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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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nicht darauf vorbereitet, an Deck zu schlafen.
    Sie sah über ihre Schulter. Zum Glück war dort aber niemand außer Nate. Zum ersten Mal am Tag war Lewis nirgendwo zu sehen.
    »Haltet Ihr es für sicher, wenn ich runtergehe?«, fragte Alicia und trat neben Nate. Trotz der späten Stunde schien er überhaupt nicht müde zu sein, und sein Blick war klar und wachsam, als er ihrem begegnete.
    »Ihr seid bei ihm immer sicher. Er würde niemals die Hand gegen Euch erheben.«
    »Wie könnt Ihr da so sicher sein, wenn man bedenkt, wie viele Sachen er heute Abend herumgeworfen und zerbrochen hat?«
    »Er ist wütend, das kann man nicht leugnen, aber er würde es nie an Euch auslassen, oder an sonst jemandem. Das ist nicht seine Art.«
    »Habt Ihr ihn schon mal so böse gesehen?«
    Weil ihr der Nacken vom Hochblicken zu ihm weh tat, war Alicia froh, als Nate seinen hochgewachsenen Leib auf die Kiste niedersinken ließ, die langen Beine schier endlos ausgestreckt.
    »Er war zwar schon mal wütend, aber noch nie so wie vorhin.«
    Sie zog die Decke enger um sich, als diese ihr von den Schultern zu rutschen drohte.
    »Deshalb fühle ich mich aber keineswegs besser.«
    Nate zuckte mit den Achseln. »Das kann ich nicht ändern. Ich kann bloß sagen, er war früher schon so wütend, dass er Sachen geschmissen hat.« Er lächelte. »Bloß nicht so viele.«
    »Das hier gefällt Euch, nicht wahr?«
    »Es gefällt mir nicht, wenn mein Freund verletzt wird, aber ich nehme an, bis morgen wird er wieder er selbst sein. Blake ist keiner, der lange über etwas grübelt.«
    »Nein, er bricht alle Verbindungen ab und rennt davon«, antwortete sie, und eine Kälte legte sich über sie, die nichts mit der Luft zu tun hatte.
    »Jeder hat seine eigene Art, sich durch die Dinge zu arbeiten.«
    »Ich bin nicht sicher, was ich zu ihm sagen soll.«
    Nate verschränkte die Arme und betrachtete Alicia eindringlich.
    »Es liegt mir nicht gerade, mich in Dinge einzumischen. Das ist eher Vincents Gebiet. Dennoch, da ich nun mal hier bin und er nicht, werde ich Euch einen Rat geben. Mit Ehrlichkeit könnt Ihr nicht falsch liegen.«
    Alicia runzelte die Stirn. »Das ist alles?«
    Belustigung tanzte in seinen Augen. »Nein, aber der andere Weg ist ein schlüpfriges Pflaster, und ich werde nicht der Mann sein, der es mit Euch betritt.« Er stand auf und ging zu ihr hin. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, beugte er sich vor und küsste sie auf die Wange. »Sehr bedauerlich. Gute Nacht.«
    Obwohl sie nicht genau verstand, was er meinte, wusste Alicia doch nichtsdestotrotz, dass das Gespräch beendet war.
    Sie flüsterte ebenfalls Gute Nacht, hielt den Atem an und glitt in Blakes Kabine hinein.
    Ihr Weg wurde von ein paar Kerzen erhellt, die er auf dem Tisch gelassen hatte und deren mattes Licht lange Schatten warf. Der Raum roch nach verbranntem Wachs und nach Rum. Der Fußboden glich einem Massengrab aus Stühlen, Büchern und was Blake sonst noch in die Finger bekommen hatte.
    Alicia krabbelte so leise sie konnte hinunter, aber sie hätte sich keine Sorgen machen müssen. Blake war hellwach, saß aufgerichtet in der hinteren Ecke seines Bettes, die Beine weit ausgestreckt und eine fast leere Flasche ruhte schräg auf seinem Schenkel. Er hatte das Band aus seinem Haar gerissen und dunkle Strähnen fielen gefährlich unordentlich um sein Gesicht. Sein Hemd war aufgeknöpft und klaffte offen. Es war nicht das erste Mal, dass sie seine Brust sah, und es gab keinen Grund, weshalb ihr das etwas ausmachen sollte, und doch wurde ihr beim Anblick dieser goldenen Haut ganz kribbelig.
    »Ich bin nicht so betrunken, Alicia, dass es mir nichts ausmachen würde, wenn du mich so ansiehst.«
    Sie betete inständig, dass das weiche Licht die Röte verdecken würde, die ihre Wangen zum Glühen brachte. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst«, antwortete sie und warf die Decke von den Schultern und beeilte sich, sie ordentlich zu falten, bis die Ecken perfekt übereinanderlagen. Dann legte sie sie auf das Bett neben Blakes Stiefel.
    Die Flüssigkeit gluckerte in der Flasche, gefolgt von einem lauten Schluckgeräusch.
    »Ich fange an, etwas anderes zu vermuten«, murmelte er.
    Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. Seine braunen Augen wirkten schwarz in seinem hageren Gesicht, das sowohl anziehend als auch einsam aussah. Letzteres war wohl der Grund, weshalb sie Ersteres ignorierte und um das Bett herumging.
    Er starrte sie finster an. »Geh weg.«
    »Ich weiß, was du

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