Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
Tee hineinbitten, aber ich muss leider ablehnen“, fügte er hinzu, als er ihr Rad aus dem Kofferraum nahm. „Und ich verspreche dir: Wenn dein erster Roman veröffentlicht wird, mache ich wieder eine Flasche Champagner auf und werde dich damit übergießen, von Kopf bis Fuß.“
Er warf ihr eine Kusshand zu, stieg in den Wagen und fuhr davon. Mit offenem Mund blickte Chloé ihm nach.
Im Flur wartete schon Tante Libby auf sie. „Ich wusste doch, dass das Wetter umschlagen würde! Du bist bestimmt ganz durchnässt, ich lasse dir sofort ein heißes Bad ein.“
„Nein, ich habe kaum Regen abbekommen.“ Chloé zögerte und sagte dann: „Darius Maynard hat mich im Wagen mitgenommen.“
„Darius? Ich dachte, er arbeitet auf einem Gestüt in Irland.“
„Er ist gestern wiedergekommen“, antwortete Chloé. „Ich habe ihn am Fluss getroffen.“
„Aha.“ Ihre Tante schien nicht sehr angetan zu sein. Als sie Tee gekocht hatte, schenkte sie ihrer Nichte einen gefüllten Becher. „Wahrscheinlich ist er wegen des Geburtstagsballs hergekommen. Diese Wochen werden die Einladungen verschickt, es war also wahrscheinlich unvermeidlich.“
„Das klingt ja, als hätte Darius lieber wegbleiben sollen!“
„Ja, vielleicht hätte er das.“ Libby Jackson seufzte. „Irgendwie scheint es immer Ärger zu geben, wenn Darius da ist. Und manchmal ziemlich ernsthaften Ärger. Nicht immer ist er freiwillig weggegangen.“ Nachdenklich schüttelte sie den Kopf. „Aber vielleicht ist das nicht allein seine Schuld. Denn erstens unterscheidet er sich so grundlegend von seinem Vater und seinem älteren Bruder, und zweitens ist es als Zweitgeborener ohne Aufgabe bei der Verwaltung des Anwesens sicher keine sehr angenehme Situation für ihn. Vielleicht ist er deswegen so ungezügelt und versucht herauszufinden, wie weit er gehen kann – selbst wenn er dabei gegen das Gesetz verstößt.“
„Was meinst du damit?“, wollte Chloé wissen.
„Halt dich einfach fern von ihm“, erwiderte ihre Tante energisch. „Und das sage ich nicht nur, weil er weit besser aussieht, als ihm guttut.“
„Also, mich spricht er nicht an“, sagte Chloé mit Nachdruck. Wollte sie Tante Libby überzeugen oder sich selbst? Eigentlich war das nebensächlich. Die Maynards lebten ohnehin in einer ganz anderen Welt als die übrigen Dorfbewohner. Chloés und Darius’ Wege würden sich wahrscheinlich nie wieder kreuzen.
Ein paar Tage später erfuhr sie, Darius sei wieder abgereist, diesmal nach London.
„Ein ruheloser Geist“, meinte Mrs Thursgood. „Der hat es noch nie länger als eine Woche am selben Ort ausgehalten.“
Bei der Aussicht, ihm nicht unerwartet zu begegnen, konnte Chloé sich ein wenig entspannen. Beim Mittagessen erzählte ihr Onkel, die Ponys würden am nächsten Tag abgeholt und man lade Chloé ein, sich von ihnen zu verabschieden.
Als sie traurig nickte, tröstete er sie: „Sie kommen zusammen in ein liebevolles neues Zuhause, wo man sie sehr gut behandeln wird. Ich kann dich gleich mitnehmen, zurück müsstest du allerdings zu Fuß gehen.“
Chloé zog sich schnell Reithose und eine kurzärmelige blaue Bluse an und ließ sich von Onkel Hal am Tor des Anwesens absetzen. Als sie die gewundene Auffahrt entlangging, hupte jemand hinter ihr, und sie drehte sich mit klopfendem Herzen um.
Es war Penny Maynard, die sie zu ihrem Alfa Romeo winkte. „Steig ein, es ist viel zu heiß zum Zufußgehen!“
In ihrem weißen Rock und der violetten Bluse sah Penny wie immer fantastisch aus. Das aschblonde Haar war zu einem eleganten schulterlangen Bob geschnitten, und ihre veilchenfarbenen Augen wurden von den perfekt getuschten Wimpern betont.
Penny war immer gertenschlank gewesen, aber jetzt kam sie Chloé geradezu dünn vor: Ihre Wangenknochen traten deutlich hervor, und ein angespannter Zug um ihren Mund ließ ihr wunderschönes Gesicht fast ein wenig ausgezehrt wirken.
„Es tut mir leid, dass du Abschied von deinen Freunden nehmen musst“, sagte sie. „Du warst schließlich die Einzige, der sie wirklich etwas bedeutet haben. Aber Andrew hat endlich eingesehen, dass Pferde nie zu unseren gemeinsamen Interessen gehören werden.“
In ihrer Stimme schwang ein merkwürdiger Ton mit, den Chloé nicht deuten konnte.
„Bei Eheverträgen geht es immer nur ums Geld“, fuhr Penny fort. „Ich finde, sie sollten viel mehr umfassen, damit man weiß, wo man steht und es nach der Hochzeit keinen großen Schrecken gibt. Findest du nicht
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