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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Schreckliches bedeuten.“
    Meure wiederholte seine Frage: „Was ist das?“
    Sie fuhr fort: „Die Lami Sari Au Aderbe ist einst ganz allein einem entgegengetreten, um ihren Stamm, die Tahiret, zu retten. Gambir ’Am-sekeb, der heilige Mann, hat eines herbeigerufen, um den großen Krieg von N’Guil-Ellem zu beenden. Man sagt, daß Imrem Galtaru sich mit einem verbündete und daraufhin von den Haydars ausgestoßen wurde. Man erklärte ihn zur Jagdbeute, und die Größten meines Volkes machten sich auf, um ihn zu verfolgen, aber sie hatten keinen Erfolg und kehrten ohne Trophäe zurück. Und manch ein tapferer Haydar-Krieger war unfähig, darüber ehrenhaft zu berichten …“
    „Soll das heißen, daß sie es gesehen hatten, aber nicht darüber sprechen konnten?“
    Morgin unterbrach sie taktvoll: „Sie versucht anzudeuten, daß die großen Krieger auf eine Art verschwunden sind, die nicht dazu angetan war, ihnen ihr ehrenhaftes Andenken zu sichern …“
    Tenguft nahm ihren Bericht wieder auf. „… Ebdallan Yamsa kehrte ohne seinen Speer nach Illili zurück; vor Furcht kroch er auf allen vieren. Da gaben sie die Jagd nach dem elenden Imrem auf. Er sei verflucht in Ewigkeit. Das Namenlose aber haben wir nicht vergessen, und wir hüten uns vor ihm. Ich weiß nicht, warum es jetzt gekommen ist, und Morgin, der einen Wendel sein eigen nennt, weiß es auch nicht.“
    Die Erscheinung hatte sich inzwischen weiter genähert. Sie war höchstens noch einen Steinwurf von der Barke entfernt. Doch sie bewegte sich nicht weiter auf sie zu, sondern trieb in etwa gleichbleibendem Abstand hinter ihnen. Auch jetzt gelang es Meure nicht, das Ding genau zu erkennen. Sein Umriß blieb verschwommen, und seine Form und innere Struktur änderten sich so schnell, daß man keine Einzelheiten ausmachen konnte. Meure kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und versuchte sich ganz auf das Wesen zu konzentrieren, aber es half nichts. Es gelang seinen Sinnen nicht, die rasenden Veränderungen, die er wahrnahm, zu einem beständigen Bild zusammenzufassen. Kein Geräusch begleitete die Erscheinung. Meure war davon überzeugt, daß es sich um ein lebendes Wesen handelte, aber da war nichts, worauf er diese Vermutung stützen konnte. Es konnte sich sogar nur um eine außergewöhnliche Turbulenz des Wassers handeln.
    Dann sprach das Ding plötzlich, mit einer Stimme, die aus großer Ferne kam und gleichzeitig direkt neben dem Ohr zu schweben schien: „Wo ist Cretus?“
    Tenguft hob ihren Speer. „Cretus ist nicht hier. Entferne dich! Wir sind Pilger, die dem Orakel von Dossolem folgen müssen. Ich habe es gelegt, und ich habe es gedeutet. Ich weiß, daß für dich kein Platz darin ist.“
    Es erwiderte: „So nicht, Haydar! Ich gebe die Deutung: Cretus wirft einen Schatten, der mir nicht verborgen bleibt. Lange Zeit war er an einem Ort, zu dem ich keinen Zutritt habe. Doch jetzt ist sein Schatten hervorgekommen. Ich habe von Cucany gehört, die Spiegeldeuter haben mir alles erzählt. Dort hat man große Furcht vor mir. Doch dort ist Cretus jetzt nicht mehr. Ich sehe seinen Schatten, doch ich suche sein Ich.“
    „Hier ist kein Cretus!“ rief Meure. „Hier gibt es keinen solchen Mann!“
    Das Wesen schien sich neu zu orientieren und seine Aufmerksamkeit auf Meure zu richten. Dazu benötigte es einige Zeit, doch dann spürte Meure geradezu körperlich die ganze Wucht der Konzentration dieser namenlosen Masse. Ein Druck legte sich auf seine Brust, der ihn zurückweichen ließ. Es sagte: „Ich erkenne dich. Du bist von Monsalvat gekommen. Aber der Schatten, den du wirfst, ist Cretus’ Schatten.“
    „Cretus hat versucht, mich in Besitz zu nehmen, aber ich habe ihn abgewiesen. Du mußt ihn woanders suchen.“
    „Ich soll mich irren? Das ist nicht möglich. Ich folge Cretus’ Weg, und ich sehe seinen Schatten. Etwas ist falsch, das stimmt, aber der Fehler ist irgendwo hier zu suchen. Er kann seinen Schatten an andere Personen heften. Er ist nur noch ein Schatten. Ja, so muß es sein!“ Das Wesen setzte sich in Bewegung, kam näher an die Barke heran. Es wollte Cretus und Meure.
    Meure wünschte verzweifelt, er könne sich von Cretus befreien. Seine Angst vor Cretus war nicht so groß wie die vor dieser schreckenerregenden Erscheinung. Was würde mit ihm geschehen, wenn sie versuchte, Cretus von ihm zu trennen? Ohne darüber nachzudenken, hielt er plötzlich das Messer in der Hand, das Tenguft ihm geschenkt hatte. Er riß den Arm

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