogen. Dort oben gab es ein Moor, und man konnte das Feldlager der Hannoveraner gut überblicken. Die hannoverschen Truppen waren unterwegs, um Stirling Castle zu belagern. Obwohl die königliche Streitmacht zweitausend Mann mehr in ihren Reihen hatte, waren sie nicht gut positioniert. Außerdem nahmen ihre Offiziere die Bedrohung durch die Rebellen nicht ernst. Der englische Kommandant, General Hawley, war nicht mal bei seinen Truppen. Er genoss ein Saufgelage mit der Countess of Kilmarnock. Je länger er fortblieb, desto besser standen die Chancen der Rebellen, die Regierungstruppen zu zerschmettern.
Zusätzlich zu den Truppenbewegungen konsultierte Duncan hin und wieder seinen Wahrsagekristall und überprüfte so, ob es irgendwo interessante Entwicklungen gab. Sein Mund verzog sich, als er sah, wie General Hawley in wilder Hast herangaloppierte. Die Uniform des Mannes war derangiert, und er trug keine Perücke – was hatte er wohl mit der Countess getan? Vielleicht hatte die leidenschaftliche Jakobitin beschlossen, ihre Unschuld zu opfern und den General damit außer Gefecht zu setzen.
Da Hawleys Artillerie im Morast versank, begann der General, seine Dragonerregimenter auszuschicken, damit sie den Hügel erstürmten, bevor sich die Rebellen auf der Hügelkuppe verschanzten. Das war ein kritischer Moment. Wenn Duncan den Wind, den er gesammelt hatte, jetzt losließ, vereitelte er für die königlichen Dragoner jegliche Chance auf Erfolg.
Dann wäre die Schlacht vermutlich schon bald zu Ende und forderte nur wenige Todesopfer. Sein Handeln konnte man wohlwollend als Nutzen für beide Seiten betrachten. Doch er würde den Jakobiten mehr helfen.
Wie weit war er von jener Grenze entfernt, hinter der er zum Abtrünnigen wurde? Oder stand er bereits auf der anderen Seite? Jedes kleine Eingreifen hatte es ihm leichter gemacht, beim nächsten Mal erneut zu handeln. Gwynne hatte recht. Verdammt sollte ihre kühle Sassenach-Logik sein! Auch wenn er vor dem Konzil stehen und sein Handeln rechtfertigen konnte, hatte er im Herzen bereits die Grenze überschritten.
Auf ein Signal des Generals hin begannen die Dragoner ihren Aufstieg. Duncan beobachtete sie. Er sah ihre Überlegenheit: die Ausrüstung, die Zahl der Soldaten, ihren militärischen Drill. Das letzte bisschen Objektivität zersplitterte. Schnell ließ er die Winde los, ehe er noch lange darüber nachdenken konnte.
Seine Sturmböe schlug den hannoverschen Dragonern direkt ins Gesicht, während sie versuchten, die steile Böschung zu erklimmen. Ihre Marschordnung geriet durcheinander, bis sie die Hügelkuppe erreichten. Die Rebellen hielten bis zum letzten Moment ihr Feuer zurück – dann ließen sie eine vernichtende Salve los. Dutzende Pferde und Reiter stürzten tödlich verwundet zu Boden.
Duncan schloss die Augen, als er versuchte, die Tür zuzuschlagen, durch die der Schmerz der verwundeten Männer und Pferde in seinen Geist eindrang. Die Tatsache, dass er eine Seite unterstützte, bewahrte ihn nicht vor der Todesqual der anderen Seite. Gute Männer starben da unten, und sein Magen drehte sich schmerzlich um bei dem Wissen, dass er Teil dieses Kampfes und für ihren Tod mitverantwortlich war.
Er öffnete die Augen und blickte auf ein chaotisches Schlachtfeld nieder. Regen prasselte vom dunkel verhangenen Himmel und verschlechterte die Sicht. Hannoversche Truppen flohen in Panik. Ohne Musketen, die vom Regenwasser feucht und unbrauchbar wurden, war der Kampf zu einer blutigen Angelegenheit mit Schwertern und Langdolchen geworden.
Nach zwanzig Minuten war es vorbei. Die Jakobiten hatten einen gigantischen Sieg errungen. Vom plätschernden Regen verborgen, zog sich Duncan behutsam aus dem Kampfgebiet zurück. Aufgrund des widerlichen Wetters fiel der Blutzoll recht gering aus. Er hatte auf beiden Seiten Leben gerettet, und wenn die Jakobiten zu einer offensiven Verfolgung ansetzten, würden sie
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