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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Unbekannte plötzlich und warf sich über ihn. Die Decke hatte sie kurz geöffnet und sie mit einer geschickten Bewegung so über sie beide geworfen, daß sie nun völlig darunter verborgen waren. Es beruhigte ihn, daß sie darauf achtete, daß sie unentdeckt blieben. Allerdings hatte er so keine Chance, seinen nächtlichen Besucher zu erkennen. Im Nacken spürte er eine warme, feuchte Berührung, einen liebevollen Kuß auf dem Schlüsselbein und dann einen kleinen, schmerzhaften Biß in der Schulter. Seine Hände glitten über warme, trockene Haut. Die unförmigen langen Schöße des Oberkleides wanderten wie von selbst an ihrem Körper hinauf. Zu diesem Zweck also sind sie so geschnitten, dachte er lächelnd.
    Sie sagte kein Wort, überhaupt kein Laut drang von ihren Lippen. Auch er schwieg, denn er spürte, daß Worte den Zauber des Ereignisses nur zerstören konnten. Er suchte sie mit seinem Mund, und er fand ihr Ohr und ihre schmale Schulter, die er mit zarten Küssen bedeckte. Ihre Beine waren kühl, doch ihr Atem traf ihn heiß. Ihre Körper fanden mit natürlicher Selbstverständlichkeit zueinander, ein paar leichte Bewegungen, ein gelegentlicher sanfter Druck genügten. Sie war leicht wie eine Feder. Er fühlte kein Gewicht auf seinem Körper. So gab er sich ganz der Erregung hin, die in ihm wuchs. Es gab nur noch Gefühle, keine Gedanken. Mit jäher Plötzlichkeit kam die heiße Erlösung für ihn, und einen Moment später versteifte sich ihr Körper, und sie hielt den Atem an. Er hob horchend den Kopf; er konnte sich nicht erinnern, wann das Klopfen aufgehört hatte.
    Lange Zeit verharrten sie bewegungslos und spürten, wie Puls und Atem wieder zu ihrem gewohnten Takt zurückfanden. Meure versuchte, die Körpergefühle zu bewahren, die ihm geblieben waren: Die warmen Stellen, wo sie sich am längsten berührt hatten, und die abgekühlte Haut, die nicht von der Decke geschützt gewesen war, ihr Duft, in den sich süßliches Blütenaroma mischte, die Art, wie ihre Hände seinen Körper berührten; eine lag noch immer unter ihm, und die andere massierte zärtlich seine Schulter … Etwas war ungewöhnlich an der Berührung dieser Hand, besonders jetzt, da sie sich auf seiner Schulter abstützte, weil das Mädchen sich von ihm lösen wollte. Der Druck ihrer Hand verteilte sich auf drei Stellen, anders als bei einem Menschen, der Daumen und Finger einander gegenüberstellt und dessen Hand so auf zwei Stellen drückt. Insgeheim versuchte er, ihre Handstellung mit seiner rechten Hand nachzuahmen, die auf ihrem Oberschenkel ruhte. Es gelang ihm nicht, da er seinen kleinen Finger nicht soweit zurückbiegen konnte. Ein plötzlicher Verdacht befiel ihn, und mit der anderen Hand griff er nach dem Haar des Mädchens. Das Haar war kurz, glatt und seidenweich. Flerdistar.
    Meure wühlte sich aus der schweren Decke, und das erste Licht des Morgens traf ihre Gesichter. Es war noch sehr schwach und hatte eine zarte bläuliche Färbung, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Er blickte in ein aufmerksames, schmales Gesicht, dessen Lippen sich zu einem feinen Lächeln geöffnet hatten, das nicht eine Spur von Gemütsbewegung zeigte.

 
11
     
    „Die Überlegenheit eines Menschen zeigt sich an dem unsichtbaren Einfluß, den er auf Generationen von Menschen gehabt hat. “
    A. C.
     
    Meure wagte kaum, sich zu bewegen. Er vermied jedes Geräusch. Er schaute nicht einmal umher, lauschend versuchte er den bläulichen Dunst zu durchdringen. Überall um sie herum waren ferne, schwache Laute zu hören, die sich zu einem zarten Geflecht verwoben, das in nichts dem Schweigen oder dem Lied des Windes in der Wildnis glich. Auch das Klopfen, das ihm schon früher aufgefallen war, drang wieder an sein Ohr. Jetzt war es viel schwächer geworden und hob sich kaum noch von den anderen Geräuschen ab. Wie das Klatschen kleiner Hände trafen Wellen in unregelmäßigen Abständen die Bordwand. Er hatte das deutliche Gefühl, daß sie sich inmitten einer großen Ansiedlung befanden, von der sie nur die weite Wasserfläche des Flusses trennte. An Bord der Barke war es völlig still. Das beruhigte ihn kaum. Er vermutete, daß Clellendol sich völlig geräuschlos in der Dunkelheit bewegen konnte, wenn er es darauf anlegte. Aber andererseits hatte er schon auf dem Schiff wenig Interesse für Flerdistar gezeigt, und auch später hatte er sie kaum beachtet.
    Flerdistar schien seine Gedanken gelesen zu haben. Sie rückte ganz dicht an ihn heran und

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