Stuermischer Zauber
zu tanzen.«
Sie schenkte ihm ihr offenstes Lächeln und würzte es mit einer ordentlichen Prise Verlockung, damit er ihre Gegenwart akzeptierte. »Ich würde mich nur ungern der Gelegenheit berauben, Euch sprechen zu hören, Sire.«
Sein finsterer Blick verschwand, obwohl sie sich nicht sicher war, ob das an ihrer Magie lag oder weil er dachte, sie könnte für ihn eine Verbündete sein, wenn es darum ging, ihren Mann davon zu überzeugen, sich der Rebellion anzuschließen. Er nahm das Rotweinglas entgegen, ließ sich in den bequemsten Sessel fallen und machte eine einladende Geste, damit seine Gastgeber sich zu ihm setzten.
Gwynne nahm an der Seite Platz, wo sie die beiden Männer unauffällig beobachten konnte. Sie waren einander kaum ähnlich. Jung und gut gekleidet, besaß der Prinz die tief verwurzelte Zuversicht eines Mannes, dem man vom Tag seiner Geburt an gesagt hatte, dass er königlichen Geblüts war. In seinem Wesen lag mehr als nur eine Spur von Magie verborgen. Gwynne vermutete, dass er die gefährliche Fähigkeit besaß, tiefe Loyalität zu erwecken – egal, ob er sie verdiente oder nicht.
Duncan war weniger förmlich gekleidet und trug die abgenutzte Reitkleidung, die er auf dem Ritt hierher getragen hatte. Das dunkle, ungepuderte Haar löste sich aus dem Band, mit dem er es im Nacken zusammengefasst hatte. Aber er war es, der dem Betrachter aufgrund seiner strahlenden Stärke, Macht und schwer erkämpften Weisheit zuerst ins Auge fiel. Prinz Charles Edward Stuart war ein Junge. Duncan Macrae war ein Mann.
»Eure Festung ist höchst beeindruckend, Ballister«, stellte der Prinz fest. »Ich verstehe nun, warum sie nie eingenommen wurde.«
»Meine Vorfahren haben diesen Ort klug gewählt.« Duncan nippte an seinem Rotwein, ehe er das Glas auf den Schreibtisch stellte. »Lasst mich freiheraus sprechen. Ihr sucht Unterstützung für Eure Rebellion. Ihr werdet sie von mir nicht bekommen. Schottland hat für die Stuarts bereits genug Blut vergossen.«
Charles lächelte unbeeindruckt. »Es gibt Männer Eures Clans, die anders entschieden haben.«
»Die Macraes of Kintail wählen ihren eigenen Weg. Die Macraes of Dunrath sind nur entfernt mit ihnen verwandt. Obwohl wir das Blut der Highlands in uns tragen, besitzen wir zudem die praktische Veranlagung der Leute aus den Lowlands. Ihr könnt diese Rebellion nicht gewinnen, Euer Hoheit.«
»Denkt Ihr, nicht? Im ersten Gefecht zwischen Jakobiten und Hannoveranern haben ein Dutzend meiner Männer zwei Kompanien der königlichen Truppen in die Flucht geschlagen.«
Duncan machte eine wegwerfende Geste. »Die Garnisonen der Regierung in Schottland sind unterbesetzt, und die meisten der kampferprobten Truppen weilen zurzeit in Flandern, daher ist das ein schwacher Sieg.«
»Vielleicht. Aber ich habe zudem die Unterstützung der Franzosen. Sobald meine Armee beginnt, im Norden Siege zu erringen, wird Frankreich von Süden kommend angreifen. Der Hannoveraner wird zurück auf den Kontinent flüchten und um Asyl flehen.«
Er lügt, erkannte Gwynne. Aber er log gut.
Duncan spürte wohl dasselbe. »Ich habe gehört, der Franzose hat es abgelehnt, Euch eine Armee zur Verfügung zu stellen«, sagte er. »Daher seid Ihr allein gekommen und hofft nun, Eure Kühnheit wird Euch genug Unterstützung einbringen, um König Louis zu überzeugen, dass Ihr es wert seid, seine Männer und sein Geld in Euch zu investieren.«
Charles’ Augen verengte sich. »Die Franzosen wurden aufgehalten, aber sie werden kommen. Der Zulauf der Jakobiten war sogar noch größer, als ich es mir erhofft hatte. Jeden Tag versammeln sich mehr Männer unter meiner Standarte.«
»Die meisten von ihnen haben nicht einen Funken militärische Erfahrung.«
»Die heftigen Angriffe der Highlander sind legendär«, erwiderte der Prinz. »Ein Trupp Clansmänner, die brüllen und ihre Zweihänder schwingen, können selbst kampferprobte Truppen in Angst und Schrecken versetzen.«
»Und danach werden die Highlander von der Artillerie in blutige Fetzen zerrissen«, sagte Duncan mit eisiger Stimme. »Dies sind meine Leute, und ich will nicht zusehen, wie sie für eine hoffnungslose Sache sterben.«
»Die Sache der Stuarts ist nicht hoffnungslos!«, rief Charles heftig aus. »Innerhalb weniger Tage werde ich Edinburgh einnehmen. Wenn wir den Hannoveranern im offenen Kampf gegenübertreten, werden wir gewinnen, und Zehntausende englische Jakobiten werden sich erheben und sich uns anschließen. Ich werde
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