Stürmisches Paradies
»Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du.«
»Ich weiß, aber es ist zu spät, nicht wahr? Ich bin ledig und erwarte ein Kind. Ich mache mir keinerlei Illusionen darüber, wie man es aufnehmen wird, wenn erst bekannt wird, dass ich schwanger bin.«
Und das war die Wahrheit. Sie hatte tagelang an nichts anderes gedacht. Aber sie machte sich keine Sorgen um sich selbst, sondern nur um ihr Kind. Man würde das Kind verhöhnen und weniger wertschätzen, bloß weil es keinen Vater hatte.
»Es wird furchtbar werden. Ich denke wirklich, du hättest besser bei uns bleiben sollen. Wir hätten lügen und allen sagen können, dass du verwitwet bist. Niemand in St. Kitts hätte etwas anderes wissen können.«
»Wenn ich Port Royal hätte verlassen wollen, dann wäre ich mit Blake gegangen. Ich schäme mich nicht für sein Kind, und ich werde es mit allem, was ich habe, beschützen.«
Sam beugte sich nach vorn und nahm Alicias freie Hand. »Ich sage ja nicht, dass du dich schämen sollst. Das Baby ist ein Geschenk, ein besonders kostbares. Ich weiß, es wurde in Liebe gezeugt, Alicia, und ich will, dass du weißt, ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dir zu helfen. Was auch immer du brauchst, du musst nur darum bitten.«
»Wirst du zurückkommen, wenn es an der Zeit ist? Ich weiß, du kannst es mir nicht erleichtern, aber ich kann mir ganz einfach nicht vorstellen, mein Kind ohne dich auf die Welt zu bringen. Wenigstens für die erste Zeit jemanden bei mir zu haben, der mich unterstützt, wird mir Kraft geben.«
Sams Augen füllten sich mit Tränen, worauf Alicia ebenfalls die Tränen in die Augen stiegen.
»Natürlich werde ich das. Wir werden dich erst mal wieder in Port Royal ankommen lassen und dann werde ich zur Geburt zurückkommen. Du brauchst mich nicht, um dir Stärke zu verleihen – davon hast du selbst genug. Aber du wirst nicht alleine sein, wenn es geboren wird.« Sie drückte Alicias Hand. »Das verspreche ich dir.«
Alicia wischte sich eine Träne weg, die ihr über die Wange lief und biss solange die Zähne zusammen, bis sie sicher war, dass sie sprechen konnte. Sie setzte ihre Tasse ab und nahm ihre Schwester in den Arm.
»Danke, Sam. Mehr muss ich gar nicht wissen.«
Nach Hause zu kommen war mit nichts anderem zu vergleichen, dachte Alicia. Es war Balsam für ihre Seele, und sie fühlte die heilende Wirkung, sobald sie die Schmiedewerkstatt bloß erblickte. Als ob die Freude hinter dem Vorhang des Verlustes hervorkommen würde, hinter dem sie sich versteckt hatte, rannte Alicia das letzte Stück, bis sie die Tür erreichte. Dort hielt sie an, legte ihre Hand auf das Türblatt und hätte geschworen, dass dieses atmete. Zuhause.
Das Hämmern, das durch die dicke Tür gedämpft wurde, klapperte in ihren Ohren, als sie sie aufstieß. Vertraute Klänge und Gerüche hüllten Alicia ein, bis sie warme Tränen auf ihren Wangen spürte. Die Kohlen im Schmiedeofen glühten blutrot, und der Qualm des Feuers stieg ihr in die Nase. Mit dem Rücken zur Tür, hämmerte Charles auf ein Schwert und fuhr mit der Arbeit fort, ohne mitzubekommen, dass Alicia zurückgekehrt war.
Mit einem Jauchzer der Freude rannte sie auf ihn zu. Charles hielt inne, sein Arm stockte mitten in der Bewegung über seinem Kopf, und er drehte sich um. Als er sie sah, warf er den Hammer weg, breitete die Arme aus und drückte Alicia fest an sich, als diese sich in seine Arme stürzte.
Er wirbelte sie im Kreis herum, sodass ihre Füße den Boden nicht mehr berührten. Dann setzte er sie ab und trat einen Schritt zurück, damit er sie ansehen konnte. »Du meine Güte, es tut gut, dich zu sehen«, sagte er mit einem Grinsen und zog sie dann für eine weitere Umarmung an sich.
Alicia schloss die Augen und drückte ihn ebenfalls an sich. Er roch nach Rauch und Stahl, und Alicia wusste, spätestens morgen Abend würde sie ebenfalls so riechen. Bei dem Gedanken lächelte sie.
»Oh«, sagte Charles und sah über Alicias Schulter. Er trat einen Schritt zurück. »Ich habe Euch nicht gesehen.«
Alicia drehte sich um. Sam, Luke, Joe und Aidan standen in der Tür und sahen zu. Nun, die Erwachsenen betrachteten Charles und fragten sich offensichtlich, ob sie ihm Alicia anvertrauen konnten, wenn sie wieder wegfuhren. Aidans Augen waren überall gleichzeitig. Sie sprangen vom Feuer hin zu den Werkzeugen hinüber zur Anordnung der fertigen Waffen, die aufgereiht auf dem Tisch lagen.
»Sieh sie dir ruhig an, Aidan. Ich werde
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