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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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einem abendlichen Vergnügen hingaben. Eine Toga konnte keinen gesetzten Händler verbergen. Ebenso wenig verwandelte ein Domino einen Bauern in einen Prinzen. Aber es gab ein paar männliche Gestalten, die Gwynnes Vorstellungskraft bewegten. Wie die beiden schlanken, von Narben entstellten Männer, die sich ihre Uniformen bestimmt verdient hatten und sie nicht als Kostüme trugen. Oder der gelangweilte Adelige, dessen müder Blick die Kurtisanen prüfend musterte, als suchte er nach einer, die seiner Aufmerksamkeit würdig war.
    Schon bald konnte sie das Orchester, das im Hain nahe dem Eingang spielte, nicht mehr hören, und die Menschenmenge lichtete sich. Sie schien sich dem anderen Ende der Gärten zu nähern.
    Gwynne wollte schon umkehren, als sie einen offenen Platz erreichte, auf dem ein paar Musiker auf einem überdachten Podium spielten. Davor tanzten Männer und Frauen einen Volkstanz. Die Männer standen in einer Reihe den Frauen gegenüber. Es gab viel Gelächter, als sie sich an den Händen fassten, herumwirbelten und dann wieder zusammenkamen.
    Als das letzte Paar in die Hände klatschte und zum anderen Ende der Reihe hüpfte, blieb sie stehen. Ihr Fuß wippte im Takt der Musik. Sehnsüchtig wünschte sie, eine der glücklichen Tänzerinnen zu sein.
    Im Gegensatz zu so viel Bewegung fiel ihr ein einsamer Gentleman in einem schwarzen Domino auf, der in der Nähe der Tänzer stand, und zwar so reglos, dass er ins Auge fiel. Während sie ihn beobachtete, wurde ihr bewusst, wie sein Blick sehr langsam prüfend über die Menge glitt. Wie ein Raubtier, das seine Beute suchte.
    Abrupt wandte er sich auf dem Absatz um und ging von den Tänzern fort. Seine Bewegungen waren so geschmeidig wie die einer Katze. Groß und kräftig und in dunkle Farben gekleidet, war er ein Mann, der zum Träumen einlud. Vielleicht war er der Prinz, von dem Anne gesprochen hatte. Oder ein Lebemann, der nach weniger unschuldigen Vergnügungen suchte.
    Vielleicht sollte sie es herausfinden. Einem Impuls folgend, suchte sie einen Weg, der seinen kreuzen würde. Auch wenn sie keine Übung im Flirten hatte, wo konnte sie diese besser erwerben als hier? Niemand wusste, wer sie war.
    Und vielleicht würde er mit ihr tanzen.

5. Kapitel
     
     
    Duncan eilte durch den Eingang in New Spring Gardens. Dann verharrte er desorientiert. Seit Jahren war er nicht mehr hier gewesen, und er hatte vergessen, wie geschäftig es an einem lauen Sommerabend in diesen Gärten zuging. Die Maskerade hatte Massen verkleideter Gäste angezogen, und das Gelände war über sechs Hektar groß und bestand aus Wäldern und unzähligen Wegen. Wo zum Teufel sollte er seine Suche beginnen?
    Wenn Ihr sie nicht entdecken könnt, seid ihr sowohl als Liebhaber als auch als Wächter ein Versager. Er grinste schief und trat in eine Nische, in der ein großer, hölzerner Löwe stand. Mit geschlossenen Augen frage er sich, ob Gwynne in der Nähe war. Ja.
    Wie nah? Er stellte sich den Lageplan des Gartens vor, mit seinen Hainen und den sich kreuzenden Wegen. Als sein Geist ruhiger wurde, spürte er sie als ein sich bewegendes Licht, das dem anderen Ende der Gärten zustrebte.
    Da er hoffte, später Gebrauch davon zu machen, reservierte er eine Loge und begab sich dann auf den Weg zum anderen Ende der Gärten. Seine Sinne waren angespannt. Wie praktisch, dass die Maske und der Domino, die er sich von Simon geliehen hatte, schwarz waren! In dieser farbenfrohen Menschenmenge zog er keine Aufmerksamkeit auf sich.
    Er benutzte sowohl seine Augen als auch seine Intuition, um die Lustwandelnden gewissenhaft zu überprüfen. Da Gwynne mit Freunden gekommen war, würde sie vermutlich in einer Gruppe unterwegs sein. Trug sie ein Kostüm? Erneut befragte er seine verborgenen Sinne und entschied, dass sie nicht wirklich kostümiert war. Aber sie war zumindest maskiert und trug vermutlich auch einen Domino.
    Als er sich dem Ende des Gartens näherte, fand er neben der Kreuzung der breiten Promenade und einem kleineren Weg eine Tanzfläche. Gwynne war jetzt sehr nah. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die Tänzer und die Zuschauer. Konnte sie die anmutige Frau mit dem blauen Domino sein, die mit einem kleinen, breit gebauten Satyr tanzte? Nein. Oder vielleicht die maskierte Frau, die mit ein paar Freunden auf einer Bank saß? Sie schien die richtige Größe zu haben. Er stand kurz davor, zu ihr zu gehen, als sie eine Geste machte, die ihm sofort bewies, dass sie eine Fremde

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