Stuermischer Zauber
wollte sie beginnen, das Leben früherer Bezaubernder zu erforschen, um zu lernen, wie diese ihre gefährliche Gabe gehandhabt hatten.
Ihr fiel ein, dass sie von keinem existierenden Aufsatz wusste, der dieses Thema behandelte. Vielleicht würde sie selbst einen schreiben, wenn sie sich besser darauf verstand, diese besondere Macht zu kontrollieren. Die Aussicht auf Forschung und Auswertungen verlieh ihr ein warmes, gelehrtes Strahlen.
Sie erreichten das untere Ende der Treppe und betraten die Eingangshalle, die mit Menschen und aufgebockten Tischen voller Essen überfüllt war. Glücklicherweise spielten die Musiker im Innenhof für die Tänzer. Dennoch war die Musik laut genug, um Milch sauer werden zu lassen.
Sobald Gwynne und Duncan auftauchten, drängte sich eine Menschenmenge um sie. »Meine Frau wird sich nicht bereits heute Nacht all eure Namen merken«, rief Duncan, »also stellt ihr euch am besten noch einmal vor, wenn ihr einander das nächste Mal begegnet.«
»Ist doch einfach, sich an uns zu erinnern, Lady Dunrath«, rief eine männliche Stimme. »Wir heißen allesamt Macrae!«
Das rief brüllendes Gelächter hervor, aber es stimmte. Neun von zehn Leuten, die sich Gwynne vorstellten, trugen tatsächlich den Namen Macrae. Sie konzentrierte sich auf die Vornamen und versuchte, die Namen mit der Aura der Energie, die jede Person umschloss, zu verknüpfen. Die unverwechselbare, innere Natur eines Individuums zu erspüren war ein weiteres neues Talent, das Gwynne an sich entdeckt hatte.
Maggie Macrae, die Haushälterin, trat mit einem Jugendlichen an ihrer Seite vor. Der junge Mann hatte die Augen weit aufgerissen. »Mistress, erlaubt mir, Euch meinen Sohn Diarmid vorzustellen.«
Er hatte braunes Haar und blaue Augen. Diarmid neigte den Kopf und blickte dann mit aufkeimender Bewunderung zu ihr auf. Gwynne erkannte, dass ihre Kontrolle über die Bezaubernden-Energie nachließ, daher dämmte sie ihre Macht weiter ein. William Montague hatte ihr bewiesen, wie empfänglich junge Leute sein konnten. »Guten Abend, Diarmid. Es freut mich, dich kennenzulernen.«
»Ist gut, dass Duncan Macrae eine Frau in das Tal gebracht hat«, stieß er hervor.
»Ich bin froh, hier zu sein.« Sie lächelte ihm zu, doch achtete sie darauf, ihm nur ein freundliches Lächeln zu schenken.
Duncan sagte: »Gwynne, dies ist Donald Macrae. Er ist der wichtigste Mann im ganzen Tal. Auld Donald ist der Verwalter von Dunrath.«
Der kraushaarige Verwalter studierte Gwynne scharf, bevor er mit einem knappen Nicken sein Einverständnis zu dieser Eheschließung gab. Ihn umgab ein Hauch von Macht, die in seiner Aura pulsierte. Vermutlich stammte sie von einem Macrae-Vorfahren. Er gab einen guten Alliierten und einen formidablen Feind ab.
Während sie und Auld Donald plauderten, machten die Musiker eine Pause.
»Möchtest du mit mir tanzen, nio cridhe?«, fragte Duncan. »Das ist die beste Möglichkeit, um den Dudelsack lieben zu lernen.«
Sie verdrehte gespielt ungläubig die Augen, aber nahm seine Einladung bereitwillig an. Nachdem sie bereits das halbe Glen Rath kennengelernt hatte, wollte sie sich mit ihrem Ehemann beim Tanz entspannen.
Sie betraten den Innenhof. Die kühle Abendluft war reich geschwängert mit dem Duft nach Holzfeuer, geröstetem Hammelfleisch und würzigem Ale. Duncan und sie schlossen sich den Tänzern an, die sich in zwei Reihen einander gegenüber aufstellten. Sie lächelte, als sie sich an ihre Begegnung in New Spring Gardens erinnerte. »Erinnerst du dich an unseren ersten Tanz?«
»Wie könnte ich den vergessen, meine Lady?«, sagte er mit dem heiseren, französischen Akzent, den er in jener Nacht benutzt hatte. »Das war ein Tanz zwischen Fremden. Jetzt kennen wir die Geheimnisse des anderen.«
Sie lächelte ein wenig traurig, als sie daran dachte, wie es zu dieser Ehe gekommen war. »Kennt man denn jemals alle Geheimnisse einer anderen Person?«
Die Dudelsäcke begannen zu klagen, und es wurde unmöglich, sich zu unterhalten. Der Tanz war jenen, die Gwynne bereits kannte, ähnlich genug, dass sie den Schritten leicht folgen konnte. Duncan behielt recht. Zum wilden Sirenenruf der Dudelsäcke zu tanzen war beglückend. Dies war die Art Musik, die einen Mann – oder eine Frau – in die Hölle und wieder zurück führen konnte.
Das Lied endete und ließ sie errötet und keuchend zurück. »Wir müssen später noch einmal tanzen, mein geliebter Ehemann«, raunte sie mit einem aufreizenden
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