Stuermischer Zauber
gefährlichsten.«
»Ich und gefährlich?« Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte ungläubig auf.
Er hoffte, sie würde weiterhin über das hinwegsehen, was sie mit ihrer Macht zu leisten vermochte. Da die Pferde dieses Wegstück langsam gehen mussten, entschied er, noch ein paar hiesige Bräuche zu erwähnen. »Erwarte nicht, als Lady Ballister angesprochen zu werden – da der Titel englischen Ursprungs ist, wird ihn hier niemand benutzen.«
Sie wirkte überrascht. »Wenn du nicht Lord Ballister genannt wirst, wie nennen sie dich dann?«
»Die Schotten halten nicht viel von Titeln«, erklärte er. »Da die meisten Leute zur Sippe der Macraes gehören und so heißen, werde ich gewöhnlich Macrae genannt, manchmal auch Dunrath. Wenn es formeller zugeht, nennen sie mich Macrae of Dunrath, damit ich nicht mit den Macraes aus den Highlands verwechselt werde.«
Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Also gut. Wie werden sie mich nennen?«
»Lady Macrae oder Lady Dunrath. Aber die Mitglieder des Haushalts werden zumeist einfach Mistress sagen. Wir Schotten sind bei unseren Gepflogenheiten nicht so steif wie die Sassenachs.«
»Ich denke, ich kann mich daran gut gewöhnen. Was sollte ich sonst noch wissen?«
»Obwohl Gälisch die Landessprache in diesem Teil von Schottland ist, sprechen die meisten Leute Englisch mit Lowland-Akzent. Du solltest keine Probleme haben.«
Sie lächelte schelmisch. »Tatsächlich kann ich das Gälische recht gut lesen, da es für die Gelehrten der Wächter eine wichtige Sprache ist. Ich werde etwas Zeit benötigen, bis ich es verstehe und gut spreche, aber bestimmt nicht allzu lange.«
»Du bist eine Frau unaufhörlicher Wunder!«, rief er überrascht. »Das wird dich im Tal noch beliebter machen.« Er dachte über das nach, was sie noch wissen sollte. »Schottische Frauen behalten in der Regel ihren Namen, wenn sie heiraten. Soll ich dich als Gwyneth Owens oder als Gwyneth Harlowe vorstellen?«
»So viele Namen! Da wir nun in Schottland sind, werde ich mich den schottischen Gepflogenheiten anpassen und meinen Mädchennamen Owens benutzen.« Ihre Miene wurde ernst. »Es wird für Empörung sorgen, wenn du mich als deine Frau vorstellst. Ich wünschte, du hättest zuvor eine Nachricht geschickt, um sie zu warnen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Wir kommen fast ebenso schnell an wie eine Nachricht.«
»Lady Bethany hätte ein schottisches Ratsmitglied mit ihrer Kristallkugel rufen können, und die Nachricht hätte Dunrath schon vor Tagen erreicht.« Gwynne warf ihm einen wissenden Blick zu. »Wolltest du verhindern, dass deine Familie und dein Haushalt in Sorge geraten, weil du eine englische Braut mit nach Hause bringst?«
Er ermahnte sich selbst, nie ihre Auffassungsgabe zu unterschätzen. »Ich dachte, es wäre das Beste, wenn sie dich ohne Vorwarnung kennenlernen. Als reale Person werden sie dich sofort ins Herz schließen.«
»Ich hoffe, du behältst recht.«
»Natürlich behalte ich recht. Schließlich hast du die Macht, sie zu bezaubern.«
Die Pferde erreichten die Talsohle. Duncan trieb Zeus zum Galopp. Er konnte nicht länger warten. Gwynne passte sich seinem Tempo an, und sie kamen schnell voran. Hin und wieder sah ein Clanmitglied sie und rief einen Gruß herüber. Doch Duncan war zu ungeduldig, und so winkte er nur im Vorbeireiten. Später würde es ein ceilidh geben, um seine Rückkehr zu feiern. Aber jetzt kam er nach allzu langer Zeit, in der er fern der Heimat weilte, endlich nach Hause.
Gwynne erreichte ihr neues Zuhause windzerzaust und atemlos vom schnellen Ritt. Das letzte Stück des Weges bestand aus einer steilen Straße, die sich in Serpentinen zur Festung hinaufschlängelte und eine tiefe und enge Schlucht überquerte. Die Brücke, die sich über die Schlucht spannte, konnte leicht zerstört werden, wenn Eindringlinge sich der Festung näherten -ein Überbleibsel aus finsteren Zeiten. Dunrath war kein stattlicher, gemütlicher Palast wie Harlowe. Es war erbaut worden, um im Krieg zu bestehen.
Nachdem sie zu Atem gekommen war, blickte sie über Glen Rath. Das Tal erstreckte sich in beiden Richtungen und verlor sich in der Ferne hinter Biegungen, sodass es unmöglich war, es komplett zu überblicken. Die steilen Hänge waren mit Herden grasender Tiere getupft. Obwohl die meisten die graubraune Farbe der zottigen, langhornigen Hochlandrinder hatten, gab es auch kleinere, graue Tupfer – Schafherden. Ein kleiner Fluss floss durch das Tal, und
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