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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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verbracht.«
    Man konnte die Stille beinahe mit Händen greifen. Es fiel Alicia leicht, sich das Bild vorzustellen. Leicht, aber es war dennoch herzzerreißend. Wie musste sich Daniel wohl gefühlt haben?
    Blake drehte sich zu Alicia um, und seine Augen spiegelten eine solche Qual wider, wie sie es noch nie gesehen hatte.
    »Was ist dann passiert?«, fragte sie.
    »Das Schlimmste, was Daniel je tun musste, war, Eric ins Haus zu tragen. Anna hat geweint, sich an Erics leblose Hand geklammert. Jacob hat Daniel nicht einmal angesehen.«
    Blake drehte sich wieder um, um aus dem Fenster zu sehen, doch Alicia wusste, er sah das Wasser hinter der Fensterscheibe gar nicht.
    »Daniel hat versucht zu erklären, aber Jacob wollte nichts hören, und Anna war zu verzweifelt, um zuzuhören. Ihr Weinen hat Daniel das Herz gebrochen.«
    »Es war ein Unfall.«
    »Nun, das würdest du nach Jacobs Reaktion wohl nicht annehmen. Er hat Daniel erklärt, dass er die Familie zerstört habe und man ihm das niemals vergeben würde.«
    »Was hat Anna gesagt?«
    »Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass sie den Streit gehört hat. Ihre Aufmerksamkeit war ausschließlich auf Eric gerichtet. Sie weinte über seinem Leichnam, berührte sein Gesicht …« Blake kniff die Augen zusammen. »Daniel konnte es nicht ertragen, Anna so aufgewühlt zu sehen und ging nach draußen an die frische Luft. Jacob ist ihm gefolgt. Er hat Daniel geradeheraus gesagt, was er von ihm hielt und was er ihnen angetan hatte. Er hat zu ihm gesagt, er solle nie wieder zurückkommen.«
    »Und Daniel hat das einfach akzeptiert?«
    Blake öffnete die Augen und blickte sie fest an. »Nein. Er ist bis zur Beerdigung geblieben, aber nicht im Haus. Jacob hatte es verboten. Aber er ging zur Beerdigung, zollte seinen Respekt. Er ging eines Nachts zu Anna, als Jacob schlief. Daniel und Anna haben ein gutes Gespräch geführt. Sie hat ihm nie die Schuld gegeben, aber bis zum Tag, an dem er starb, hat Jacob Daniel weiterhin dafür verantwortlich gemacht. Deshalb ist Daniel niemals zurückgekehrt.«
    Alicias Herz verkrampfte sich angesichts all des Leides, das der Familie Davidson widerfahren war.
    »Anna hat ihn so sehr vermisst. Sie hätte alles dafür gegeben, ihn wiederzusehen.«
    Blake drehte sich zu Alicia um und seine braunen Augen waren nass.
    »Es hat Daniel beinahe umgebracht, von ihr getrennt zu sein. Er hat sie aus ganzem Herzen vermisst.«
    Plötzlich ergab alles einen Sinn, und die fehlenden Bruchstücke, auf die sie gehofft hatte, waren nunmehr ein Gift, das alles zerstörte, was ihr lieb war. Die Wahrheit drehte ihr den Magen um.
    »Du hast deinen Namen geändert.«
    »Daniel war niemals so, wie ich wirklich bin, sondern so, wie mein Vater mich haben wollte. Jacob wollte mich an die Schmiedewerkstatt binden, wollte, dass ich so wäre wie Eric, der die Werkstatt ebenso liebte wie er. Aber so war ich nicht, und Jacob ließ mich wissen, dass es meine Selbstsucht war, die zu Erics Tod geführt hatte.
    Also habe ich meinen zweiten Vornamen und den Mädchennamen meiner Großmutter mütterlicherseits angenommen. Ich wollte ebenso wenig mit Jacob zu tun haben, wie er mit mir. Ich ging, und mit Ausnahme seiner Beerdigung bin ich nie wieder zurückgekehrt.«
    »Erinnere ich mich deshalb nicht daran, dich auf Annas Beisetzung gesehen zu haben?«
    »Jacob wusste, dass ich für sie zurückkommen würde. Er hat an der Hafenanlage auf mich gewartet. Er hat mir erklärt, ich hätte Annas Herz gebrochen und dass ich nicht verdienen würde, an ihr Grab zu gehen. Er hat gesagt, in Port Royal wäre kein Platz mehr für mich.«
    »Aber du bist sein Sohn«, flüsterte Alicia.
    Die Wut, die ihn eben noch hatte explodieren lassen, war nunmehr verflogen, und Blakes Schultern sanken herab, genau wie seine Stimme es tat.
    »Nein, das bin ich nicht. Nicht mehr. Selbst bevor Jacob gestorben ist, war er ebenso tot für mich, wie ich es für ihn war.«

9
    Nachdem Blake sie aus der Kabine geworfen hatte, ging Alicia zum Steuerruder. Sie ließ sich auf eine Kiste fallen und presste sich die Handflächen gegen die Wangen. Blakes Worte wirbelten mit rasender Geschwindigkeit durch ihren Kopf. Wie konnte Blake nur Daniel Davidson sein? Sie sah auf und bemerkte, dass Vincent und Nate sie beobachteten und wusste, sie hatten alles gehört. Ein angespanntes Lachen entwich ihr. Sie ließ die Hände sinken.
    »Bis mein Vater gestorben ist, dachte ich, ich wäre Alicia Davidson. Jetzt bin ich mir nicht mehr

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