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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sagte ihre Sitznachbarin verträumt. Sally Tuckwell war mit ihren neunzehn Jahren die älteste Tochter der Familie und hoffnungslos romantisch. »Ich frage mich, ob es William möglich ist, mich mit diesem Kostüm und der Maske zu erkennen? Ich habe ihm nicht erzählt, was ich heute Abend tragen werde, obwohl er mich angefleht hat, es ihm zu sagen.«
    Gwynne lächelte, während sie das Kostüm des Mädchens betrachtete. Sally hatte sich als Schäferin verkleidet. »Mit deinem hübschen blonden Haar und der anmutigen Gestalt wird er dich bestimmt bald finden. Und wenn nicht, kannst du ihn mit deinem Hirtenstab einfangen.«
    Sally lachte. »Ein Grund, warum ich das Kostüm gewählt habe, ist, dass ich damit die Männer einfangen und abwehren kann.«
    »Jetzt, da William und du verlobt seid, musst du dich nicht mehr mit so viel Elan gegen ihn schützen«, sagte Gwynne mit blitzenden Augen. »Vielleicht lockt er dich ja in einen dunklen Laubengang und raubt dir einen Kuss.«
    Sallys Mund öffnete sich, als sie über diese Aussicht nachdachte. In späteren Jahren, wenn William und sie ruhige, seit Langem verheiratete Bürger waren, würden sie einander zweifellos heimliche Blicke zuwerfen, wenn New Spring Gardens erwähnt wurde. Sie würden sich daran erinnern, was sie dort als junge Leute im ersten Überschwang ihrer Liebe getan hatten.
    Gwynne vertrieb die neidvollen Gedanken, die sie bisher nie in solchen Momenten gehegt hatte. Sie hatte Emery geliebt, und ihr einziger Kummer war, dass ihre Ehe nicht länger gedauert hatte. Aber es wäre schön, wenn sich ihr noch einmal die Gelegenheit bieten würde, so jung und albern wie Sally zu sein. Obwohl sie nur wenige Jahre trennten, fühlte sich Gwynne viel älter.
    Ihr Boot schob sich schließlich an den Steg. Der Bootsmann und Norcott, ein Lakai der Tuckwells, sprangen heraus, um das Fahrzeug festzumachen. Sir George kletterte von Bord, dann half er seiner Frau heraus, ehe er Gwynne die Hand reichte. »Ich werde bestimmt von vielen beneidet, da ich solch große Schönheiten begleiten darf«, bemerkte er jovial. »Drei schöne Ladys! Welcher Gentleman kann sich mehr wünschen?«
    Gwynne lachte, als sie von dem wackligen Boot stieg und wieder festen Boden unter den Füßen spürte. »Das würde vielleicht eher stimmen, wenn wir nicht so großartig maskiert wären.«
    »Oh, aber die Maskerade verstärkt doch die Vorstellungskraft«, sagte Anne Tuckwell. »Jede Frau, die einen Domino trägt, wird eine mysteriöse, verführerische Schönheit. Und jeder Mann kann maskiert ein hübscher Prinz sein.«
    Gwynne lächelte über Annes Vorstellung, doch im Stillen gestand sie sich ein, dass etwas Wahres in Annes Worten lag. Da er für modische Kleidung nichts übrig hatte, trug Sir George seinen üblichen Abendanzug und dazu lediglich eine Maske. Doch Anne und Gwynne hatten Dominos mit Kapuzen gewählt, die ihre Abendkleider komplett mit fließender Seide bedeckten. Anne stand das Grün ausgezeichnet, während Gwynne den schimmernden, scharlachroten Domino trug, der Sally gehörte.
    Als Gwynne ihn zum ersten Mal angelegt hatte, hatte sie gedacht, er wäre viel zu grell. Doch auf der nächtlichen Lustbarkeit stellte sie rasch fest, dass die schwelgerische Farbe ihr das Gefühl gab, eine weltgewandte Frau zu sein. Sie fühlte sich nicht länger wie eine graue Büchermaus.
    Nachdem Sir George ihr Eintrittsgeld bezahlt hatte, nahmen sie den geschwungenen Weg, der in die Gärten führte. Sie traten auf den von Bäumen gesäumten Grand Walk. Gwynne blieb beim Anblick der unzähligen Lampions, die die Nacht erhellten, wie angewurzelt stehen. Die Feiernden in ihren Kostümen oder Dominos belebten die lange Promenade, die in der Ferne verschwand. Die Musik und die fröhlichen Gespräche der Gäste waren um sie, und sie fühlte sich, als hätte sie die normale Welt verlassen und ein Märchenland betreten.
    Lachend nahm Sally ihren Arm und zog sie weiter. »Es ist viel zu früh, um aufs Höchste erstaunt zu sein. Der Park bietet so viele Vergnügungen – raffinierte Statuen und Brücken, Wasserfallkaskaden und Tempel, Gemälde und Musik. Man könnte tagelang umherspazieren und würde doch nicht alles sehen.«
    Gwynne ging weiter. Die seidenen Falten ihres Dominos raschelten schwelgerisch. Mit der Kapuze, die ihr verräterisches Haar verhüllte, und einer eng anliegenden schwarzen Maske, die ihr Gesicht halb verdeckte, wurde ihr nun bewusst, dass sie an diesem Abend die Freiheit der Anonymität

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