Stuermischer Zauber
Pferde für die Zucht kaufen, und schickt ihn nach Indien oder nach Amerika. Oder an irgendeinen anderen weit entfernten Ort, an dem er Abenteuer erleben kann, die sich nicht um einen Bürgerkrieg drehen«, schlug sie vor.
Interesse flackerte in seinem Blick auf. Als er für sie den Stuhl zurückzog, bemerkte er: »Das ist ein guter Ratschlag, Lady Ballister. Vielleicht werde ich genau das tun. Ich danke Euch.« Sein Lächeln war so warm, dass es beinahe beunruhigend war, doch er entfernte sich und setzte sich an das Kopfende des Tischs, ohne noch etwas zu sagen.
Trotz der Anspannung, die nach Williams politischen Äußerungen über der Abendgesellschaft hing, verlief das Abendessen sehr angenehm. Neben Gwynne und Duncan und den älteren Montagues nahmen ein halbes Dutzend Mitglieder des Haushalts am Mahl teil. Unter ihnen war auch der älteste Sohn und Erbe George mit seiner Frau.
Nach dem langen Tag war Gwynne müde. Sie freute sich, als Lady Montague sich erhob und die Damen in einen Salon führte, damit die Männer sich erneut die Köpfe über politische Themen oder dem sicheren Terrain der Pferdezucht heiß reden konnten.
Gwynne plauderte nur so lange mit den Damen, wie es die Höflichkeit erforderte, bevor sie sich in ihr Schlafzimmer zurückzog. Nachdem sie ihr Nachthemd angezogen und ihr Haar ausgebürstet hatte, öffnete sie die Vorhänge vor dem Fenster und ging zu Bett. Sie fragte sich, wie lange es wohl dauerte, bis Duncan zu ihr kam. Ach, er würde sie bestimmt wecken, falls sie einschlief …
Die Hand auf ihrer Schulter brachte Gwynne zu schläfrigem Bewusstsein. Sie lächelte. Die Dunkelheit machte ihr überaus bewusst, dass Lust in der Luft hing, gepaart mit dem deutlichen Geruch nach Alkohol. »Komm ins Bett, Liebster.«
Sie streckte die Hand nach Duncan aus und berührte ein Gesicht, das ihr unbekannt vorkam. Abrupt war sie hellwach und fragte: »Wer ist da?«
»Psst …« Das leise Zischen klang dringlich. »Wir sind gekommen, um Euch zu retten.«
»William?« Ungläubig setzte sie sich im Bett auf und klammerte sich an die Bettdecke. Das schwache Licht, das durch die Fenster hereindrang, zeigte ihr die gedrungene Gestalt des jüngsten Sohnes ihres Gastgebers. Ein größerer junger Mann, der wie ein Diener gekleidet war, stand hinter ihm. »Brennt das Haus?«
»Nein, nein! Ich werde Euch vor diesem tyrannischen Whig retten. Kommt mit Jemmie und mir, Mylady.« Er öffnete das Türchen einer Laterne, um mehr Licht zu machen. Nachdem er die Lampe an seinen Diener weitergereicht hatte, zog er die Decken weg und zerrte Gwynne auf die Füße. »Wir müssen uns beeilen, bevor man uns entdeckt.«
Der Boden fühlte sich unter ihren nackten Füßen kalt an, doch das bemerkte sie kaum, da die beiden jungen Männer sie anstarrten, als wären sie vom Blitz getroffen worden. In ihr Nachthemd aus Satin gekleidet, war ihr Anblick nur für die Augen ihres Mannes bestimmt. Heftig errötend griff sie nach Duncans Morgenmantel, der über einem Stuhl lag, und warf ihn sich über.
Nachdem sie sich angemessen bedeckt hatte, sagte sie mit ihrer würdevollsten Stimme: »Wie könnt ihr es wagen, mein Schlafzimmer zu betreten! Ich habe keine Ahnung, was ihr hier wollt, aber ihr täuscht euch. Verlasst mein Gemach augenblicklich, und ich werde so tun, als wäre dies nie geschehen.«
William schüttelte den Kopf. Seine Augen glänzten vor Trunkenheit und Ruhelosigkeit. »Ich kann nicht zulassen, dass er Euch bekommt. Ihr seid ein tapferes Mädchen, das vorgibt, alles wäre in Ordnung, doch ich habe gehört, wie grob er Euch behandelt. Ich habe gesehen, wie Ihr mich angelächelt habt, als flehtet Ihr mich an, Euch zu retten.«
Du lieber Himmel, er musste ihr mitfühlendes Lächeln als Interesse an seiner unreifen Person gedeutet haben! »Du hast das missverstanden. Ich schätze mich glücklich, mit Ballister verheiratet zu sein. Man muss mich nicht retten.« Sie zog den Morgenrock enger um sich. »Und jetzt geht!«
Williams Gesichtszüge verhärteten sich. »Ein feiger Whig, der seine eigenen Leute betrügt, verdient Euch nicht! Wenn der Prinz erst ganz Britannien eingenommen hat, wird es Reichtümer und Ehrungen für seine Anhänger geben. Ich werde Euch dann das Leben als die Königin ermöglichen, die Ihr seid. Unser Leben wird ein herrliches Abenteuer sein.«
Als sie versuchte, sich an ihm vorbeizuschieben, ergriff William sie plötzlich und versuchte, sie zu küssen. Sie schaffte es gerade noch, ihren Kopf
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