Stuermischer Zauber
unwiderstehlich schön …« Voll hungrigem Verlangen presste er seinen Mund auf ihren.
Sie würgte und kämpfte gegen ihn. Doch es gab kein Entkommen, denn ihr Rücken wurde gegen die Wand gedrückt. Duncan …
In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen, und ihr Mann wirbelte wie ein Gewittersturm in die Hütte, Lord Montague dicht auf den Fersen. George Montague folgte einen Schritt dahinter. Duncans schwarzer Mantel wehte dramatisch um ihn, seine Zauberkraft erfüllte den kleinen Raum. Er war dunkel und gebieterisch, gleichermaßen herrlich und beängstigend. Doch der beruhigende Blick, den er ihr zuwarf, war voller Sanftmut. Noch nie in ihrem Leben war sie so froh gewesen, jemanden zu sehen.
Mit zwei langen Schritten durchquerte er die Hütte und donnerte: »Du sollst verdammt sein, Junge! Ich sollte dich dort, wo du stehst, auf der Stelle töten!«
Williams Kopf schnellte herum. Jemmie war indes so klug, in die entlegenste Ecke der Hütte zu kriechen. »Sie ist als meine Mätresse besser dran denn als Eure Frau, Ballister«, rief William, doch seine Stimme zitterte.
»Du bist ein dummer, kindischer Idiot, der es verdient, dass seine Lunge und Leber zu Haggis verkocht werden!«, grollte Duncan. Er riss William von Gwynne fort. »Aber deinen Eltern zuliebe werde ich dich verschonen.«
»Ihr haltet mich für einen schwachen Gegner? Euch werde ich s zeigen!« William zog mit der Wut des Gedemütigten seinen Dolch und schlug damit nach seinem Peiniger.
Duncan sprang zurück, um dem Angriff auszuweichen, doch die Enge der Hütte machte es ihm schwer, und die Klinge schnitt ihn in den linken Unterarm. Obwohl sein Gesicht aschfahl wurde, packte er William und drehte ihm den Arm auf den Rücken, ehe er ihn mit aller Kraft gegen die Steinmauer drückte. Lord Montague hielt angstvoll den Atem an. George schnappte sich den Dolch seines Bruders, dann kam er Duncan zu Hilfe und hielt Williams Arme auf dessen Rücken fest. Vermutlich hoffte er, Duncan daran hindern zu können, William zu töten, wenn er seinen Bruder rasch entwaffnete.
Aber Duncan hatte kein Interesse mehr an William. Er wandte sich zu Gwynne um, und sie warf sich ihm erleichtert in die Arme. »Gott sei Dank bist du hier!«, stieß sie abgehackt hervor.
»Hat er dir etwas angetan, mein Liebes?«
Sie schüttelte den Kopf. »Als er in unser Schlafzimmer kam, um mich zu entführen, bin ich ausgerutscht und habe mir den Kopf am Bettpfosten gestoßen, doch das war bloß ein Unfall. Er … er hatte keine Zeit, mir Schlimmeres anzutun.«
Duncan umarmte sie fester. Sie brauchte einen Augenblick, ehe sie bemerkte, dass er kurz vor einem Zusammenbruch stand. »Du bist verletzt!«
Seine Stimme wurde immer leiser, bis sie kaum noch hörbar war. »Der Dolch … Eisen …«
Gwynne hätte fast die für Wettermagier typische Empfindlichkeit gegen Eisen vergessen, da sie seit ihrer Hochzeit nicht mehr darüber gesprochen hatten. Doch als sie jetzt zurückdachte, fielen ihr all die winzigen Momente auf, in denen er es tunlichst vermieden hatte, etwas Eisernes zu berühren. Eine Fleischwunde musste da besonders schmerzvoll und entkräftend sein, selbst wenn die Wunde nicht ernst war. Und vielleicht war ja sogar eine leichte Verletzung für ihn gefährlich – in ihren Studien war sie nie auf eine Abhandlung dieses Themas gestoßen.
Sie drehte ihn um, damit er sich an die Wand lehnen konnte, während sie die Wunde untersuchte. Obwohl sie recht heftig blutete, schien der Dolch nicht allzu tief ins Fleisch geschnitten zu haben, und die Wunde sollte nicht allzu ernst sein – es sei denn, das Eisen vergiftete ihn auf eine andere Art. »Du musst den Umhang und den Mantel ablegen, damit ich das abbinden kann, bevor wir zum Schloss zurückkehren.«
»Leg deine Hand auf die Wunde und drücke hart zu«, flüsterte er. »Das wird die Wirkung des Eisens ausgleichen.«
Obwohl sie besorgt war, ihm eventuell wehzutun, gehorchte sie und drückte ihre Hand fest auf die Wunde. Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor, aber er bekam langsam wieder eine gesunde Gesichtsfarbe.
»Ist die Wunde ernst?«, fragte Lord Montague besorgt.
»Nein«, antwortete Duncan selbst. »Gwynne wird sich darum kümmern.« Er blickte zu William hinüber, dessen Hände nun hinter seinem Rücken gefesselt waren. Der Junge starrte auf den Lehmboden, und seine Miene verriet gleichermaßen seine Angst und unterdrückte Wut. »Je eher Ihr den Jungen in die Kolonien verschifft, desto besser. Ich will ihn
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