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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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dir später alles erklären, was du wissen möchtest.«
    Sein Lächeln war so hell in dem ansonsten dämmerigen Raum, und er ging auf direktem Weg zu den fertigen Schwertern. Er wurde schnell gesund und, obwohl er seinen verletzten Arm immer noch verbunden in einer Armschlinge trug, strichen die Finger seiner anderen Hand über die aufwändig gestalteten Griffe.
    »Charles, dies hier ist meine Familie.«
    Er warf Alicia einen erstaunten Blick zu. »Du hast sie tatsächlich gefunden?«
    »Es schmerzt mich, Charles, dass du so wenig Vertrauen in mich hast«, antwortete sie und versuchte gekränkt zu wirken, doch sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    Charles kratzte sich den Kopf. »Es schien ein solch gewaltiges Unterfangen zu sein und die Chance, sie tatsächlich zu finden …«
    »Möchtest du sie kennenlernen?«
    Er tätschelte ihr die Wange, und seine Augen blitzen vor Freude. »Liebend gern.«
    Dann stellte Alicia sie einander vor und fühlte sich dabei wie ein kleines Mädchen, das sich mit einem neuen Kleid brüstete.
     
     
    Alicia schob den Eimer beiseite und stöhnte. Mit dem Ärmel ihres Nachthemdes wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und rollte sich auf dem Fußboden zusammen. Die Wolle war kühl unter ihrer heißen Wange, und sie holte einmal tief Luft, dann noch einmal, als sich ihr Magen zu entkrampfen begann. Sie hatte keine Ahnung, wie lange diese Anflüge von Morgenübelkeit sie noch quälen würden, aber sie betete, es würde nicht die vollen neun Monate anhalten, denn es war Charles gegenüber nicht fair, ihn jeden Morgen die Werkstatt alleine betreiben zu lassen. Aber so wie es jetzt war, war sie einfach zu geschafft, um sich auch nur bewegen zu können.
    Sie fing gerade an, ein wenig zu dösen, als sie es drei Mal scharf an der Tür klopfen hörte.
    »Jetzt nicht«, murmelte Alicia und warf ihren Arm über die Augen.
    Sie erkannte dieses Klopfen wieder. Dreimaliges regelmäßiges Pochen konnte bloß von einer Person stammen. Tante Margaret. Stöhnend richtete Alicia sich auf. Da sie erst am Vorabend kurz vor dem Essen in Port Royal angekommen waren, hatte sie gehofft, ihre Tante hätte noch nichts von ihrer Rückkehr erfahren. Wieder drei Schläge. Verdammt.
    Alicia rappelte sich auf und presste sich die Hand auf den Magen, als dieser zu rebellieren drohte. Ein paarmal tief durchzuatmen half gegen die Übelkeit. Alicia nahm ihren Morgenrock vom Fuß des Bettes und schlüpfte hinein, dann tapste sie barfuß zur Tür.
    Ihre Tante schien nicht sehr glücklich zu sein, sie zu sehen.
    Sie stürmte an Alicia vorbei und marschierte in die Küche.
    »Ich hoffe, du hast eine Erklärung für das, was du getan hast. Du bist ohne ein Wort abgereist, ohne eine Anstandsdame. Ich musste es von dem Mann erfahren, der in der Schmiedewerkstatt arbeitet.«
    Alicia schloss die Tür. »Sein Name ist Charles, und wenn er dir gesagt hat, dass ich abgereist war, dann hat er dir doch wohl auch gesagt weshalb.«
    Ihre Tante kniff den Mund zusammen. »Sei nicht so begriffsstutzig, Alicia, das steht dir nicht. Du hast hier eine Familie. Du musstest ganz gewiss nicht mutterseelenallein losmarschieren, nur um ein paar Fremde zu finden. Weißt du überhaupt, was das für mich bedeutet hat? Ich musste mir unzählige Entschuldigungen für deine Abwesenheit einfallen lassen.«
    Alicia runzelte die Stirn. »Warum hast du den Leuten denn nicht die Wahrheit gesagt?«
    »Welche Wahrheit?«, stieß ihre Tante hervor. »Dass die Liebe, die meine Schwester dir all die Jahre gezeigt hat, nicht genug war? Dass ich dir nicht genügt habe, dass du woanders nach etwas Besserem suchen musstest?«
    Seufzend setzte sich Alicia an den Tisch. Sie war wirklich nicht in der Stimmung für diesen Streit. Das einzig Gute dabei war, obwohl sie es zuerst gar nicht so empfunden hatte, dass Sam darauf bestanden hatte, auf ihrem Schiff zu schlafen. Es war wohl besser, zu warten, bis Tante Margaret Zeit hatte sich abzuregen, bevor Alicia ihr ihre Schwester vorstellte.
    »Tante Margaret, das hier hatte weder mit dir noch mit Jacob oder Anna etwas zu tun. Du hast recht, sie liebten mich wie ihr leibliches Kind, und ich liebe sie auch bis zum heutigen Tag, aber das sagt mir nichts über meine Vergangenheit. Hier ging es doch nur darum, dass ich wissen wollte, wo ich hergekommen bin, was passiert ist und ob ich wirklich noch eine Familie habe.«
    Die Wangen ihrer Tante wurden feuerrot. »Du hast mich.«
    »Und ich schätze dich«, antwortete

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