Stuermischer Zauber
konnte sich nicht vorstellen, wie es wäre, als Irdischer oder nur durchschnittlich begabter Wächter zu leben. Obwohl Gwynne sich nach der Macht gesehnt hatte, erkannte sie nun, wie viel Verantwortung und Sorge die Magie ihr neben der Freude brachte. Es würde Zeit brauchen, bis sie ihr inneres Gleichgewicht gefunden hatte.
Gwynne saß an ihrem Toilettentisch und begann, ihr Haar zu frisieren. »Obwohl du erzählt hast, dass alle hier mit uns verwandt sind, ist bestimmt nicht jeder im Tal ein Wächter.«
»Nein, doch gab es hier genug Mischehen, dass ein Hauch von Macht nicht ungewöhnlich ist. In den Highlands ist das zweite Gesicht sogar unter den Irdischen anerkannt.«
»Was ist mit Jeans Schatz, diesem Robbie Mackenzie? Ich kenne keinen Wächter dieses Namens, aber hat er wenigstens ein bisschen Macht?«
»Robbie ist ihr Liebster?«, fragte er überrascht.
»Vielleicht ist es das falsche Wort. Aber sie hat mir erzählt, dass sie denkt, sie passen gut zusammen. Obwohl sie ihm böse ist, weil er sich dem Prinzen angeschlossen hat, ohne sie mitzunehmen. Kennst du Mr. Mackenzie?«
Obwohl es aussah, als betrachtete Gwynne ihr Spiegelbild, bemerkte er, wie sie ihn verstohlen musterte. »Aye. Ich kenne Robbie und seine Familie. Sie leben auf der anderen Seite der nördlichen Hügelkette.« Er runzelte die Stirn. »Er ist ein anständiger Kerl, denke ich. Aus weltlicher Sicht wäre er eine gute Partie, und die Macraes und Mackenzies sind schon immer Verbündete gewesen. Aber soweit ich weiß, besitzt er nicht ein Stäubchen Magie. Ich hätte mir für meine Schwester einen Besseren erhofft.«
»Jean denkt, du wirst dich der Rebellion anschließen.«
Jetzt waren sie zum Kern der bisher offensichtlich so ungezwungenen Unterhaltung vorgedrungen, erkannte er. »Das ist absurd. Ich habe ihr keinen Grund gegeben, das zu denken.«
Gwynne entspannte sich. »Ich bin froh, das zu hören. Denn sie kennt dich dein Leben lang, während ich dich erst seit wenigen Wochen kenne. Ich war mir unsicher.«
Er trat an den Frisiertisch und schlang von hinten seine Arme um sie. »Die jungen Leute können dem Glanz des Krieges erliegen. Auf meinen Reisen über den Kontinent begegnete ich oft genug den Folgen des Krieges. Daran war nichts Glanzvolles, ich sah nur Schmerz. Ich habe nicht den Wunsch, einem Prätendenten auf den Thron zu helfen. Die Stuarts hatten ihre Chancen, und sie haben sie allesamt vertan.«
»Ich bete zu Gott, dass diese Rebellion schnell verglüht.« Gwynne blickte in Duncans zerklüftetes Gesicht. Sie liebte die Art, wie er sie ansah, nachdem sie einander geliebt hatten. Seine Seele lag in seinen Augen, und seine Energie strahlte hell wie die Sonne. Seine Stärke schenkte ihr ein Gefühl von Sicherheit. Möge Gott verhindern, dass er seine Stärke je für ein zerstörerisches Werk einsetzt, dachte sie.
18. Kapitel
Nachdem Gwynne und ihr Mann wieder respektabel aussahen, gingen sie nach unten und schlossen sich dem ceilidh an. Auf der Treppe hielt sie sich etwas mehr an seinem Arm fest als nötig.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte er ruhig. »Selbst ohne den Charme einer Bezaubernden werden meine Leute dich lieben.«
»Ich hoffe, dass du recht hast.« Sie grinste schief. »Ich versuche, meine Energie zu dämpfen, damit sie mich mögen, aber nicht zu sehr mögen. Hier entführt zu werden wäre vermutlich überaus fatal. Bin ich angemessen zurückhaltend?«
Er blickte sie von der Seite an und ließ den Blick schweifen, um ihr Verhalten zu überprüfen. »Wenn du dieses Niveau halten kannst, solltest du keine Probleme bekommen. Du bist anziehend genug, sodass sowohl Männer als auch Frauen erfreut sein werden, dich in ihrer Mitte zu haben. Aber nicht so sehr, dass du unkontrollierte Leidenschaft hervorrufst.« Er grinste. »Jetzt flackert deine Energie wieder wie ein Lagerfeuer, und du siehst so reizend aus, dass ich dich am liebsten sofort wieder nach oben führen möchte. Was ist passiert?«
Sie lächelte reumütig. »Ein Kompliment von dir, und meine Kontrolle schwindet.« Der Gedanke, mit ihm wieder nach oben zu verschwinden, half da auch nicht weiter. Sie blickte bewusst in eine andere Richtung, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
Sie hatte in den Tagen, seit ihre Macht erwacht war, viele verschiedene Techniken erprobt, aber sie war noch immer weit davon entfernt, jene fließende Meisterschaft zu erreichen, die sie brauchte, um ein angenehmes Leben zu führen. So bald wie möglich
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