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Stummer Zorn

Stummer Zorn

Titel: Stummer Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Semesteranfängs und brummten vor Projekten. Mimi verbrachte Stunden am Telefon, auf der Arbeit und zu Hause, um Leute daran zu erinnern, an diesem teilzunehmen oder jenes zu tun. Wenn ich lauschte, konnte ich sie jeden Abend hören, während ich im Wohnzimmer lernte. Ich verstand nie genau, was Mimi tat, aber ihre Berufsbezeichnung war Collegeko-ordinatorin. Wie sie erklärte, war es ihre Aufgabe zu wissen, was jeder Club und jedes Gremium auf dem Campus in Sachen Aktivitäten und Projekte plante, ihnen Termine und Räumlichkeiten für Treffen und welche andere Unterstützung auch immer sie benötigten zuzuweisen und Anforderungen an den Campus bereitzustellen. Wenn zum Beispiel die Chi Omegas oder der Schachclub den Campus einen Sonntag „verschönern" wollten, würde Mimi vorschlagen, eine Zierbrücke in den Gärten zu streichen. Wenn das Komitee für die  Rekrutierungskampagne sich am selben Abend im großen Konferenzraum treffen wollte wie der Campus-Vergnügungsaus schuß klärte Mimi das irgendwie mit einer einzigartigen Mischung aus Taktgefühl, gesundem Menschenverstand und Dampfwalzencharme.
    Es gehörte allem Anschein nach noch mehr dazu, aber das waren Mimis Hauptaufgaben. Sic arbeitete außerdem selbst in mehreren Komitees mit, einfach weil sie eine Houghton war und ihr daher viel am College lag.
    Ich hörte in den Wochen nach der Vergewaltigung viel über Mimis Job. Mein Vorrat an Themen schien aufgebraucht zu sein. Mimi füllte die Lücke, während ich darauf wartete, daß eine neue Ernte herangewachsen war. Cully steuerte ein paar Anekdoten über die Frevel seines Vorgängers bei, der Studenten einige eher seltsame Ratschläge erteilt hatte, wenn man Cully Glauben schenkte. Jetzt, da ich Cully von einem unparteiischeren Standpunkt aus betrachten konnte, fiel mir auf, daß er einen gut getarnten Sinn für Humor und sehr viel Geduld hatte.
    Obwohl wir alle daran denken mochten, was mir widerfahren war und wer es getan haben mochte, thematisierten es meine beiden Mitbewohner nie, es sei denn, ich brachte es selbst zur Sprache. Cully und Mimi hörten zu, wann immer der Schrecken oder die Wut zuviel für mich wurden. Ich versuchte, mich nicht an sie zu hängen oder zu klammern; ich nahm ihre Hilfe nur in Anspruch, wenn mir meine eigene Gesellschaft zuviel wurde.
    Eine Woche nachdem Cully eingezogen war schlafwandelte ich. Er fand mich, wie ich die Treppen vom Absatz her hinaufsah und versuchte, mein Bein zu heben, um sie hinaufzugehen. Ich wachte nur halb auf, als er mir sanft bedeutete, ins Bett zu gehen. Ich gehorchte benommen; ich erinnerte mich am nächsten Tag erst an den Vorfall, als er vorsichtig fragte, wie ich mich fühlte. Ich glaube nicht, daß ich je wieder schlafwandelte. Aber manchmal, wenn ich sehr müde oder verängstigt ins Bett ging, wachte ich gegen drei Uhr mit pochendem Herz und schweißgebadet in der kühlen Nacht auf. In den meisten Nächten konnte ich wieder einschlafen. Wenn mich die Angst und der Zorn nicht wachhielten.
    Die Kommissare schauten nach einer Woche noch mal vorbei, um sich zu erkundigen, ob ich mich an irgend etwas weiteres erinnerte. Ich hatte Tendall und Markowitz nichts zu erzählen. Sie schienen auch nicht viel zu erwarten.
    Charles' Anwaltskollege lud mich nicht noch mal auf ein Rendezvous ein. Ich war nicht überrascht oder verletzt. Charles selbst benahm sich mir gegenüber äußerst unbeholfen, wenn er vorbeikam, um Mimi abzuholen oder mit uns zu Abend zu essen. Er behandelte mich wie die verrückte Tante Letitia, die einen Ausflug von ihrem Dachboden unternahm; er hielt mich bei Laune. Aber zumindest, wie ich mir immer wieder bewußtmachte, versuchte er, nett zu sein.
    Ich versuchte das auch, obwohl es mich fast eine teute Zahnbehandlung kostete. Ich knirschte viel mit den Zähnen. Das Ausmaß meiner Verärgerung überraschte mich. Ich war auf halbem Weg gewesen, Charles Seward zu mögen, bevor ich vergewaltigt wurde. (Alles war für mich in zwei Phasen aufgeteilt — vor der Vergewaltigung und danach). Jetzt rief Charles' bloße Anwesenheit in mir Unbehagen hervor. Auch die Don Houghtons. Ich begriff es nicht. Don war herzig; er durchlitt intensive Scham, um mir zu erzählen, wie leid ihm tat, daß man mich „verletzt" hatte.

Andere Männer hatten diese Wirkung nicht, also warum Charles und Don? Was hatten sie gemeinsam? In seltsamen Momenten stellte ich mir diese Frage, konnte aber keine Antwort darauf finden; ich tat es als Zufall ab.
    Ich traf mich an

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