Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
auch?“
„Ich weiß nicht“, antwortete Chloé verwirrt und ein wenig befangen. „Man kann ja nicht alles in den Vertrag schreiben. Und ist das Schöne an der Ehe nicht, dass man sich kennenlernt?“
„Das Schöne an der Ehe …“, wiederholte Penny nachdenklich. „Ja, da hast du wohl recht, darum geht es.“ Sie lachte kurz auf.
Sie hielt am Eingang zu den Ställen an. „Ich bin dir sehr dankbar, dass du dich um die Ponys und um Moonrise Lady gekümmert hast und dass sie dir wichtig waren. Es tut mir leid, dass ich das nicht tun konnte, denn das wäre eine Möglichkeit gewesen, meine Existenz zu rechtfertigen.“
Sie fuhr so schnell davon, dass der Kies in alle Richtungen spritzte. Verwirrt blickte Chloé ihr nach.
Penny Maynard war mindestens sechs Jahre älter als sie, und bisher hatte Chloé sie – wie die meisten Dorfbewohner – aus der Entfernung bewundert. Waren sie einander einmal begegnet, etwa beim jährlichen Konzert, hatten ihre Gespräche nur aus den notwendigen Höflichkeitsfloskeln bestanden. Von Frau zu Frau hatten sie sich nie unterhalten. Wie denn auch? dachte Chloé. Schließlich bin ich nur ein Schuldmädchen und sie eine erwachsene verheiratete Frau.
Im Stall sattelte der Pferdepfleger Arthur Norris gerade Moonrise Lady. Er nickte Chloé zu, ohne zu lächeln.
„Die Ponys sind auf der ersten Koppel“, sagte er. „Auf der Hinteren habe ich ein paar Hindernisse aufgestellt, da kannst du mit Moonrise Lady noch mal trainieren und sie an ihre guten Manieren erinnern. Das Mädchen, zu der sie kommt, ist nicht so eine erfahrene Reiterin.“
„Aber sie hat großes Glück.“ Chloé strich der Stute über den Hals, und das Pferd wieherte leise. Dann nahm Chloé eine Dose mit Apfel- und Möhrenstücken aus ihrer Tasche und ging zur Weide. Die Ponys kamen gleich zum Zaun und drängten einander weg, um besonders viele Leckerbissen zu bekommen. Liebevoll stießen sie den Kopf gegen Chloés Arm.
„Ich werde euch nie vergessen“, flüsterte Chloé und streichelte die beiden.
Dann brachte Arthur ihr Moonrise Lady. Chloé blinzelte die Tränen weg, die ihr in die Augen gestiegen waren, stieg auf und ritt die kleine Stute zur hinteren Koppel.
Arthur hatte niedrige Hindernisse aufgestellt, die sie und Moonrise Lady mit müheloser Eleganz bewältigten. Der Stallknecht erhöhte schließlich das letzte Hindernis ein wenig.
Chloé ritt zurück an den Start und setzte wieder mühelos über die Hindernisse hinweg. Doch als sie sich dem Letzten näherten, sah sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung am Gatter der Koppel: Darius Maynard war hinzugekommen.
Nur den Bruchteil einer Sekunde war sie abgelenkt gewesen, und doch waren sie aus dem Rhythmus gekommen: Beim Überspringen des letzten Hindernisses segelte Chloé im hohen Bogen durch die Luft und landete im Gras – zu Darius’ Füßen.
7. KAPITEL
„Na, da habe ich aber schon elegantere Abgänge gesehen.“ Darius hockte sich neben sie. „Hast du dir etwas gebrochen?“
„Nein, alles … alles in Ordnung“, keuchte Chloé und setzte sich auf. Sie war außer Atem – und wütend auf sich selbst.
„Du siehst etwas derangiert aus“, stellte Darius fest.
Chloé folgte seinem Blick – und bemerkte entsetzt, dass bei ihrem Sturz einer der kleinen Knöpfe ihrer Bluse aufgegangen war, sodass diese nun mehr von ihren festen runden Brüsten in dem spitzenbesetzten BH preisgab, als ihr Bikini das getan hatte.
„ Mir macht das natürlich nichts aus“, sagte Darius leicht amüsiert. „Aber der arme alte Arthur könnte einen Herzanfall bekommen.“
Hastig und zutiefst verlegen knöpfte Chloé sich die Bluse wieder zu. In diesem Moment trottete Moonrise Lady zu ihr und berührte mit ihren weichen Nüstern fragend ihre Schulter.
Dankbar barg sie das Gesicht am Hals des Pferdes. „Tut mir leid, Süße“, flüsterte sie. „Das war allein meine Schuld.“
„Das weiß sie doch.“ Darius stand auf, klopfte sich Grashalme von der eleganten, anthrazitfarbenen Hose und streckte Chloé die Hand hin. „Los jetzt, Mädchen. Wieder rauf aufs Pferd. Und damit Moonrise Lady wieder an dich glaubt, nehmt ihr noch einmal die letzte Hürde – und zwar diesmal richtig.“
Chloé gehorchte unwillig. Aber sie hatte auch keine Wahl, denn Darius hielt ihre Hand fest in seiner. Energisch zog er sie auf die Füße. Nach dem Abwurf fühlte sie sich wie gerädert. Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen und nach Hause gefahren. Dass Darius’
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