Stuermischer Zauber
war.
Duncan suchte erneut nach Gwynne. Aber sie war zu nah. Er konnte nichts anderes spüren als die mächtige Gewissheit ihrer Gegenwart. Wo war sie?
Frustriert marschierte er über den offenen Platz zurück zum Weg – und plötzlich war sie da. Obwohl die Frau maskiert war und einen roten Seidenmantel trug, wusste er augenblicklich, dass es Gwynne war. Und sie stand allein da. Ihre große Gestalt wurde von Laternenlicht umspielt.
Nun, da er sie gefunden hatte, wollte er sie nicht erneut vertreiben. Er zwang seine Macht und die Leidenschaft, die sie in ihm erregte, nieder, bis beide nur noch kalte Asche waren statt einer flackernden Feuersbrunst.
Dann wob er einen leichten Attraktivitätszauber – nicht so stark, um Gwynnes Willen zu unterwerfen, sondern gerade wirksam genug, damit sie ihn faszinierend fand. Mit etwas Glück würde er genug Zeit haben, um ihr Interesse zu wecken. Dann würde er sein wahres Ziel verfolgen und ihre tief verborgenen Leidenschaften in eine Romanze verwandeln und bei ihr nicht nur, wie zuvor, Wut hervorrufen.
Er musste seine Gesichtszüge maskieren, da Gwynne ihn in den letzten beiden Tagen zweimal gesehen hatte. Ein französischer Akzent würde seinen leicht schottischen Tonfall kaschieren. Er würde außerdem sein Gewicht nach vorne verlagern, wenn er ging, um seine Bewegungen leicht anders wirken zu lassen.
Duncan hoffte, dass ihre Zauberkraft nicht stark genug war, um ihn trotz seiner Vorsichtsmaßnahmen zu erkennen. So gerüstet, machte er sich an die Verfolgung seiner Lady.
Gwynne schnappte nach Luft, als der finstere Mann sich zu ihr umdrehte. Obwohl er eine Maske trug, hatte sie das Gefühl, dass sein Blick sie bis auf den Grund ihrer Seele bewegte. Sie hatte eine ähnliche Erfahrung gemacht, als sie Ballister begegnet war. War es möglich …?
Doch bevor sie diesen Gedanken zu Ende dachte, verwarf sie ihn schon. Als der Mann mit dem ausgewogenen Gang eines Kämpfers auf sie zuschritt, entschied sie, dass er sogar noch größer und breitschultriger als Ballister war. Ihr Urteil wurde gefestigt, als er eine Hand nach ihr ausstreckte und mit einer tiefen Stimme zu ihr sprach, die durch einen sinnlichen, französischen Akzent bereichert wurde. »Wollt Ihr tanzen, Mylady?«
»Oui, Mylord.« Sie hätte ihm nicht widerstehen können, selbst wenn sie gewollt hätte.
Er verneigte sich mit der Anmut eines Höflings, dann nahm er ihre Hand und führte sie zum Kreis der Tänzer. Hitze brannte sich unter dem zarten Druck seiner Finger durch ihren Handschuh aus Ziegenleder.
Die meisten Tänzer lachten und plauderten mit ihren Partnern. Der dunkle Mann sagte nichts, aber sein Blick ließ nicht von ihrem, während sie die einfachen Figuren des Volkstanzes tanzten. Vielleicht lag es an dieser Stille, dass sie sich seiner so intensiv bewusst war. Sie spürte die Form seiner Glieder unter dem Domino, die kontrollierten Bewegungen der langen, gestählten Muskeln. Und obwohl sie seine Augen nicht sehen konnte, brannte sich sein Blick in ihren Körper, wohin auch immer er gerade schaute.
Während sie sich aufeinander zu- und wieder voneinander wegbewegten, sich drehten und tanzten, fühlte sie sich beinahe schmerzhaft lebendig wie eine zarte Knospe, die vom späten Frost bedroht wurde. Sie versuchte, sich selbst zu beruhigen, indem sie sich sagte, dass sie nur aufgrund der Ungehörigkeit, mit einem Fremden zu tanzen, aufgeregt war. Doch ohne Erfolg. Es gab eine Kraft in diesem Mann, die all ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
Als sie ihren Tanzpartner umkreiste, fing sie einen Blick von Norcott auf. Der Lakai hatte gesehen, wie sie die Einladung des dunklen Mannes bereitwillig angenommen hatte, denn er saß nun auf einer Bank und folgte ihr mit Blicken. Es war gut zu wissen, dass sie beschützt wurde, obwohl von dem dunklen Mann keine Bedrohung ausging. Zumindest keine Bedrohung, die Gwynne nicht willkommen hieß.
Die Musik verstummte, und der Dirigent des Orchesters verkündete, dass die Musiker nun eine kurze Pause machten. Stumm reichte der dunkle Mann Gwynne seinen Arm. Sie hakte sich bei ihm unter und fragte sich, wohin er sie führen würde. Sie war vielleicht verzaubert, aber sie war nicht bereit, sich mit einem Fremden ins Gebüsch zu stürzen.
Seine Hand ruhte über ihrer und fühlte sich in der kühlen Nachtluft warm an. »Werdet Ihr mich begleiten, damit wir uns eine kleine Erfrischung gönnen können, meine hübsche Lady?«
»Es wäre mir ein Vergnügen.« Sie betrachtete
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