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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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hoch, und das Messer flog, mit der Spitze voran, genau auf das Zentrum des Wesens zu. Die Waffe traf auf, flog dann jedoch zurück, auf genau dem gleichen Wege, wie sie gekommen war. Sie schnellte ihm in die geöffnete Hand zurück, und Meure wiederholte alle seine Wurfbewegungen in umgekehrter Reihenfolge. Er zielte kurz und warf noch einmal. Diesmal traf er etwas seitwärts von der ersten Stelle, und die Klinge flatterte leicht auf ihrer Flugbahn.
    Wieder prallte sie von dem Objekt zurück, doch diesmal tauchte sie mit einem lauten Klatschen ins Wasser ein. Eine Gischtfontäne stieg auf. An der Stelle, wo das Messer den Flußdämon berührt hatte, quoll eine Dampfwolke aus dem Wasser. Schnell wuchs sie zu einer mächtigen Säule, und unter einem zischenden Pfeifen verbreiterte sie sich ständig. Bald war ein großer Teil des Flusses von weißem Dunst bedeckt. Da verebbte das Zischen plötzlich, so als ob es sich sehr schnell entfernte. Als der Dunst verweht war, war die Erscheinung verschwunden.
    Meure fragte sich, was seine Tat mit dem Vorgang zu tun haben konnte. Vielleicht hatte er das Objekt an einer sehr empfindlichen Stelle getroffen, und es mußte sich zurückziehen. Wahrscheinlich würde es bald zurückkehren. Er sah hinüber zu der Stelle, wo das Messer verschwunden war. Es war unwiederbringlich verloren. Er hoffte, daß Tenguft ihm zugestand, daß er es einem guten Zweck geopfert hatte. Kleine Wellenringe liefen dort über die Wasserfläche, aber bald waren auch die vergangen.
     
    Es war Nachmittag, aber die Sonnen waren unter einer hohen Dunstschicht verborgen. Durch die trübe Atmosphäre und die Reflexionen der Wasseroberfläche hatte das Licht einen fettigen Beigeton angenommen, bei dessen Anblick Meure Ekel empfand. Eine bedrohliche Stimmung beherrschte die ganze Umgebung. Seit ihnen die Wasserkreatur erschienen war, waren alle in tiefes Schweigen versunken. Niemand ließ den Fluß längere Zeit aus den Augen, da alle fürchteten, daß sie jeden Moment wieder auftauchen konnte.
    Das Licht ließ weiter nach, die Wolken verfärbten sich giftig graugrün. Die fernen Uferlinien waren immer schlechter auszumachen, bald waren sie völlig unsichtbar. Morgin und Tenguft verteilten harte Brotscheiben, und jeder erhielt seine Wasserration. Als die Nacht hereinbrach, suchten sie Schutz vor der Feuchtigkeit, die in der Luft hing. Nach einer Weile waren alle in einen erfrischenden Schlaf versunken.
    Der Tag war noch nicht angebrochen, als Meure erwachte. Er dachte, er hätte ein Geräusch gehört, doch als alles stillblieb, wollte er sich wieder zum Schlafen zusammenrollen. In seiner Nähe bewegte sich etwas, ein warmer Körper schmiegte sich an den seinen. Es war eines der Mädchen, aber er wußte nicht, welches, denn es hatte sich in eine der rauhen Decken gewickelt, die sie auf dem Boot gefunden hatten. Tenguft war es wohl kaum, denn die Eckigkeit ihres Körperbaus wäre ihm auch unter der Decke nicht verborgen geblieben. Schläfrig öffnete er die Augen und versuchte etwas zu erkennen.
    Dichter Nebel stand über dem Fluß, der nicht von diesem aufgestiegen war, sondern von oben auf ihn niederdrückte. Es regte sich kein Lüftchen. Dicke Tautropfen bedeckten das Holz des Bootes. In der Luft war ein neuer Geruch. Es drang nicht mehr allein der gewohnte Gestank des fauligen Wassers an seine Nase, wenngleich dieser das andere Aroma fast völlig überlagerte. Es roch nach Rauch und nach Geröstetem, ein schaler, abgestandener Geruch. Sie näherten sich irgendeiner Ansiedlung. Meure hielt nach Lichtern Ausschau, aber er sah nur völlige Finsternis. Nein, ganz in der Ferne schimmerte es etwas heller.
    Er lauschte. Das Mädchen atmete regelmäßig, aber es schlief nicht. Es wartete. Aus der Ferne, getragen von dem dichten Nebel, drang ein schwaches Geräusch an sein Ohr, ein rhythmisches Klopfen, das eine Weile anhielt und dann verstummte. Etwas leiser noch hörte er den Atem des Mädchens. Die angenehme Wärme ihres Körpers war wie eine Aufforderung. Das Klopfen setzte wieder ein und wurde allmählich lauter. Diesmal hörte es nicht wieder auf.
    Meure atmete tief ein und schmiegte sich enger an das warme Bündel zu seiner Linken. Er spürte, wie sich sein Pulsschlag erhöhte. Wer mochte es sein? An welcher Stelle der Barke befand sich Halander? Das Klopfen kam nun in unregelmäßigen Abständen. Jetzt wurde es schneller. Er ergriff das Mädchen bei der Schulter, tastete nach seinem Gesicht. Da bewegte sich die

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