Stuermischer Zauber
auf ihm ruhten. »Ich hörte, Ihr seid soeben erst von Eurer Reise zum Kontinent zurückgekehrt, Sir. Da ich in der Nähe weilte, beschloss ich, es wäre an der Zeit, Euch kennenzulernen.« Seine Stimme hatte einen leichten italienischen Einschlag.
Der junge Prätendent verfügte anscheinend über gute Informationsquellen. Gwynne bemerkte, dass er, anders als die Macraes, Duncans englischen Titel benutzte. Sein Akzent erinnerte daran, dass er seine Kindheit in Rom verbracht hatte. Dies war seine erste Reise in seine »Heimat« – und er war gekommen, um einen Krieg zu beginnen.
Und aus genau diesem Grund war er natürlich hier – um Unterstützung zu finden. Was sah das Protokoll vor, wenn man einen Rebellen begrüßte, der den eigenen König bekämpfte? Gwynne entschied sich, auf Nummer sicher zu gehen, und knickste, als er sich am Eingang zur großen Halle zu Duncan und ihr gesellte.
Er würdigte sie mit einem routinierten Lächeln. »Ihr müsst Lady Ballister sein. Ich habe gehört, Ihr seid eine außergewöhnliche Schönheit, aber neben der Realität verblassen die Beschreibungen.«
Prinz Charles war hübsch mit den braunen Augen, die sich von seiner hellen Haut und dem gepuderten Haar abhoben. Sie verstand nun, warum Frauen jedes Alters ihn anschmachteten. Aber merkwürdigerweise spürte sie, dass er, anders als die meisten Männer, kein Interesse an ihr zeigte. Hinter dem lässigen Lächeln verbarg sich eine eisige Reserviertheit, die keine Zeit für Flirts ließ.
Duncan verneigte sich, wenn auch nicht allzu tief. »Werdet Ihr und Eure Begleiter mit uns Speis und Trank teilen?«
»Es wäre uns ein Vergnügen.« Der Prinz gab seinen Begleitern ein Zeichen, und sie betraten die Festung. Ein eifriges junges Mädchen aus den Bergen tauchte auf und machte mit einem bewundernden Lächeln einen tiefen Knicks. »Ich fühle mich gesegnet, da ich Euch mit eigenen Augen sehen durfte, Eure Majestät!«
Charles nickte dem Mädchen gnädig zu. »Nachdem ich diese guten Leute begrüßt habe, Ballister, würde ich gern allein mit Euch sprechen.«
Duncan kniff den Mund zusammen, ehe er sagte: »Natürlich. Wir können in meinem Arbeitszimmer reden.«
Gwynne hielt den Atem an. Sie spürte tiefe, gefährliche Unterströmungen, die durch die Eingangshalle wirbelten. Große Kräfte waren zugegen, und das Ergebnis dieser Unterredung würde bedeutsam sein.
Charles verbrachte einige Minuten damit, durch den Raum zu schreiten und seine Bewunderer zu begrüßen. Der Prinz und seine Anhänger waren hier, um zu bezaubern, und sie hatten besonders bei den jüngeren Macraes einigen Erfolg. Gwynne war froh zu sehen, wie viele der älteren, verantwortungsbewussten Leute sich zurückhielten. Ihre Mienen waren vorsichtig und nicht zu deuten. Allein Auld Donald machte keinen Hehl aus seinem Unmut.
Nachdem er seine Runde beendet hatte, fragte der Prinz: »Euer Arbeitszimmer, Sir?«
»Die Treppe hinauf.« Gwynne befreite ihre Energie der Bezaubernden, da sie wusste, dass diese Verlockung es für einen Mann schwer machte, ihr einen Wunsch abzuschlagen. Sie nahm eine Laterne vom nächsten Tisch und fuhr fort: »Lasst mich Euch den Weg leuchten, Mylords.«
Als sie die Treppe ansteuerte, wurde ihr bewusst, dass nicht nur der Prinz und Duncan hinter ihr hergingen und sie ansahen. Die Blicke sämtlicher Männer in der Halle folgten ihr gierig. Genervt schwächte sie vorsichtig ihre Energie ab und wünschte sich, einen Zollstock für ihre Magie zu haben. Sexuelle Anziehung zu kontrollieren war, als versuchte man, Brot mit Schwarzpulver zu backen – zu viel davon führte zu einer Explosion.
Sobald sie das nächste Stockwerk erreichten, ging Duncan zu seinem Arbeitszimmer voran. Obwohl der Raum sauber und mit einem Schreibtisch, Stühlen und einem mit Kontobüchern überfüllten Bücherregal gemütlich eingerichtet war, roch die Luft abgestanden wie in einem Zimmer, das lange ungenutzt geblieben war. Gwynne machte viel Aufhebens davon, die Kerzen zu entzünden. Dann goss sie zwei Gläser Rotwein ein, da sie auf einem Nebentischchen ein Tablett und eine Weinkaraffe vorgefunden hatte. Duncan kommentierte ihr Tun nicht, doch er hob spöttisch eine Augenbraue, da seine Frau sich so ungewöhnlich sittsam verhielt.
Der Prinz runzelte die Stirn, als ihm klarwurde, dass sie bleiben würde. »Lady Ballister, Euer Mann und ich werden langweilige politische Themen erörtern. Sicher wollt Ihr meine Begleiter nicht der Gelegenheit berauben, mit Euch
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