Stuermischer Zauber
nie wieder näher als in einem Umkreis von tausend Meilen um meine Frau wissen.«
»Ihr werdet keine Anklage erheben?«, vergewisserte sich Lord Montague erleichtert.
Duncan schüttelte den Kopf. »Um Euret- und Eurer Familie willen und da Gwynne unverletzt ist, werde ich darauf verzichten. Ich kann jeden verstehen, der von meiner Frau bezaubert ist, aber haltet William von England fern, bis er gelernt hat, dass ein erwachsener Mann nicht all seinen Trieben nachgehen darf.«
»Es soll so geschehen, wie Ihr wünscht.« Lord Montague wandte sich an Gwynne. »Wenn Ihr einverstanden seid, Lady Ballister?«
»Damit bin ich einverstanden.« Gwynne wünschte dem Jungen nicht den Tod, doch sie hoffte, ihm nie wieder zu begegnen. Der Schock ließ nach, und nun begannen ihre Hände zu zittern, während sie den Arm ihres Ehemanns mit einem Halstuch verband, das George Montague ihr stumm reichte. Die Blutung war inzwischen fast vollständig versiegt, und Duncans Gesicht hatte wieder Farbe bekommen, aber sie musste unbedingt später mit ihm darüber reden, wie er auf Eisen reagierte. Als seine Frau musste sie wissen, was sie erwartete.
Montague wandte sich an den Diener seines Sohnes, der sein Bestes tat, um mit der Mauer zu verschmelzen. »Was machen wir mit Jemmie?«
»Er hat mir nichts angetan«, erklärte Gwynne. »Ich denke, er war nicht allzu glücklich, in diese Entführung verwickelt zu werden, aber zugleich wollte er seinem Herrn nicht untreu werden.«
Jemmie warf ihr einen dankbaren Blick zu. Montague nickte und wandte sich ab. Mit etwas Glück wurde der Diener nicht mit William in die Kolonien geschickt.
George zog seinen Bruder auf die Füße. »Es ist Zeit, nach Hause zu gehen.«
Duncan wickelte seinen Umhang um Gwynnes Schultern und führte sie aus der Hütte. Sie vermied es, ihren jungen Entführer anzusehen. Mit leiser Bitterkeit fragte sie sich, ob sie es je wieder wagen würde, zu anderen Männern einfach nur freundlich zu sein.
Duncan und Gwynne sprachen auf dem Ritt zurück zum Schloss kaum miteinander, aber er behielt sie im Auge. Obwohl die Beule an der Schläfe, wo sie gegen den Bettpfosten geprallt war, bereits besorgniserregend in allen Farben schillerte, ritt sie hocherhobenen Hauptes und mit geradem Rücken. Mit seinem Umhang, der in der nächtlichen Luft um ihre Schultern wehte, sah sie aus wie eine Kriegerkönigin, die siegreich aus einer Schlacht zurückkehrte.
Die Sommersonne ging so weit im Norden recht früh auf, und im Osten wurde der Himmel schon wieder hell, als sie endlich in ihr Schlafzimmer zurückkehrten. Das Bett hatte man in der Zwischenzeit mit neuen Decken bestückt, und Lady Montague hatte ein Mädchen mit einem Tablett nach oben geschickt, auf dem dampfender Tee und Essen standen. Vermutlich war sie dankbar, ihren jüngsten Sohn unversehrt wiederzusehen.
Nachdem die Dienerin verschwunden war, warf Gwynne Duncans Mantel über einen Stuhl und berührte erschöpft die Stelle am Bettpfosten, wo sie sich den Kopf gestoßen hatte. »Wenn man bedenkt, dass ich gestern Abend nur ein paar zusätzliche Stunden Schlaf wollte … Stattdessen musste ich ein Abenteuer bestehen.«
Er umarmte sie und lehnte seine Stirn gegen ihre. »Abenteuer werden überbewertet. Ich bevorzuge stets einen gesunden Nachtschlaf.«
Sie schloss ihre Arme um seine Taille. »Gott sei Dank, dass du mich so schnell gefunden hast! Wenn du nur wenige Minuten später gekommen wärst …« Sie erschauderte.
Er drückte sie an sich. Der Gedanke, wie knapp sie einer Katastrophe entronnen war, war ihm unerträglich. »Möchtest du etwas Tee? Auch wenn ich mich danach sehne, ins Bett zu gehen, müssen wir uns zunächst unterhalten.«
»Einverstanden.« Sie goss jedem von ihnen eine Tasse Tee ein. Der Dampf stieg in die kühle Morgenluft auf. Selbst mit zerzaustem Haar und in seinen unförmigen Morgenrock gewickelt, war sie die schönste Frau, die Duncan je gesehen hatte.
Nachdem sie ihm seinen Tee gereicht hatte, setzte sie sich in einen Sessel und barg ihre Teetasse in den Handflächen. »Deine Reaktion auf das Eisen war beängstigend. Warst du in … in Lebensgefahr?«
Er sank in den gegenüberliegenden Sessel. »Die Möglichkeit, durch ein Schwert zu sterben, ist bei mir nicht wahrscheinlicher oder weniger wahrscheinlich als bei anderen. Aber jede Berührung mit Eisen schwächt mich. Es hemmt nicht nur meine Macht, sondern verringert ebenso meine Körperkraft, selbst wenn die Wunde so winzig ist wie diese
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