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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Kuss.
    Gwynne schrie. Das Entsetzen in ihrer Stimme war herzzerreißend echt. In dem kleinen, vernünftigen Teil ihres Verstandes sah sie, wie die Illusion der Steinwand sich wieder stabilisierte. Duncan hatte also seine Wut im Griff.
    Einen Moment später tauchte der Colonel auf. Aufgebracht stieß er Huxley zu Boden. »Gott verdamme Sie, Sir. Wie können Sie es wagen, eine Lady in ihrem eigenen Haus anzugreifen?« Er zog sein Schwert und setzte die Schwertspitze an die Kehle des anderen Mannes.
    Huxley starrte seinen Kommandanten entsetzt und orientierungslos an. Er wusste, was er getan hatte, wusste, dass er auf frischer Tat ertappt worden war, aber er verstand nicht, warum er sich so verhielt, wie er sich verhielt. »Ich … ich wollte nicht … Aaaaaah!«
    Er kreischte, als Lionel auf seinen Arm sprang und ihn zugleich biss und mit seinen kräftigen Hinterpfoten nach ihm trat.
    »Lionel!« Gwynne hob den Kater hoch und versuchte, ihn im Geist zu beruhigen, bevor er ihr Kleid zerfetzte. An die Offiziere gewandt, sagte sie: »Mein Kater ist sehr … sehr beschützend. Als Major Huxley mich angriff, ist Lionel auf seinen Rücken gesprungen.«
    »Ein kleiner, aber tapferer Verteidiger«, bemerkte der Colonel. »Seid Ihr verletzt, Lady Ballister?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr Zittern war echt. »Nein. Lionels Angriff gab mir die Gelegenheit, nach Hilfe zu rufen. Gott sei Dank wart Ihr in der Nähe, Colonel Ormond.«
    »Ich hab die Hure nicht angegriffen!«, rief Huxley wütend. »Sie wollte mich!«
    »Lügen Sie mich nicht an!« Der Colonel verstärkte den Druck des Schwertes. Blut quoll unter der Schwertspitze hervor. »Ich werde Sie dafür hängen lassen. Sie sind eine Schande für die Armee Seiner Majestät!«
    Gwynne strich mit zitternder Hand ihr Haar zurück. Sie hatte die Aufmerksamkeit von der illusorischen Wand abgelenkt, doch Duncan würde nicht mehr lange in der Lage sein, die Illusion aufrechtzuerhalten. Sie musste die königlichen Offiziere von hier fortschaffen. Und wie sollte sie mit Huxley verfahren? Er war ein Mistkerl, aber Gwynne war zu sehr eine Wächterin, um ihn für einen Angriff sterben zu lassen, den sie absichtlich verursacht hatte.
    Mit zitternder Stimme fuhr sie fort: »Ich denke nicht, dass der Major mich angegriffen hätte, wenn Ihr nicht in den letzten Tagen in so arger Bedrängnis gewesen wärt. Vielleicht hat er in der Dunkelheit hier unten etwas falsch verstanden, das ich gesagt oder getan habe.«
    Ormond runzelte die Stirn, und sie wusste, er dachte an seine Frau und daran, was er einem Mann antun würde, der sie angriff. »Wollt Ihr damit sagen, dass er nicht bestraft werden soll?«, fragte er.
    Sie holte Luft. »Ich will ihn nicht hängen sehen. Nur … schafft ihn fort. Und lasst ihn nicht mehr mit einer Frau, egal, welchen Alters, allein.«
    Einen langen Moment spiegelte die Miene des Colonels seinen Wunsch wider, Huxley die Kehle aufzuschneiden. Aber er war ein ehrenhafter Mann. Widerstrebend steckte er sein Schwert zurück in die Scheide. »Sie sollten auf die Knie fallen und Gott für die Gnade Ihrer Ladyschaft danken, Huxley.«
    Missmutig stand der Major auf. Er behielt Gwynne wachsam im Auge, ebenso den Kater auf ihrem Arm, der wild mit dem Schwanz schlug. »Das war nur ein Missverständnis. Ich schwöre es, Colonel Ormond.«
    »Ich wünschte, ich wäre mir dessen sicher.« Ormond schaute finster drein. »Sie sind ein fähiger Offizier, und ich brauche Sie. Wenn Sie sich für den Rest des Feldzugs nichts zuschulden kommen lassen – und das bedeutet, dass Sie die Hand weder gegen Frauen noch gegen Kinder erheben, selbst wenn sie die Kleidung der Highlander tragen –, werde ich diese Sache fallen lassen. Ist das für Euch zufriedenstellend, Lady Ballister?«
    Sie nickte. »Wenn mein Opfer das Leben einiger Frauen rettet, die keinen Mann wie Euch an ihrer Seite haben, um sie zu beschützen, wird mein Leiden nicht vergebens gewesen sein.«
    Ihre Worte waren melodramatisch, aber der Colonel gefiel sich in der Rolle des Beschützers ebenso, wie er Gwynne für ihre christliche Barmherzigkeit bewunderte. An Huxley gewandt, sagte er: »Entschuldigt Euch bei dieser guten Lady und dann verschwindet!«
    Obwohl der Major spürte, dass er getäuscht wurde, verstand er nicht, wieso. Aber er war kein Idiot und wusste, dass er Gwynnes Nachsicht nutzen musste, bevor sie oder der Colonel ihre Meinung änderten. »Ich bin zutiefst betrübt, Lady Ballister«, erklärte er steif. »Ich

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