Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
Wort recht gehabt hatte.
Sie überlegte, ob sie eine Krankheit vorschützen sollte, um am nächsten Abend nicht zu dem Essen gehen zu müssen. Nur die Vorstellung, dass Darius dies sofort durchschauen würde, hielt sie davon ab.
Der Zweikampf mit Samson hatte Chloé körperlich und seelisch erschöpft, sodass sie sich nach dem Essen ein warmes Bad gönnte. Das heiße Wasser entspannte ihren Körper, aber nicht ihre Gedanken: Immer wieder ging ihr durch den Kopf, was sie von Tim Hankin erfahren hatte – insbesondere über Darius’ Rolle bei den illegalen Hundekämpfen, die so gar nicht dem Dorftratsch entsprach. Chloé war froh, dass er nicht an so etwas Abscheulichem beteiligt gewesen war. Aber auch wenn sie ihm in dieser Hinsicht Unrecht getan hatte – er hatte noch so manche andere Dinge auf dem Kerbholz, wie sie sich schnell in Erinnerung rief.
Als Chloé sich die Arnikatabletten aus dem Badezimmerschränkchen genommen hatte, fiel ihr ein, wie Darius ihr einmal dasselbe angeboten hatte. Einen Moment lang hatte sie bewegungslos dagestanden, dann tief eingeatmet und sich energisch gesagt: „Ich werde jetzt nicht mehr an ihn denken.“ Damit ihr das auch wirklich gelang, begann sie zur Ablenkung ein paar Stunden lang Unkraut im Garten zu jäten.
Darüber hatten sich ihr Onkel und ihre Tante gefreut, denn sie hatten für die folgende Woche drei Termine zur Begutachtung von Haus und Grundstück vereinbart. Als sie sich beim Abendessen taktvoll nach Chloés Plänen erkundigt hatten, war diese nicht in der Lage gewesen, ihnen etwas Konkretes zu antworten.
Ian und ich sollten jetzt langsam mit dem Herumeiern aufhören, dachte sie, als sie wieder in ihrem Zimmer war. Würde ich unsere Hochzeit planen, dann bräuchte ich mir nicht die Zeit mit den Pferden anderer Leute zu vertreiben – und hätte mir nicht fast das Genick gebrochen.
Wider alle Erwartungen schlief Chloé ausgezeichnet und war beim Aufwachen fest entschlossen, positiv zu denken.
„Ich gehe wegen der Essenseinladung nachher zum Friseur“, verkündete Tante Libby beim Frühstück. „Soll ich Denise fragen, ob sie dir auch noch einen Termin geben kann?“
Chloé schüttelte den Kopf. „Nein danke. Ich werde mir nachher einfach das Haar waschen und es offen tragen. So mag Ian es am liebsten“, fügte sie lächelnd hinzu.
Ihre Tante hatte ihr einen kurzen Blick von der Seite zugeworfen. „Wie du meinst, meine Liebe. Du wirst ja heute Abend bestimmt mit ihm fahren, stimmt’s?“
„Ja“, hatte Chloé erwidert.
Doch jetzt würde Ian sie ja gar nicht abholen kommen, was nicht nur eine Enttäuschung war, sondern sie gegenüber ihrer Tante und ihrem Onkel auch in Verlegenheit brachte.
Als Chloé sich Schinkensalat zum Mittagessen machte, kam ihr Onkel herein, später als sonst.
„Ich war auf Maynard Manor, für den Fall, dass Andrews verdammter Gaul eine Beruhigungsspritze braucht. Aber Darius hatte einige Pferdepfleger von seinem Gestüt in Irland anreisen lassen, und sie haben es allein geschafft.“
Chloés Herz begann heftig zu schlagen. „Ich … ich hatte schon davon gehört, dass Samson weggebracht wird.“
Nervös fragte sie sich, ob wohl jemand etwas von ihrer Dummheit erzählt hatte. Doch ihr Onkel wirkte ganz ungerührt.
Auch wenn der vor ihr liegende Abend Chloé Kopfschmerzen bereitete, so konnte sie doch zumindest mit ihrem Äußeren einigermaßen zufrieden sein: Sie trug eins ihrer Lieblingskleider, dessen seidiger Stoff sich eng um sie schmiegte und ihre schlanken Kurven betonte. Es war knielang, hatte lange Ärmel, einen runden Ausschnitt und einen leuchtend roten Farbton. Lippenstift und Nagellack waren farblich perfekt darauf abgestimmt, und dazu trug Chloé die antiken Ohrhänger mit Granat und Perlen, die sie zum einundzwanzigsten Geburtstag bekommen hatte.
Streitlustige Farben, dachte sie ironisch, als sie sich im Spiegel betrachtete. Reumütig wirkte sie wahrlich nicht. Sie hatte allerdings beschlossen, sich kurz zu entschuldigen. Insgeheim hoffte Chloé aber, es würde sich keine Gelegenheit dazu ergeben.
Eigentlich sollte ich dankbar sein, dass Darius nichts verraten hat, dachte sie. Stattdessen war sie von einer unbestimmten Vorahnung erfüllt, die sie nervös machte. Sei nicht albern, ermahnte sie sich selbst; doch so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte das Gefühl nicht abschütteln.
Chloé hatte gehofft, dass Ian seinen „Papierkram“ schnell erledigt hätte und bereits auf Maynard Manor auf sie
Weitere Kostenlose Bücher