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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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wegzudrehen, und sein Mund landete auf ihrer Wange und nicht auf ihren Lippen. Empört befreite sie sich aus seiner Umarmung, doch sie trat auf den schleifenden Saum des Morgenrocks. Sie stürzte und schlug sich die Schläfe am massiven Bettpfosten.
    Als sie benommen auf dem Boden lag, hörte sie, wie der junge Diener mit dem schweren Akzent eines Nordländers panisch schrie: »Mensch, jetzt haste sie getötet!«
    Grob griffen Hände nach ihr, drehten sie auf den Rücken und untersuchten ihre schmerzende Schläfe. Sie konnte sehen und hören, was um sie herum geschah, war aber unfähig, sich zu rühren.
    »Nein, sie ist nur betäubt«, stellte William erleichtert fest. »Sie kommt bald wieder in Ordnung.«
    Rasch schlug er sie in die Decken ein und trug sie hinaus in den dunklen Korridor. »Macht Euch keine Sorgen, Mylady«, summte er. »Ich werde mich um Euch kümmern.«
    Unfähig, sich in ihrem Kokon aus Bettlaken zu rühren, und vom Schlag benommen, konnte sie sich nicht einmal gegen die Entführung durch die jungen Dummköpfe wehren. Sie konzentrierte sich mit aller Macht darauf, einen Hilferuf an ihren Ehemann auszusenden, und betete, dass sie Wächterin genug war, um ihn damit zu erreichen.
    Duncan genoss seine Gespräche mit Lord Montague und den anderen Männern des Haushalts. Sie waren vernünftige Zeitgenossen und ebenso beunruhigt ob der Aussicht auf einen Bürgerkrieg wie er. Vielleicht wurde dieser Aufstand im Keim erstickt, bevor zu viele ihr Leben verloren.
    Der Portwein machte erneut die Runde, als er plötzlich spürte, wie etwas heftig an seinem Verstand zerrte. Gwynne? Da er es gewohnt war, seine Macht zu verbergen, vollendete er den Satz, ehe er sich auf das konzentrierte, was er spürte. Hatte sie einen Albtraum? Vielleicht war sie nach diesem anstrengenden Tag früh zu Bett gegangen. Oder hielt sie sich noch bei den anderen Damen auf und war nun in einen Streit geraten?
    Da er dachte, es würde schon nichts Ernstes sein, widmete er sich wieder dem Gespräch. Doch die Besorgnis nagte an ihm. Er schalt sich einen überängstlichen Bräutigam, als er schließlich aufstand. »Da ich erst seit Kurzem verheiratet bin, ist es an der Zeit, meine Braut aufzusuchen.«
    George Montague der Jüngere stand ebenfalls auf und hob sein Glas. »Trinken wir auf die schönste Lady im ganzen Nordland!«
    »Die hübscheste Frau in Europa!«
    »Die wiedergeborene Aphrodite!«
    »Die schönste Frau der Christenheit!«
    Jeder anwesende Mann sprang auf und hob sein Glas, steigerte den Toast mit einem weiteren Beitrag. Duncan sah amüsiert zu. Freilich war für ihn Gwynne die schönste Frau der Welt, doch sie war schließlich seine Frau. Dieser eifrige Beifall von ehrenwerten Gentlemen, von denen die meisten ebenfalls attraktive Ehefrauen hatten, war direkt nervtötend.
    Nachdem er den Toast erwidert hatte, ging er hinüber in den Salon, wo die Damen den Tee einnahmen. Er trat ein und blickte sich suchend nach ihr um.
    »Eure Frau hat sich früh zur Ruhe begeben«, sagte Lady Montague und zwinkerte ihm zu. »Ihr habt keinen Grund zur Eile – sie wird sich auf Euch freuen, wann immer Ihr zu ihr geht.«
    Er schaffte es, diesen Scherz mit einem Lächeln zu quittieren, doch seine Besorgnis wuchs, und er ärgerte sich, weil er seine Zeit mit oberflächlicher Konversation verschwendete. Sobald es der Anstand erlaubte, zog er sich zurück und sprang die Treppe hinauf. Dabei nahm er immer drei Stufen auf einmal. Sicher hatte sie nur ein Albtraum geplagt, als er das Gefühl gehabt hatte, sie würde an seinem Verstand zupfen …
    Er eilte in das Schlafzimmer und hielt die Kerze hoch – und sah das leere Bett und ein Durcheinander aus Bettlaken. Die Decken fehlten. Instinktiv berührte er eine Stelle am Bettpfosten und wusste, dass Gwynne sich schmerzlich daran gestoßen hatte. Ein Bild formte sich in seinem Geist, wie Gwynne von diesem berauschten, jungen Dummkopf entführt wurde.
    Einen Augenblick lang lähmten ihn Schmerz und Schuldgefühlte. Er hatte gewusst, dass etwas nicht in Ordnung war, und weil er es versäumt hatte zu handeln, war Gwynne nun in Gefahr. Sie war seine Frau, und er hatte sie nicht beschützt.
    Später war genug Zeit, sich den Schuldgefühlen hinzugeben. Jetzt musste er sich darauf konzentrieren, sie zu finden. Er stürmte die Treppe hinunter und platzte in den Salon. »Euer verdammter Sohn hat meine Frau entführt!«, warf er seinem Gastgeber vor. »Was glaubt Ihr, wohin bringt er sie?«
    Alle starrten

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