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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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seinem Feind werden, und er war ein schrecklicherer Feind, als ihn je ein Mann hatte.
    Einer der Bootsleute rief plötzlich seinen Gefährten etwas zu und begann aufgeregt zu zittern. Sofort versammelten sich die anderen bei ihm am Heck der Barke. Alle spähten nach Westen, flußaufwärts. Irgend etwas mußte dort im Wasser verborgen sein. Die Mischlinge der Besatzung schwatzten wild durcheinander, doch Meure konnte nicht entdecken, was sie so aus der Fassung brachte.
    Die Aufregung der Bootsleute schlug in Panik um. Einer kletterte auf die Reling und schrie den Passagieren etwas zu. Meure beobachtete angestrengt die Wasseroberfläche, aber da gab es keine auffällige Veränderung. Er fragte sich, was in die Männer gefahren war … Doch, in weiter Ferne war die Wasseroberfläche etwas bewegt, der unregelmäßige Fleck bewegte sich vage in ihre Richtung. Irgendein Tierkörper war allerdings nicht zu erkennen, und erst recht konnte man keine Einzelheiten ausmachen.
    Der Mann auf der Reling stieß einen langen, klagenden Schreckensruf aus. Seine Stimme überschlug sich, während der Schrei über das Wasser schallte. Es lag ein Entsetzen in diesem Laut, das sich nicht in Worte fassen ließ. Dann schwang sich der Mischling über das Geländer, sprang ins Wasser und schwamm auf das südliche Ufer zu, das nicht allzuweit vom Schiff entfernt war. Die verbliebenen Bootsleute zögerten; sie tauschten fragende Blicke untereinander aus, schauten dann auf ihren Gefährten im Wasser, auf das Boot und wieder auf den Ruß. Einer nach dem anderen kletterten sie über die Reling und sprangen ins Wasser. Der Fluß war noch ruhiger geworden, seine Oberfläche war starr wie geschmolzenes Glas. Die kräftigen Schwimmstöße der Bootsleute verursachten nicht die kleinste Welle.
    Die Passagiere sahen sich unsicher an. Die Bootsleute hatten ihr Schiff aufgegeben! Morgin hatte nachdenklich vor sich hin gedöst, aber jetzt hastete er zum Heck der Barke. Meure und Ingraine schlossen sich ihm an. Sie liefen an Tenguft vorbei, die sich nicht von ihrem Platz gerührt hatte, aber auch sie starrte unter ihren dichten Brauen hervor gebannt flußaufwärts.
    Im Südwesten hinter sich sahen sie jetzt die Köpfe der Bootsleute im Wasser, die weiter verzweifelt auf das Ufer von Ombur zuschwammen. Mit einem schmatzenden Geräusch stieg zwischen ihnen eine kleine Wassersäule auf, und dann gab es einen Kopf weniger. Meure spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten. Was war das für eine Kreatur, vor der die erfahrenen Bootsleute flohen wie aufgescheuchtes Wild?
    Die Passagiere standen nebeneinander an der Heckreling und schauten auf den Fluß. Etwas kam näher, schwamm auf die Barke zu. Es hatte keine erkennbare Form und schwebte dicht unter der Wasseroberfläche, wie von einer unsichtbaren Kraft getragen. Meure blickte Morgin fragend an, doch dessen Gesicht war ausdruckslos. Hier hatten sie es mit einem Phänomen Monsalvats zu tun, das dem Mittler noch nicht untergekommen war.
    Tenguft glitt in einer katzenhaften Bewegung von dem Stapel, auf dem sie gesessen hatte, und trat dicht hinter Meure. Sie ließ ihre Augen nicht von der Erscheinung im Wasser. Meure blickte sich zu ihr um, aber sie beachtete ihn nicht.
    Er wandte sich wieder dem rätselhaften Objekt zu. Es war jetzt nahe am Boot und schwebte weiter auf sie zu. Man konnte nicht erkennen, wie es sich eigentlich im Wasser bewegte, und es gelang Meure nicht, die Erscheinung genau zu fixieren, so sehr er sich auch bemühte. Das Ding entzog sich der Wahrnehmung durch die gewöhnlichen menschlichen Sinne. Es war von bräunlicher Farbe, aber es hatte keine klare Kontur. Seine Gestalt änderte sich dauernd: Manchmal wirkte es klein und weit entfernt und Augenblicke später riesig und in unmittelbarer Nähe. Meure kannte kein Lebewesen, mit dem er es annähernd hätte vergleichen können.
    Er sah Tenguft an. Das Mädchen hatte die Lippen zusammengepreßt und konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf das unbekannte Wesen. „Was ist das?“ fragte Meure. „Warum fürchten sie sich so davor?“
    Sie antwortete ihm, ohne ihn anzusehen: „Es gibt sehr alte Geschichten, die davon berichten.“ Sie sprach sehr leise, so als ob sie etwas nicht aus dem Schlaf aufschrecken wollte. „Aber ich selbst habe es noch nie gesehen; ich kenne auch niemanden, der es je gesehen hätte. Unsere Riten dienen dazu, das Erscheinen solcher Dämonen zu verhindern. Es ist schlimm, daß uns dieser Dämon erscheint. Das kann

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