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Stummer Zorn

Stummer Zorn

Titel: Stummer Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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zusammenzusammeln und fragte: „Kanntest du die Kriminalbeamten vorher?"
    Barbaras Hand, die gerade dabei war, mir meine abgestrichene Liste zurückzugeben, erstarrte mitten in der Bewegung. „Oh Gott", sagte sie. „Ich kannte John Tendall, ja."
    „Ich habe ihn auf einem Vortrag über Sicherheit, den er zu jedem Semesterbeginn hält, kennengelernt", erzählte ich. „Ist mir gerade wieder eingefallen."
    Barbara rieb sich die Stirn. Sie fugte John Tendall unseren Listen hinzu. Zehn Namen. Jeff Simmons, Präsident des Colleges Jeffrey Tabor, Bankangestellter Don Houghton, Unternehmer Charles Seward, Rechtsanwalt Ray Merrit, Vertreter Theo Cochran, Verwaltungsangestellter Randy Marquette, Englischprofessor J. R. Smith, Englisch professor Dan Kirby, Student John Tendall, Kriminalbeamter.
    „Wir müssen nachdenken", sagte sie, während ich das Blatt in meine Tasche stopfte. „Wir tun unser Möglichstes", fügte sie düster hinzu.
    „Ich rufe dich an, sobald ich mir sicher bin, daß jeder einzelne Name da draufsteht", sagte ich.
    Sie lächelte. Sie sah hinter ihrem großen, übersäten Schreibtisch klein und zerbrechlich aus. Das dunkle Kastanienbraun ihrer Haare ließ ihr Gesicht noch blasser erscheinen.
    „Wir tun unser Bestes", stimmte ich zu, und ich hielt es durchaus für eine Leistung. Wir hatten es in gut dreißig Minuten geschafft herauszufinden, daß unser Angreifer einer von diesen zehn Männern war.
    Durch unser radikales Ausschlußprinzip hatten wir, überzeugt davon, daß der Mann, der uns vergewaltigt hatte, uns kannte, etwas erreicht, das die Polizei nicht bewerkstelligen konnte. Jetzt konnten wir allerdings nicht einmal versuchen, die Kriminalbeamten, die mit unseren Fällen beauftragt waren, zu überzeugen. Einer davon stand auf der Liste.
    In der Tat hielt die Stadt in dieser Zeit im übertragenen Sinne den Atem an und wartete auf die nächste Vergewaltigung, auch wenn niemand von uns das vorher begriff.
    Heidi Edmonds war Anfang August vergewaltigt worden. Barbara Anfang September. Ich in der zweiten Oktoberhälfte, und es gab die Gerüchte von Cullys Freund bei der Polizei über mindestens zwei weitere Opfer, die nicht zur Polizei gegangen waren. Cully bestätigte eines davon eines Abends, als Mimi und ich laut überlegten, ob die Angriffe gleichmäßig einem Muster folgten. „Es gab eine Ende August", sagte er und blickte uns an, um sich unseres Stillschweigens zu vergewissern.
    „Er therapiert sie wahrscheinlich", murmelte Mimi beim Abwasch. Wir erwähnten es Cully gegenüber nie wieder. Aber unter seinen Büchern bemerkte ich neue über Vergewaltigung und die Therapie von Tätern und Opfern. Also stimmte es, daß Barbara, ich und Heidi Edmonds eine unbekannte Leidensgenossin hatten - oder zwei, drei oder sogar vier.
    „Wir sollten einen Club gründen", sagte ich irgendwann verbittert zu Barbara, als wir in gemeinschaftlich-verdammter Nähe zusammen an einem Tisch in der lauten Mensa saßen.
    „Überleg mal, wie wir die Liste verkürzen könnten!" Der Zähler stand immer noch bei zehn, obwohl wir uns den Kopf darüber zer-brochen hatten, welche Männer wir anfangs vergessen haben könnten.
    Barbara schwieg. Stan Haskell war gerade hereingekommen, und Ihr Blick folgte ihm mit einer Mischung aus Wut und Schmerz. Er war in Begleitung einer jungen Anthropologieprofessorin, die auf dieselbe Art dezent schön war wie Barbara. Stan hatte ein Beuteschema. Der Vergewaltiger sicherlich auch. Vielleicht sollten Barbara und ich uns statt auf unsere Liste darauf konzentrieren, was wir gemeinsam hatten, woraus unsere beinahe tödliche Anziehung bestand. Es gab ein Muster, davon war ich überzeugt. Es mußte eines geben. Aber vielleicht standen wir einander zu nahe, um unsere Gemeinsamkeiten zu sehen. Es bedurfte vielleicht einer weniger involvierten Person, um das zu erkennen. Als ich einige Minuten später auf dem Weg nach Hause war, betete ich, was ich bis dahin selten getan hatte. Ich betete, irgendein netter Mann möge Barbara ausführen. Dann wanderten meine Gedanken, in mich versunkener Mensch, der ich bin, zu meinem Lesestoff und von dort zu dem Brief, den ich am Tag zuvor von meiner Mutter bekommen hatte. Sie hatte deutlich anklingen lassen, sie und Jay Chalmers kämen nicht sonderlich gut miteinander aus, und sie hatte ihn nüchtern geschrieben, da wat ich mir sicher. Einige Monate vorher war sie in der Lage gewesen, bis nach der Kirche zu warten. Ich hatte ihr schon zurückgeschrieben, den

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