Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
äußerst rätselhafte Frau.“
Als sie beide ein Glas Bowle in der Hand hielten, sagte sie: „Auf die Mildtätigkeit, in welcher Gestalt sie auch daherkommen mag!“
Vorsichtig trank Chloé einen Schluck und ließ den Blick unauffällig umhergleiten. Doch Darius war offenbar noch nicht wieder zurück, wie sie zutiefst enttäuscht feststellte.
Sei nicht albern, schimpfte sie mit sich selbst. Komm endlich zur Vernunft und genieß einfach den Abend, anstatt dich gefährlichen Fantasien hinzugeben.
Binnen Kurzem fand sie sich in einer fröhlichen Gruppe gleichaltriger und etwas älterer Gäste wieder. Die meisten davon studierten bereits und interessierten sich sehr für Chloés Pläne. Bald gingen sie weiter in den Ballsaal, wo Chloé sofort auf die Tanzfläche gezogen wurde. Zuerst tanzte sie mit Frans Bruder Bas, der im zweiten Jahr in Cambridge studierte, dann mit einer ganzen Reihe anderer junger Männer.
Nach einer Weile verkündete Chloé lachend, sie brauche eine Pause. In diesem Moment wurde sie von einem merkwürdigen Gefühl erfüllt, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Über die Schulter ihres Tanzpartners hinweg sah sie Darius, der am anderen Ende der Tanzfläche mit einer großen grauhaarigen Frau in Smaragdgrün tanzte.
Chloés Herz schlug wie verrückt, und sie war unendlich froh, dass sie nicht allein auf einem der Stühle am Rand saß, sondern sich auf der Tanzfläche vergnügte – nur für den Fall, dass Darius dies bemerken sollte. Und hätten die Umstände es nicht verhindert, wäre ich heute Abend mit Ian hier, rief sie sich in Erinnerung. Wie konnte sie überhaupt an einen anderen Mann denken, noch dazu an einen so unerreichbaren?
Sie gab sich einen Ruck und schenkte ihrem sommersprossigen Tanzpartner ein Lächeln, das dieser erfreut erwiderte. Trotz ihrer guten Vorsätze hätte sie jedoch jede einzelne Frau genau beschreiben können, mit der Darius an diesem Abend tanzte. Ihre Anwesenheit schien er dagegen nicht einmal zu bemerken.
Chloé war fast erleichtert, als man das Abendessen ankündigte, das im Speisesaal serviert wurde. Es gab Schinken und Rinderbraten, traditionelle Lachs- und Geflügelgerichte, Hummerpasteten, Quiches mit Pilzen und Spargel und eine riesige Auswahl an Salaten, dazu Käse und knuspriges Brot. Als Dessert standen Schokoladenmousse, Weincreme und Erdbeeren mit Sahne bereit. Sehnlichst wünschte Chloé, sie wäre nicht so angespannt und könnte das köstliche Essen angemessen genießen.
Direkt auf das Essen brachte Sir Gregory, zwischen seinen beiden Söhnen stehend, mit der gebührenden Förmlichkeit einen Toast aus. Neben Andrew stand Penny Maynard, die äußerst angespannt war und deren Lächeln wie aufgemalt wirkte.
„Ich bitte die Anwesenden, gemeinsam mit mir meiner Ururgroßmutter Lavinia zu gedenken“, sagte Sir Gregory mit seiner tiefen, volltönenden Stimme. „Ebenso all der anderen Ehefrauen, die den Maynards als Hausherrinnen Ehre gemacht haben. Nicht zu vergessen meine Schwiegertochter Penelope“, fügte er an Penny gewandt hinzu, „die diese Rolle ohne Zweifel mit all ihrem Charme ausfüllen wird. Meine Damen und Herren – auf die Lady Maynards!“
„Auf die Lady Maynards!“, wiederholten die Gäste lächelnd.
Als Chloé gerade einen Schluck trinken wollte, fiel ihr Blick auf Penny Maynard, die bei Sir Gregorys Worten heftig errötet war. Dann wurde sie plötzlich aschfahl. Oh nein, gleich fällt sie in Ohnmacht! dachte Chloé erschrocken.
Da sie am anderen Ende des Saals stand, konnte sie nichts tun. Doch dann wandte Penny sich um und ging langsamen, sicheren Schrittes davon. Chloé war erleichtert, wurde jedoch ein gewisses Unbehagen nicht los und war froh, als erneut getanzt wurde.
Nach mehreren Tänzen wollte sie wieder zu Atem kommen. Ausgerechnet in diesem Moment kam Laurence auf sie zu. Mit einem einnehmenden Lächeln sagte er: „Höchste Zeit, dass wir uns auch mal näher kennenlernen, Prinzessin.“
„Tut mir leid, alter Junge“, entgegnete ein großer rothaariger junger Mann, der plötzlich aus dem Nichts aufzutauchen schien. „Den nächsten Tanz hat sie mir versprochen.“
Während er Chloé zu einer der hohen Terrassentüren führte, fügte er hinzu: „Und ich finde, diesen Tanz sollten wir auslassen.“
„Da bin ich anderer Meinung“, protestierte Chloé beunruhigt und versuchte, ihm ihren Arm zu entziehen.
„Macht nichts“, entgegnete der junge Mann ungerührt und umfasste ihren Arm etwas
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