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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Ingraine spürte, daß das Land nichts Neues zu bieten hatte, aber eine Stadt, das bedeutete Veränderung, das war eine Brücke, die ins Ungewisse führte. Er sagte schlicht: „Zu einer Stadt.“
    „Gibt es denn tatsächlich Städte auf diesem Planeten?“
    „Ja, das hat man mir erzählt. Aber sie sehen sicher nicht so aus wie die Städte, die ich kenne, eher wie etwas aus der tiefsten Vergangenheft.“ Er versuchte, sie abzulenken: „Kommst du auch von Tankred?“
    Ingraine schüttelte heftig den Kopf, ihre braunen Locken wirbelten durch die Luft. „Nein. Hast du das nicht gewußt? Nun, offenbar hast du es nicht mitbekommen. Ich bin in Flordeluna an Bord gekommen.“
    Meure blickte zur Seite, um seine Überraschung zu verbergen. „Das ist ja …“
    „… ganz schön weit weg“, beendete sie seinen Satz. „Ich weiß.“
    „Woher ist Audiart gekommen, auch von Flordeluna?“
    „Hat sie es dir nicht erzählt?“
    „Nein, ich habe sie nicht danach gefragt.“
    „Sie war schon an Bord, als ich kam. Mir hat sie es auch nicht erzählt. Manches in ihrer Art deutet darauf hin, daß sie von einer ähnlichen Welt wie Tankred kommt, aus einer abgelegenen Gegend …“
    Meure sah darin keine Beleidigung. Er wußte, daß Tankred ein ziemlich entlegener Fleck war. Flordeluna lag auf der anderen Seite der zentralen Sonnensysteme. Wenn Audiart schon vor Ingraine an Bord war und von einem Kolonieplaneten stammte, dann mußte dieser sehr weit draußen auf der anderen Seite liegen, fast schon im Spsom-Gebiet. Er fragte: „Haben euch die Ler genauso angeheuert wie uns?“
    „Sie haben uns angeheuert, aber nicht so wie euch. Audiart und ich, wir waren schon an Bord, als das Ler-Mädchen das Schiff gechartert hat. Wir konnten entweder das Schiff verlassen oder einen Job bei der Ler-Gruppe annehmen. Wir waren damals gerade auf einem Ler-Planeten, und da wollte ich auf keinen Fall hängenbleiben!“ Ihre letzten Worte klangen sehr hitzig; der Gedanke, daß eine ganze Welt ausschließlich von Ler bewohnt würde, schien ihr unerträglich zu sein.
    „Haben sie denn dort keine Transi {23} ?“
    „Auf Lickrepent? Doch, natürlich. Aber man muß ganz schön schuften, bis man da wieder rauskommt. Dazu hatte ich keine Lust.“ Sie sah selbstbewußt von der Seite zu ihm auf. „Ich ziehe es vor, nicht härter zu arbeiten; als es unbedingt nötig ist; und da gebe ich schon lieber das Dienstmädchen für ein paar Ler-Aristokraten ab, als daß ich mich in einer Transi abrackere. Aber eigentlich hätte ja alles noch viel schlimmer kommen können. So habe ich wenigstens später eine interessante Geschichte zu erzählen.“ Sie ließ ihre Locken noch einmal fliegen und blickte lächelnd zum Himmel hinauf.
    Da steht sie nun, dachte Meure, ein schlankes Mädchen, das aussieht, als ob es noch in die Schule gehen würde. Und doch war diese Ingraine erfahren genug, um allein durch das Weltall zu trampen. Mut hatte sie also, und sie war auch … gefährlich. Audiart hatte sich ihm hingegeben, ohne etwas zu fordern, ohne an morgen zu denken. Tenguft hatte ihn zu etwas benutzt, dessen Zweck ihm dunkel geblieben war, aber sie hatte etwas mit ihm geteilt. Doch Ingraine hatte ihren Preis, und er war sich nicht sicher, ob er ihn zahlen konnte – oder wollte. Wollte sie, daß er Cretus ganz die Herrschaft über seine Person überließ? Er wußte nicht, ob Cretus bereit war, einen Preis zu zahlen, ganz gleich, wie hoch er sein mochte. Cretus haßte alle Einschränkungen und Verpflichtungen … Doch wenn Meure sie länger betrachtete, die glatte Haut ihres schlanken Halses, den zarten Körper unter dem geborgten Ler-Oberkleid, dann spürte er, wie das Begehren in ihm wuchs. Meure sah sich schuldbewußt um. Ihm war nicht wohl in seiner Haut, und Cretus hielt sich natürlich zurück und ließ ihn mit dieser wichtigen Entscheidung allein. Wahrscheinlich wollte er ihm auch noch gemütlich dabei zusehen …
    Halander starrte vom Bug aus finster zu ihnen herüber, hin und wieder bewegte er sich unentschlossen auf der Stelle. Tenguft schien den ganzen Vorgang zu ignorieren. Audiart wich Meures Blicken aus. Sie wirkte traurig. Offensichtlich machte sie sich Sorgen um ihn und war nicht eifersüchtig auf das Mädchen. Er mußte eine Entscheidung treffen; dieser Gedanke lastete schwer auf Meures Schultern. Doch ganz gleich, wie er sich entschied, irgend jemanden würde er sich zum Feind machen, und er konnte sich keine neuen Feinde leisten. Auch Cretus konnte zu

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