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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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meinte.«
    Mehr Mitglieder des Haushalts strömten in den Innenhof. Sie riefen Duncans Namen und betrachteten Gwynne mit unverfrorener Offenheit. Sie erinnerte sich an Duncans Vortrag über die Unterschiede zwischen ihren Nationen und wappnete sich, um sich nicht allzu sehr einschüchtern zu lassen. Es war keine englische Ehrerbietung spürbar, sondern nur Neugier, und daran musste sie sich gewöhnen.
    Das Gemurmel der Stimmen wurde lauter. Duncan nahm Gwynnes Hand und geleitete sie ein halbes Dutzend der Stufen hoch, die ins Innere der Festung führten. »Freunde und Angehörige«, rief er mit seiner tiefen Stimme, »erlaubt mir, euch die neue Herrin von Dunrath vorzustellen. Gwyneth Owens. Sie kommt aus einer guten walisischen Familie und hat mich zum glücklichsten Mann in ganz Großbritannien gemacht.«
    Gwynne vermutete, dass walisisches Blut eher akzeptiert wurde als englisches, denn Applaus und Gratulationen wurden laut und von den Steinmauern zurückgeworfen, die den Hof begrenzten. Sie lächelte und winkte den Leuten zu, die noch immer zum Schloss hinauf strömten.
    Als der Lärmpegel sank, fuhr Duncan fort: »Später wird genug Zeit sein, sich miteinander bekannt zu machen, doch meine geliebte Frau hat eine lange Reise hinter sich. Daher bitte ich Jean, ihr Dunrath zu zeigen, während ich euch begrüße.«
    Jean trat an Gwynnes Seite. »Eine gute Idee. Komm mit …« Sie zögerte, weil sie offensichtlich unsicher war, wie sie die fremde Frau anreden sollte, die so unverhofft in ihr Leben eingedrungen war.
    »Bitte nenn mich Gwynne. Wir sind nur ein paar Jahre auseinander, und schließlich gehören wir jetzt zur selben Familie.«
    »Also gut, Gwynne. Lass uns lieber verschwinden, bevor die Verwandtschaft uns einholt. Wenn die Leute erst mal anfangen zu reden, wird es Stunden dauern, bis du ihnen entkommst. Du musst müde sein.«
    Tatsächlich war Gwynne nicht besonders müde, doch sie verschob ihre Vorstellungsrunde bei der weitläufigen Verwandtschaft gern auf später. Sie folgte Jean die Stufen hinauf und durch breite Eichentüren in die Eingangshalle.
    »Die Haushälterin besucht heute ihre Tochter. Ich werde dich zu deinen Räumen führen.« Jean machte weit ausgreifende Schritte und durchquerte die Halle. Sie steuerte einen steilen Treppenaufgang an.
    Erstaunt blickte Gwynne sich in der hohen Eingangshalle um. Sie war gute zehn Meter hoch, und selbst an diesem sonnigen Tag war es hier so kalt wie an einem Dezembermorgen. Ein deutlicher Zug war spürbar. Die Steinwände waren mit zahllosen Waffen geschmückt: Im Kreis angeordnete Schwerter, fächerförmig ausgestellte Dolche und gekreuzte Streitäxte hingen in Wandhalterungen. »Das sind ziemlich viele Eisenwaffen für das Zuhause von Großbritanniens bestem Wettermagier.«
    »Die Waffen unserer Familie haben alle Messinggriffe.« Jean warf ihr einen scharfen Blick zu. »Du bist eine Wächterin?«
    »Ja. Hast du gedacht, dein Bruder hat eine Irdische geehelicht?«
    »Nein, aber vielleicht hat er dich nur angesehen und augenblicklich vergessen, was er seinem Blut schuldig ist.«
    Gwynne beschloss, es als Kompliment zu nehmen, wenn auch als indirektes. »Er war nicht so pflichtvergessen. Obwohl es richtig ist, dass ich bis vor Kurzem noch dachte, ich besäße keine nennenswerte Macht. Ich bin eine Gelehrte der Wächter-Überlieferungen .«
    »Wie hast du in deinem Alter entdeckt, dass du eigene Macht besitzt?« Jean wirkte jetzt, da sie wusste, dass Gwynne zu den Familien gehörte, entspannter.
    »Ich habe geheiratet. Vor wenigen Tagen hat Duncan mich davon in Kenntnis gesetzt, dass ich eine Bezaubernde bin, und bis ich verheiratet wurde, hatte sich meine Macht nicht bemerkbar gemacht.«
    »Wirklich?« Jean stieg die Treppe hinauf. »Bezaubernde sind selten, nicht wahr? Wie wunderbar muss es sein, für die Männer anziehend zu sein, ohne sich um sie zu bemühen!«
    »Das hätte ich normalerweise auch gedacht. Aber ein dummer Junge hat mich in Northumberland entführt und belehrte mich eines Besseren. Das war beileibe keine erfreuliche Erfahrung«, sagte Gwynne trocken. »Ich lerne noch immer, mit meiner Macht zurechtzukommen. Daher hoffe ich, du wirst während meiner Lehrzeit geduldig mit mir sein.«
    Jeans Augen wechselten ebenso zwischen verschiedenen Grünschattierungen wie die Augen ihres Bruders, die immer wieder unterschiedliche Grautöne annahmen. Jetzt hatten sie eine helle, katzenhafte Färbung. »Du bist eigentlich interessanter, als ich gedacht

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