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Stützpunkt Roter Stern

Stützpunkt Roter Stern

Titel: Stützpunkt Roter Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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mit einem seiner eigenen Rüsselarme auf den dreigeteilten Rüssel von Tryskwyn.
    »… das da!«
    »Was ist damit? Ich bin ein Glücksbringer.«
    »Bei uns nennt man das eine Abscheulichkeit. Man hätte dich nach der Geburt getötet.«
    »Da kann ich ja richtig froh sein, am Niederkanal geboren worden zu sein.«
    »Wir sind nicht gut auf die Niederkanal-Embaan zu sprechen.«
    »Warum habt ihr mir dann geholfen?«
    »Wir haben dir nicht geholfen, Abscheulichkeit .«
    »Und wie würdet ihr das dann nennen?«
    »Wir waren auf der Jagd – und die Großskorpione sind im Moment völlig durcheinander, seit die Geister so aktiv geworden sind.«
    Einer der anderen Wüsten-Embaan stellte sich neben den Anführer. Seine Decke war schwarz-weiß gemustert und wies eine sehr charakteristische, gezackte Linie auf, die man wahrscheinlich auf eine Entfernung von dreihundert Rüssellängen noch erkennen konnte.
    »Was hast du mit ihm vor, Anführer?«, fragte der Embaan in schwarz und weiß.
    Der Anführer schien darüber noch unschlüssig zu sein.
    »Eine Abscheulichkeit sollte man töten, solange sie noch jung ist. Ihre Rufe werden sonst so stark, dass man nichts mehr gegen das Monstrum ausrichten kann.«
    Monstrum …
    Das musste wohl eine andere Bezeichnung sein, die man unter den Verlorenen Stämmen der Wüste jenen gegeben hatte, die bei den Niederkanalstämmen als Glücksbringer galten. Und jetzt begriff Tryskwyn plötzlich, was in seinen Gegenübern wirklich vor sich ging. Sie haben Angst! , erkannte er. Angst vor einer übermächtigen, mit drei Rüsselarmen ausgestatteten Missgeburt, gegen die keiner von ihnen im Kampf der Rufe eine reelle Chance hätte!
    Der Embaan in rot und gelb näherte sich noch einen Schritt. Fast so, als wollte er damit demonstrieren, dass er keine Angst hatte.
    Aber dass diese Gelassenheit nur zur Schau getragen war, erkannte Tryskwyn sofort. Die Körpersprache war schließlich – von ein paar kulturellen Unterschieden abgesehen – in der gesamtem Embaanheit gleich.
    »Deine Rufe waren sehr stark«, stellte er fest. »Keiner von uns hätte auf sich allein gestellt dem Angriff der Großskorpione so lange standgehalten.«
    »Das mag sein.«
    »Wir würden dich töten, wenn du noch jung und schwach wärst. Aber keines unserer Gesetze schreibt die Tötung einer Abscheulichkeit vor, wenn sie bereits erwachsen ist.«
    »Das ist nicht verwunderlich«, fand Tryskwyn. »Warum sollte ein Gesetz so etwas vorschreiben, wenn alle Glücksbringer – oder Abscheulichkeiten , wie ihr sie nennt – bereits im Kälbchenalter getötet werden und es daher keine erwachsenen Monstren gibt?«
    »Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass du von uns nichts zu befürchten hast«, erklärte der Embaan-Anführer in rot und gelb.
    Sei dir deiner Stärke bewusst und nutze sie! , erinnerte sich Tryskwyn eines Deckenspruchs, den man auch häufig auf den kunstvoll geformten Vasen, Krügen und andere Keramikwaren fand, die vor allem von den Embaan des Niederkanals so kunstvoll hergestellt wurden.
    »Es reicht mir nicht, dass ihr mich nicht tötet«, sagte Tryskwyn selbstbewusst. Er sagte es mit der inneren Stärke eines Embaan, dessen Ruf stärker war als der jedes anderen, der sich gegenwärtig in seiner Nähe befand. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass die Rufe dieser Wüsten-Embaan ungewöhnlich stark gewesen waren. Stärker als man es sonst bei den Zweirüsselarmigen erwarten konnte. Offenbar ließen sich auch deren Fähigkeiten durch intensives Training noch sehr viel stärker entwickeln, als das bei den Embaan am Niederkanal der Fall war.
    Aber unter den dortigen Stämmen war es ja schließlich möglich, sich in der Schlacht auf die Fähigkeiten der Glücksbringer zu verlassen. Bei den Wüsten-Embaan war das nicht möglich. Für die Jagd auf Großskorpione waren die Fälligkeiten eines Gewöhnlichen durchaus ausreichend.
    Anders sah das natürlich aus, wenn man von der Streitmacht eines feindlichen Stammes heimgesucht wurde, die mit Glücksbringern nur so gespickt war.
    Aber das konnte den Verlorenen Stämmen in der Weite der Wüste kaum passieren: Wozu ein Kampf um ein Territorium, das gar kein Territorium war?
    Niemand kämpfte um Land, das keinen Wert hatte und in dem es so wenig Wasser gab, dass man Großskorpione jagen und ihre Wasserreservoirs aussaugen musste. Wahrscheinlich trinken sie sogar das Blut der Sandwühlschlangen! , ging es Tryskwyn durch den Kopf. Aber mich nennen sie eine

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