Stuermischer Zauber
aufbrechen.«
»Ich kann dich nicht aus deinem eigenen Zuhause vertreiben, Duncan. Erst recht nicht an Weihnachten.«
»Es ist auch dein Zuhause, und wenn Jean und ich fort sind, braucht Dunrath dich.« Er dachte an den rauen Winterkrieg, der vor den feindlichen Armeen lag. »Sobald der Aufstand vorbei ist, werde ich zurückkehren, und wir können … unseren Frieden miteinander schließen.«
Sie seufzte. Aber sie stritt nicht mit ihm. Er fragte sich, welche Gräuel sie in ihren Visionen sah, ehe er entschied, besser nicht zu versuchen, es herauszufinden.
Wenigstens sollte sie mit ihrer gewachsenen Macht in der Lage sein, das Tal und seine Leute zu beschützen, wenn der Krieg zu nahe kam. Die jakobitischen Truppen hatten die Zivilisten stets ehrenvoll behandelt, aber der Himmel allein wusste, was den Hannoveranern vielleicht in den Sinn kam. Nicht alle Soldaten machten zwischen Rebellen und Schotten, die König George treu ergeben waren, einen Unterschied. Er dachte an Jean und hoffte, dass sie ihre eigenen Verteidigungszauber übte.
Er kam wacklig auf die Füße. Noch immer spürte er die Auswirkungen des unbeschreiblichen Energiestoßes, den Gwynne gegen ihn ausgeführt hatte. »Ich werde am Morgen verschwinden, ehe du aufwachst.«
Tränen glitzerten in ihren Augen. »Bleib wenigstens bis zum Gottesdienst.« Obwohl sie im Augenblick ihre Anziehungskraft abschirmte, war sie unendlich begehrenswert.
Er kniff den Mund zusammen. »Wie du bereits sagtest, treiben wir einander in den Wahnsinn, wenn wir unter einem Dach leben, ohne das Bett zu teilen. Lebe wohl, mo càran.«
Sie setzte die Katze auf das Bett und stand auf. Doch sie verharrte mitten im Schritt, als ihr bewusst wurde, wie närrisch es wäre, einander zum Abschied zu berühren. »Sei vorsichtig, Duncan. In allen Belangen. Und wenn du deine Meinung über diese Rebellion änderst – um Gottes willen, komm heim!«
»Ich habe die Grundsätze der Wächter als Kind gelernt, aber mein Blut und meine Seele sind schottisch«, sagte er verbittert. »Ich werde weder meinen Prinzen noch mein Land im Stich lassen.« Damit drehte er sich um und verließ den Raum.
Er betete, dass Charles Edward den Aufstand zu einem raschen und recht unblutigen Sieg führte und anschließend seinen besiegten Feinden gegenüber Großmut zeigte.
Nichts Geringeres würde Duncan und Gwynne wieder zusammenbringen.
Obwohl Gwynne jede Anstrengung unternahm, um Jeans Briefe zu lesen, wenn sie geschrieben wurden, traf diese letzte Nachricht auf normalem Wege über die winterliche Straße zwischen Glasgow und Dunrath ein. Jean versuchte zwar, fröhlich zu klingen, doch die Anstrengungen des Krieges machten sich bemerkbar. Sie schrieb, die Rebellen zögen sich nach Norden zurück und warteten auf den Frühling, um eine neue Offensive zu starten.
Wann hörte das alles nur endlich auf?
Gwynne hielt sich nicht mit dem Obsidianspiegel auf. Stattdessen setzte sie sich in ihren liebsten Sessel in der Bibliothek und schloss die Augen. Sie versuchte, mithilfe von Meditation die groben Züge der zukünftigen Ereignisse aufzuspüren.
Als ihre rasenden Gedanken sich beruhigten, spürte sie eine drohende Entscheidungsschlacht. Diese Krise kam im Frühling. Vielleicht im April. Von dort zweigte die Zukunft in zwei Richtungen ab. Auf jedem Weg hallten Veränderungen nach, die Schottland in den kommenden Jahren für immer verändern würden. Obwohl beide Zukunftswege erschütternde Veränderungen und schwere Gewalt mit sich brachten, war einer weitaus schlimmer – und das war die Zukunft, die Duncan durch sein Eingreifen wahrscheinlicher machte.
Mit ihrer Ruhe war es nun vorbei. Sie öffnete die Augen und griff nach ihrem Wahrsagespiegel, um zu sehen, ob sie Duncan aufspüren konnte. Wie immer scheiterte sie. Vermutlich schirmte er sich vor den Blicken der Wächter ab – und das bedeutete, auch vor den Augen des Konzils. Sie hatte nichts mehr von ihm gehört, seit er am ersten Weihnachtstag Dunrath verlassen hatte.
Hoffte er, ihre Liebe würde mit seiner Abwesenheit wachsen? Unmöglich – sie liebte ihn bereits mit jeder Faser ihres Körpers, obwohl sie Angst hatte, es laut auszusprechen. Von ihm getrennt zu sein war das Schwerste, was sie je durchlitten hatte.
Wenn sie es sein sollte, die Duncan vor der Zerstörung bewahrte, indem sie sein Herz eroberte und ihren ausgleichenden Einfluss auf ihn ausübte, damit er seine Meinung änderte – dann war sie gescheitert. Er war zu stur, um von
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