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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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einer Bezaubernden namens Elizabeth Jameson verfasst wurde. Sie starb vor über hundert Jahren. Ich habe ihr Journal nie gelesen, weil ihre Handschrift sehr kompliziert zu lesen war und das Thema mich nie besonders interessiert hat. Aber ich werde Brecon bitten, es mir zu schicken. Vielleicht erfahre ich so etwas darüber, wie sie ihre bezaubernde Energie kontrolliert hat.«
    »Das wirst du brauchen, zusätzlich zu dem Wissen, wie man mit jeglicher Form von Macht umgeht. Und das möglichst, bevor du einen Krieg anzettelst.« Er lächelte leicht. »Ich vermute, Helena von Troja war eine Bezaubernde, die nie gelernt hat, ihre Macht zu kontrollieren.«
    Gwynne verzog das Gesicht. »Das ist wirklich keine besonders angenehme Vorstellung.«
    »Vorsichtig formuliert, ja. Es liegt ohne eine Helena von Troja schon genug Krieg in der Luft.« Duncans finstere Miene erinnerte sie an die drohende Katastrophe, die über ihrer beider Nationen schwebte. Himmel! Was sollte sie tun, wenn man von ihr erwartete, den Prinzen zu verführen und zu überzeugen, nach Rom zurückzukehren? Das würde sie bestimmt nicht tun!
    Dieses mögliche Schicksal ließ sie an ihren ersten Ehemann denken. Sie hielt die Luft an. »Das ist also der wahre Grund, warum Emery das Lager nicht mit mir geteilt hat! Nicht, weil er mich nicht begehrte oder weil er vermeiden wollte, weitere Kinder zu zeugen. Er wusste, dass ich eine schlafende Bezaubernde war, und wollte nicht, dass meine Macht zu früh erwachte.«
    »Lord Brecon war ein weiser Mann. Die Ehe hat dich lange genug geschützt, damit du in deine Macht hineinwachsen konntest. Für ihn muss es schwer gewesen sein, sich von dir fernzuhalten, wenn er wusste, was du sein würdest, sobald er dich in sein Bett einladen würde.«
    Gwynne nickte. Der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu. Wäre es denn so ein großer Fehler gewesen, wenn Emery ihr beigewohnt hätte? Sie wäre ihm gern nicht nur Gefährtin, sondern auch Geliebte gewesen. Sicher hätte sie ihm in seinen letzten Jahren noch manches Vergnügen schenken können. Doch sie erinnerte sich vage an einen Bericht, den sie gelesen hatte. Darin hieß es, eine Bezaubernde binde sich sehr innig an ihren ersten Liebhaber, und Emery hatte wohl gewusst, dass dies ihr Schicksal beeinträchtigen konnte. Immerhin war sie inzwischen trotz ihrer anfänglichen Vorsicht eine innige Bindung mit Duncan eingegangen.
    Seine Worte rissen sie aus ihrer Träumerei. »Hast du noch genug Tatkraft, um deine neue Macht zu prüfen?«, fragte er.
    Sie nickte. »Ich bin schrecklich müde, aber viel zu aufgeregt, um an Schlaf zu denken.«
    Er zog eine kleine, emaillierte Schachtel aus seinem Gepäck. Bewundernd ließ sie ihren Blick über die Hose gleiten, die sich über seinen muskulösen Beinen spannte, und bemerkte, wie das Hemd seine breiten Schultern umspannte. Eine der Freuden ihrer Ehe war die köstliche Intimität, wenn ihr Mann sich zwanglos kleidete.
    Er öffnete die Schachtel und nahm eine Scheibe heraus, die aus einem rauchigen, durchsichtigen Material gefertigt und mit Silber eingefasst war. Wortlos reichte er ihr die Scheibe. Es war ein Wahrsagespiegel. Sobald die Scheibe ihre Handfläche berührte, sagte sie: »Ich kann deine Energie spüren, die darin brennt. Willst du wirklich, dass ich versuche, sie zu benutzen? Wahrsagespiegel sind sehr persönliche Gegenstände.«
    »Wenn wir das Bett teilen können, dann können wir auch einen Wahrsagespiegel teilen.« Er setzte sich ihr gegenüber hin. »Dieser hier ist aus lupenreinem Obsidian und wurde als Kopie von Isabel Cortes' eigenem Spiegel hergestellt.«
    Gwynne hatte schon viele Male versucht wahrzusagen, doch nie hatte sie irgendwas gesehen. Sie spürte, dass es heute Nacht anders sein würde. Schon jetzt konnte sie Schatten sehen, die sich in dem rauchigen Vulkanglas bewegten. Alt und machtvoll war dieser Stein im heißen Feuer im Erdinnern geformt worden. Man sagte, Obsidian sei das Beste, um mit ihm wahrzusagen. »Was ist mit Isabels Spiegel passiert? Ging er verloren, oder zerbrach er?«
    »Nein. Er gehört nach wie vor zu den Schätzen Dunraths, doch nach ihrem Tod ist er erloschen.«
    Das passte zu dem, was Gwynne über die strahlende und eigenwillige Isabel wusste. Sie hatte den Spiegel vermutlich mit einem Fluch belegt, als sie im Sterben lag. »Ich weiß theoretisch, wie man damit umgeht, aber ich bin mir nicht ganz sicher, wo ich anfangen soll. Wonach soll ich schauen?«
    »Warum schaust du dir nicht William

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